Kommt euch diese Szene bekannt vor?: Eine Mutter oder ein Vater stehen mit einem ca. 3 – 4 Jahre alten Kind auf dem Gehweg, plötzlich sieht das Kind irgendetwas und rennt los. Mutter oder Vater hinterher, laut rufend „Weg von der Straße!!!!!!“. In solchen Momenten rutscht einem das Herz in die Hose und plötzlich denk man sich, „so eine Leine wäre vielleicht gar nicht so schlecht“.

Ist es okay sein Kind an die Leine zu nehmen?

Im ersten Moment schreit wohl jede Mutter erst einmal „Nein“, schon allein die strafenden Blicke der Passanten über sich ergehen lassen zu müssen, wäre zu viel. Ist es aber tatsächlich so tragisch? Wenn Mama zwei Einkaufstüten trägt, vielleicht noch ein zweites Kind hat, dass im Kinderwagen schläft und dann einen kleinen Knopf, der wie wild herumrennen möchte. Vielleicht ist es gar nicht so falsch, sein Kind vor Gefahren zu schützen?

„Das ist erniedrigend! Mein Kind ist doch kein Hund“

Verallgemeinernd zu sagen, dass die Leine für ein Kind entwürdigend ist, und sogar Schäden hinterlassen kann, ist nicht richtig. Wie so oft, kommt es auf die Situation an, in denen man das Kind an eine Leine nimmt. Beim Skifahren oder Wandern kann die Leine dem Kind Schutz bieten, es unterstützen und ihm Sicherheit geben. Wenn das Kind sich an der Leine wohl fühlt und nicht eingeengt oder der Freiheit beraubt, dann wird das Kind davon auch keine Schäden davontragen. Ist das Kind allerdings immer an der Leine, auch wenn die Eltern beide Hände frei haben und keine akute Gefahr besteht, dann wird die Leine fragwürdig. Kinder müssen auch lernen, wie weit sie gehen dürfen, müssen mal hinfallen und wieder aufstehen.

Entscheidungen akzeptieren

Sehen wir in Zukunft Mütter mit Kindern an der Leine, sollten wir nicht gleich verurteilen, sondern einen Moment innehalten. Wir kennen die Situation dieser Mutter mit Kind nicht, vielleicht neigt das Kind dazu abzuhauen, vielleicht dient die Leine der Mutter als Entlastung an belebten Plätzen, Straßenkreuzungen und Fußgängerzonen, in denen ein Kind schnell einmal verschwindet.

Übrigens

Ein Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass Leinen für Kinder in den 70er Jahren absolut normal waren und auch in Großbritannien sind sie noch häufig zu sehen. Wie weit sie in Österreich und Deutschland verbreitet sind, kann man nicht wirklich sagen. Mittlerweile nennt man sie aber auch „Lauflerngurte“ oder „Sicherheitsband“. Die Leinen sind mit kleinen Rucksäcken verziert und gleichen längst nicht mehr nur einer Hundeleine.