Anfangs ist ja alles ganz rosig, „supersüß“ und man kann ja gar nicht anders als rund um die Ohr für das Kind da zu sein. Nächtelanges Weinen, Sorgen um das Kind, in vielen Fällen aber auch der finanzielle Druck, sind es, die das Neo-Familienleben trüben. Während mein Mann hoffnungslos auf Romantik wartete, fühlte ich mich nur mehr als wandelnder Milchhof. Mein Sohn lehrte mich was Cluster-Feeding bedeutet, er verbrachte einmal acht und ein weiteres mal sechs Stunden an meiner Brust – ich durfte ihn nicht „abnippeln“, denn er schrie um Leben und Tod. So haben wir uns das echt nicht vorgestellt, ich stillte bis zum bitteren Ende beinahe stündlich, eine Flasche kam gar nicht in Frage, Schnuller in sämtlichen Marken flogen in hohen Bogen an uns vorbei. Die schlaflosen Nächte trugen auch nicht zu besserer Stimmung bei. Langsam mischte sich zu meinen Stimmungstiefs auch das schlechte Gewissen meinen Mann gegenüber dazu. Eigentlich sollte das doch die glücklichste Zeit unseres Lebens sein!

Als die Stillzeit vorbei war, sollte uns ein Konzertbesuch dabei helfen, wieder mehr Zeit für uns zu haben, aber unser Einjähriger war davon nicht überzeugt. Er machte beim Probedurchlauf, eine Woche davor, den Großeltern die Hölle heiß. Wir schafften gerade mal die Vorspeise, da klingelte das Telefon, die hochmotivierte Oma warf das Handtuch. Wir rasten vom Restaurant nach Hause und übernahmen unseren rotzverschmierten Sohn, der uns noch drei Tage später mit aller miesester Laune für unseren Kurztrip abstrafte.

Nicht nur Eltern, sondern auch ein Paar

Die Konzertidee haben wir dann gleich verworfen und unser neues Paarkonzept entstand. Wir verbrachten den Abend, auf dem Balkon mit unserem Lieblingswein, dem Babyphone, youtube und grölten unsere Lieblingslieder, während unser Bossbaby glücklich im Schlafzimmer schlummerte. Wir plauderten über unsere Höhen und Tiefen, die Herausforderungen an unsere Beziehung und darüber, dass wir glücklich sind, wenn unser Kind zufrieden ist. Zwei Jahre später haben wir dann die Idealbesetzung für unseren Babysitter gefunden, viele Abende dazwischen haben wir durch unser Wohnzimmer getanzt, gelacht und auf der Couch gefummelt, wenn der Kleine schlief. Heute lachen wir darüber, dass wir diese anstrengende Zeit als Paar gemeistert haben, die uns nicht entfremdet hat, sondern näher zusammenbrachte. Dabei trinken wir Wein und gabeln Sushi mit unseren Stäbchen auf – in unserem Lieblingslokal, während die Kinder zuhause wohlbehütet in unserem Bett lauthals schnarchen.