Selbstbestimmt von Anfang an!

Babys und Windel gehören zusammen. Oder etwa doch nicht?

Das Prinzip von Windelfrei ist leicht erklärt: Babys bekommen keine Stoff- oder Wegwerfwindel angezogen. Schon Neugeborene sollen ihre eigene Ausscheidung wahrnehmen und bewusst signalisieren. Eine aufmerksame Beobachtung durch Seiten der Eltern ist in der Anfangszeit der Hauptfaktor in der windelfreien Beziehung statt Erziehung. Erziehung wäre nämlich das falsche Wort, da die Befürworter des amerikanischen Trends, die Windeln als Aufdrängen und Erziehung sehen und die freie selbstbestimmte Lebensweise von Anfang an als windelfreie Beziehung.

Doch wie erkennt man, früh genug bevor etwas daneben geht, dass das Baby nun Lulu oder Kacki muss? Es bedarf einer intensiven Beobachtung und Interpretation der Zeichen des Babys. Dann setzen Eltern das Baby auf einen Topf oder halten es über das Waschbecken – dies wird als „abhalten“ bezeichnet. Ist das Geschäft verrichtet, wird das Spielen, Kuscheln oder Essen weitergeführt.

Windelfrei setzt die Aufmerksamkeit der Eltern voraus

Windelfrei bezeichnet also eine intensive Kommunikation mit dem Baby und die Begleitung auf dem Weg zur Selbstständigkeit. Geht doch etwas mal daneben, liegt es laut den Verfechtern an der verminderten Aufmerksamkeit der Eltern, die die Signale zu spät oder gar nicht gedeutet haben. Pionierin der windelfreien Erziehung, Rita Messmer ist der Überzeugung, dass selbst Babys kompetente und selbstbewusste Wesen sind, die sich selbstbestimmt mitteilen können. Daraus schließt sie, dass sie in der Lage sind, ihre Bedürfnisse schon früh zu kommunizieren. Werden diese Signale von den Eltern richtig wahrgenommen und erfüllt, lernen Babys zu vertrauen und sind von Anfang an positiv fürs weitere Leben geprägt.

Diese Bewegung wird von den Eltern geleitet – das Kind kann sich ja noch nicht aussuchen, ob es nun eine Windel tragen will oder frei selbstbestimmt herumlaufen will – und ist eigentlich eine Entscheidung, sich voll und ganz dem Kind, seinen Bedürfnissen, Signalen und Angelegenheiten zu widmen. Angeblich kommunizieren windelfreie Eltern viel mehr mit ihren Kindern, als jene, die nach Bedarf wickeln.

Windelfrei von Anfang an ist ziemlich zeitaufwendig. Die Beschäftigung mit dem Kind geht über das gewohnte Maß hinaus – rund um die Uhr. Eltern müssen auf jedes Signal, jede Regung, jeden Ton ihres Kindes achten, denn schließlich könnte gerade dieses eine bestimmte Quengeln auf das Bedürfnis nach Ausscheidung andeuten.

Ob „windelfrei“ gut in den Alltag zu integrieren ist, müssen Eltern für sich selbst herausfinden. Klar ist, dass dieser Trend sehr zeitintensiv ist und Kinder an Bezugspersonen gebunden sind. Somit sind Mütter wieder mehr an Heim und Kind gebunden. Ein Rückschritt im 21. Jahrhundert?