Gib Acht was du dir wünschst. Es könnte wahr werden…

Ich wollte immer ein Tragebaby haben. Die sind bekanntlich so kuschelig und dein Alltag ist dann so praktisch, weil du ja immer beide Hände frei hast. Tja, wie soll ich sagen, ich habe bekommen was ich mir gewünscht habe.
Die ersten Wochen nach der Geburt haben Papa und ich unser Tragebaby so richtig genossen. Gemeinsam haben wir Lobeshymnen auf unsere Tragetücher (ja wir haben natürlich jeder ein eigenes und dazu noch zig Tragesysteme) gesungen, während wir ums Haus stolziert sind. „Wie machen das nur Eltern die keine Tragehilfe haben, das ist doch so herrlich praktisch.“ haben wir uns fast schon echauffiert. Wann immer unser Baby müde war, wurde es ins Tuch gewickelt. Und das ist in den ersten Wochen nach der Geburt bekanntlich immer dann wenn Baby nicht am Busen hängt. Anfangs ist es doch ganz normal und total logisch, dass ein Baby nah am Körper der Eltern sein möchte, nicht wahr? Es braucht die Nähe um sich geborgen und sicher zu fühlen. Ist das nicht schön? Ja, das ist es wirklich. Aber seien wir mal ehrlich, ist es das auch 24 Stunden 7 Tage die Woche und 5 Kilo später?

Es kommt der Tag, da erscheint einem eine Fahrt mit dem Kinderwagen oder Auto zwecks Rückenentspannung wie ein Wellnessurlaub. Na dann probieren wir das doch mal aus, dachten wir uns. Es soll ja Babys geben, die das Autofahren lieben und im Kinderwagen zufrieden um sich blicken. Tja, unsere Tochter gehört nicht dazu. Minime sah die Sache ganz anders. Geschlafen, so sagte sie es uns lauthals ohne zu sprechen, wird aber bitte doch nur im Nahkontakt. Autofahrten wurden zur absoluten Grenzerfahrung. Stehst du mit einem brüllenden Baby im Stau, stellt ein Amoklauf eine nicht mehr allzu abwegige Alternative dar. Schon mal „Falling Down“ mit Michael Douglas gesehen…in Situationen wie diesen kann ich ihn gut verstehen.
Schreien lassen ist für mich keine Option. Aus diesem Grund kenne ich unsere Wohngegend nun besonders gut. Wer mich sucht, ich stille gerade 3 Autominuten von zu Hause entfernt auf einem verlassenen Supermarktparkplatz bei 40 Grad im nicht vorhandenen Schatten. Danke Tochter!

Und ist das Herzilein dann endlich eingeschlafen, suchst du gedanklich Antworten auf Fragen über die Infrastruktur der Stadt. Bitte wie viele Kanaldeckel gibt es eigentlich auf Österreichs Strassen und warum so viele? Und dann noch diese ewig roten Ampeln. Gibt’s die eigentlich immer nur auf den Strecken die ich wähle? Meinem Seelenfrieden zuliebe sah ich mich plötzlich gezwungen den Motor meines Superökostartstoppautos bei der roten Ampel laufen zu lassen, damit nur ja keine unregelmäßige Erschütterung im Cockpit das kleine Menschlein irritieren würde.

Bevor du selbst Kinder hast, schwörst du dir, dich nicht verbiegen zu lassen. Ein Baby sagt mir bitte nicht wann ich was zu tun habe. Tja, wie soll ich sagen, das Autoradio hat mich lange nicht mehr gesprochen, die Pfoten des Hundes würde ich nur zu gerne in Watte packen und dem DHL-Lieferanten wollte ich vorgestern eine auflegen.

Mein Tragebaby und ich sind nun wieder Öffifahrer, denn in Bahn, Bus und U-Bahn, ist Nahkontakt bekanntlicherweise nicht nur erlaubt, sondern sogar erwünscht. Leider gilt das nicht nur für Mutter und Kind.

Aber bitte versteht mich nicht falsch…
Ich spüre Muskeln in meinem Rücken von denen ich gar nicht wusste, dass es sie gibt. Nichts desto trotz genieße ich die Tragezeit und die vielen Kuscheleinheiten mit meiner kleinen Lady, denn eines Tages wird mein Baby in die Welt hinaus gehen und ich denke jetzt schon sehnsüchtig an die Momente zurück, die ich jetzt erleben darf.