Das Wissen einer Hebamme ist seit jeher etwas ganz Besonderes – selbst in der heutigen Zeit. In der Schwangerschaft, sowie in den ersten 1000 Tagen mit Kind, kommen wirklich viele Fragen auf.

Gut, dass es da die Expertinnen vom Aptaclup  gibt, an die man sich wenden kann. Wir haben 14 Fragen an die Aptaclub-Expertin und Hebamme Eva Maria Kranvogel-Kowarik gestellt.

1. Darf man während der Schwangerschaft essen, was man möchte?

In der Schwangerschaft sollte man sich vor allem ausgewogen, vollwertig, gesund, saisonal und wenn möglich biologisch ernähren. Qualität ist wichtiger als Quantität – daher bitte nicht die doppelte Portion essen! Einschränkungen gibt es vor allem bei rohen Produkten wie Eier, rohem Fisch (z.B. Sushi), rohem Fleisch (z.B. Tartar, Speck, Salami) und Rohmilchkäse. Diese Lebensmittel sollten Schwangere aus Sicherheitsgründen eher meiden.

2. Darf man weiter Sport machen? Welcher eignet sich am besten?

Ja, wenn es sich nicht um gefährliche Sportarten handelt, können werdende Mütter solange Sport machen, wie es ihnen und dem Baby gut tut. Am besten ist Sport an der frischen Luft. Besonders geeignete Sportarten in der Schwangerschaft sind Walken (statt Joggen), Schwimmen, Yoga und moderates Radfahren oder Wandern. Aber auch hier ist eine achtsame Haltung gegenüber dem Körper wichtig, damit sich keine frühzeitigen Wehen entwickeln.

3. Ab welcher Schwangerschaftswoche sollte der Koffer gepackt sein?

Meist spüren die Frauen instinktiv, wann sie sich bereit machen sollen. Ungefähr zwei Wochen vor dem vorläufig errechneten Geburtstermin reicht es, wenn der Klinikkoffer bereit steht. Das Wichtigste ist immer der Mutter-Kind-Pass, der sollte ihr „Reisepass“ in Ihrer Schwangerschaft sein und den sollten Sie immer dabei haben. Auch unsere Aptaclub App „Mein Schwangerschaftsbegleiter“ hält eine hilfreiche Packliste bereit, damit Sie nichts Wichtiges für sich und Ihr Baby vergessen.

4. Was soll man bei einem Blasensprung beachten?

Der Blasensprung ist der unwillkürliche Abgang von Fruchtwasser – es ist meist klar und riecht eigen, ist aber oft gar nicht so leicht von Harnverlust zu unterscheiden.

Sollten noch keine Wehen vorhanden sein, spricht man von einem vorzeitigen Blasensprung, der als Geburtsbeginn zu sehen ist. Falls das Köpfchen noch nicht im Becken verankert ist, sollte man sich beim Blasensprung unbedingt hinlegen und möglichst zeitnah mit der Rettung liegend ins Krankenhaus zur Geburt fahren. Meist beginnen in den nächsten Stunden Wehen und lösen so die spontane Geburt des Babys aus. Bitte keine Hektik aufkommen lassen! kd

Beim rechtzeitigen Blasensprung öffnet sich die Fruchtblase nach einigen Stunden Wehentätigkeit am Ende der Eröffnungsperiode und so drängt das Köpfchen des Babys in der Vagina tiefer Richtung Beckenausgang. Damit durchschreitet das Baby mit Austreibungsphase und Pressperiode die letzte Phase der Geburt.

5. Was soll man tun, wenn Blutungen auftreten?

Das hängt vor allem von der jeweiligen Schwangerschaftswoche und der Intensität der Blutung ab. Bei Blutung bitte immer fachärztlichen Rat einholen! Grundsätzlich ist das ein sehr umfangreiches Thema, meist lassen aber Blutungen auf die Durchlässigkeit des Muttermundes (Cervix) schließen.

Es gibt Blutungen, die in der Früh-Schwangerschaft auftreten – zum Beispiel die Einnistungsblutung – oder auch Kontaktblutungen nach dem Geschlechtsverkehr, welche fast immer unbedenklich sind. Hellrote und massive Blutungen während der Schwangerschaft lassen auf eine Blutung aus dem Mutterkuchen schließen und sind absolute Notfälle! Nahe dem errechneten Geburtstermin kommt es manchmal zu einem dunkelblutigen-schleimigen Abgang aus der Scheide – dies ist der Schleimpfropf aus dem sich langsam öffnenden Muttermund, der auf einen baldigen Geburtsbeginn schließen lässt und meist als Vorbote für die einsetzenden Geburtswehen auftritt.

6. Wann ist es Zeit, ins Krankenhaus zu fahren?

Die meisten werdenden Mütter spüren es, wenn es „ernst wird“, also wenn die Wehen in regelmäßigen Abständen von ungefähr fünf bis zehn Minuten kommen. Meist hängt der geeignete Zeitpunkt ein wenig von der Entfernung des Wohnortes der werdenden Eltern zum gewählten Krankenhaus oder Geburtsort des Babys ab, wobei Wegstrecke, Verkehrssituation, Wetter und allfällige Staus beachtet werden müssen. Werdende Väter sind meist sehr nervös um diese Zeit und drängen oftmals zu einem frühzeitigen Aufbruch. Aber solange sich die werdende Mutter noch wohl fühlt und die Wehen sich gut veratmen lassen, ist wohl noch Zeit. Die Aptaclub App „Mein Schwangerschaftsbegleiter“ beinhaltet einen Wehen-Timer, mit diesem können sich werdende Eltern einen Überblick über die Wehensituation verschaffen und so besser planen, wann es Zeit ist, ins Krankenhaus zu fahren.

7. Eine junge Mutter bekommt ihr erstes Kind. Wie helfen Sie ihr unter der Geburt?

Die Hebamme begleitet die normal verlaufende Geburt und überwacht das Baby im Mutterleib. Sie ist Ansprechpartnerin für die werdenden Eltern während des gesamten Geburtsverlaufs und hilft mit ihrem Wissen, ihrer Erfahrung und auch praktischen Tipps, das Baby möglichst natürlich und spontan zu gebären. Falls es Abweichungen von der physiologisch verlaufenden Geburt gibt, holt die Hebamme den oder die Gynäkologen/-in dazu, um gemeinsam mit den werdenden Eltern den bestmöglichen Geburtsweg für das Baby und die bestmögliche Variante der Geburt für die Mutter festzulegen.

8. Was ist Ihre Aufgabe direkt nach der Geburt?

Die Hebamme legt der frischgebackenen Mutter das Baby abgetrocknet auf den Bauch und leitet so die Bondingphase ein. Sie durchtrennt die Nabelschnur des Babys oder assistiert der anwesenden Begleitperson beim Abnabeln. Die Hebamme entnimmt Blut aus der Nabelschnur, um die Blutgruppe festzustellen und den Säuregradwert des kindlichen Blutes zu messen und zu dokumentieren. Die Hebamme kümmert sich auch um den vollständigen Abgang der Placenta (Mutterkuchen) und überwacht die Nachblutung der Wöchnerin. Zudem versorgt oder initiiert sie die Versorgung allfälliger Geburtsverletzungen im Vaginal- und Dammbereich und kümmert sich um die Erstversorgung des neugeborenen Kindes: Wiegen, Messen, Untersuchung, Ankleiden, allfällige Prophylaxen wie die Vitamin-K-Gabe und Blutzuckermessung. Dann ist sie der Mutter beim ersten Anlegen des Babys an die Brust behilflich.

9. Eine Mutter möchte gerne eine Hausgeburt. Was muss sie beachten?

Die werdende Mutter sollte so früh wie möglich Kontakt mit einer freiberuflich tätigen Hebamme aufnehmen, die Hausgeburtshilfe anbietet und sich mit ihr eingehend beraten, ob der persönlich gewählte Weg der richtige ist, um ihr Baby gut und sicher auf die Welt zu bringen. Unter www.hebammen.at findet sie eine Hebamme in ihrer Nähe.

Eine Mutter, die eine Hausgeburt plant, sollte eine komplikationslose Schwangerschaft haben und ein gutes Netzwerk wie zum Beispiel Partner, Familienmitglieder oder Freunde – also Personen, die sie nach der Geburt und in der ersten Zeit mit dem Neugeborenen, dem sogenannten Wochenbett, gut unterstützen und in der Anfangszeit auch in der Hausarbeit, beim Kochen, Waschen, Einkaufen und Putzen mithelfen können.

10. Wann spricht man von einem Notkaiserschnitt?

Wenn während der Geburt eine schwerwiegende Pathologie eintritt, die Gesundheit von Mutter oder Baby gefährdet ist und so schnell wie möglich durch einen Kaiserschnitt geholfen werden muss. Beispiele sind etwa ein akuter Sauerstoffmangel des Babys, ein Nabelschnurvorfall oder eine akute und schwerwiegende vaginale Blutung.

11. Haben Sie Tipps für die ersten Tage nach der Geburt?

  • So wenig Stress wie möglich für Mutter und Baby!
  • Möglichst wenig Besuche
  • „Flitterwochen mit dem Baby verbringen“, um sich gut kennenzulernen. Die Eltern lernen das Baby mit all seinen Bedürfnissen und Feinzeichen kennen – das ist die Sprache des Neugeborenen, mit dem es zum Beispiel Hunger zum Ausdruck bringt. Eltern stellen sich in dieser Zeit auf das Leben mit dem Neugeborenen ein.
  • Den eigenen Rhythmus finden, was die Stillmahlzeiten und den Schlafrhythmus betrifft. Unser Rat ist immer: Schlafen, wenn das Baby schläft – auch tagsüber, da es anfangs keine durchgehende Nachtruhe von mehreren Stunden gibt.
  • Ressourcen aktivieren: Freunde und Familienmitglieder können für die junge Familie gesundes, selbstgekochtes Essen bringen.
  • Eigene Bedürfnisse ernst nehmen: Essen, Schlafen, Duschen und kleine Spaziergänge sind gerade nach den Anstrengungen der Geburt, um das Wohlbefinden zu stärken und genug Kraft für kleinere und größere Probleme im Wochenbett zu haben – sei es der sogenannte Babyblues, der durch die hormonelle Umstellung auftritt, nachwirkende Schmerzen durch Geburtsverletzungen oder Stillschwierigkeiten.
  • Für gute, hilfreiche Unterstützung sorgen: Ideal wäre es, wenn der Vater des Kindes den Papamonat in Anspruch nehmen kann oder eine andere Bezugsperson stark zur Seite steht. Sehr empfehlenswert ist auch die Organisation einer Nachsorgehebamme fürs Wochenbett – diese macht über einen vereinbarten Zeitraum Hausbesuche und gibt hilfreiche Tipps zum Stillen, zur Babypflege und zu allen anderen Fragen, die erst zu Hause auftreten.

12. Was tun, wenn das Stillen nicht klappen will?

Stillen ist Teamarbeit und braucht anfänglich viel Zeit und Energie. Wenn Sie als Frau ihr erstes Baby stillen und das Baby es auch erst lernen muss, gönnen Sie sich Zeit und eine hilfreiche, erfahrene Begleitung fürs Wochenbett. Am besten sollte man sich schon in der Schwangerschaft oder im Geburtsvorbereitungskurs theoretisch mit dem Stillen auseinandersetzen.

Nach der Geburt finden Sie darüber hinaus auch individuelle Hilfe bei der Hebamme in ihrer Nähe, bei privaten Stillgruppen oder Stillambulanzen sowie bei der Stillberatung im Krankenhaus.

13. Sind Arzneimittel in der Stillzeit Tabu?

Medikamente müssen in der Stillzeit wie in der Schwangerschaft genau geprüft werden, ob sie geeignet sind. Dies gilt auch für Salben, Tees, Tinkturen, Tabletten und Zäpfchen aller Art. Bitte Arzneimittel nur nach Absprache mit Arzt oder Ärztin, Hebamme oder Apotheker/-in anwenden. Auskunft gibt www.embryotox.de, da kann man auch als Laie die gebräuchlichsten Medikamente abfragen.

14. Geht man als Hebamme an die Geburt der eigenen Kinder lockerer heran?

Hebammen haben zwar theoretisch viel Wissen und Informationen zur Verfügung, dennoch muss sich auch eine Hebamme, wie jede andere Frau auch, auf die eigene Geburt einlassen und dem Bauchgefühl vertrauen, was nicht immer leicht fällt.

Geburt ist immer eine außergewöhnliche Erfahrung des eigenen Körpers. Sie ist eine physische und psychische Hochleistung in einer Grenzsituation und kann ein wundervolles, selbstbestimmtes Erlebnis sein. Es ist ein grundsätzlicher Unterschied, ob ich als Hebamme eine Geburt begleite oder selbst Gebärende, also Akteurin, bin. Ich bin selbst dreifache Mama und habe sehr unterschiedliche Geburten erleben dürfen. Dafür bin ich sehr dankbar in meinem Leben!

Die Hebammen und Ernährungsexpertinnen der Aptaclub Servicehotline sind Montag bis Freitag von 9-12 Uhr und von 13-15 Uhr, unter 0800 311 512 erreichbar.