Die Beziehungsqualität eines Paares verschlechtert sich nach der Geburt des ersten Kindes. Die Zeit für einander fehlt und Konflikte werden mehr. „Es kann schon sein, dass es anderen Paaren so ergeht, aber das wird uns bestimmt nicht passieren. Wir werden einfach dafür sorgen, dass wir uns ausreichend Zeit füreinander nehmen und unser Kind nicht in den Mittelpunkt unseres Alltages rücken.“


Auch wenn sich viele Paare vornehmen, ihre Beziehung auch nach der Geburt zu pflegen, sich umeinander zu bemühen und ausreichend Zeit für Qualitytime als Familie finden wollen, in den meisten Fällen kämpft das frischgebackene Elternpaar, wenn ihr Baby erst einmal auf der Welt ist, tagtäglich um ihre Beziehung. Wenn du dich angesprochen fühlst, wollen wir dir sagen, dass es anderen ebenso ergeht und dir zeigen warum dies der Fall sein kann.

  • Ihr seid nun Eltern
    So simpel und doch zeitweise ziemlich kompliziert…
    Mit der Geburt eines Kindes werden auch eine neue Mutter und ein neuer Vater geboren. Dabei durchlaufen die meisten Eltern die wohl größte Veränderung in ihrem Leben. Die neuen Rollen innerhalb der Kernfamilie müssen sich erst finden und von allen Mitgliedern verinnerlicht werden. Dadurch, dass die Versorgung eines Neugeborenen viel Zeit, Energie und Liebe von seinen Eltern in Anspruch nimmt, nehmen die neuen Rollenbilder als Mama und Papa vorerst den Großteil der Zeit ein. Die Identität als Mann und Frau, sowie als Paar rückt in der ersten Zeit nach der Geburt in den Hintergrund.

  • Die Auseinandersetzung mit der eigener Kindheit wird ein Thema
    Bereits in der Schwangerschaft tauchen bei einigen werdenden Eltern Erinnerung aus der eigenen Kindheit wieder auf. Positive und negative Erfahrung mit den eigenen Eltern, können im Hier und Jetzt neue Fragen aufwerfen. Die Aussicht darauf, bald selbst Mutter oder Vater zu sein, kann in dieser Lebensphase für Verwirrung sorgen und viele positive aber auch negative Gedanken mit sich bringen. Diese wollen durchdacht, reflektiert und verarbeitet werden. Indem sich (werdende) Eltern darüber austauschen wie sie zukünftig mit ihrem Kind leben wollen, tauchen meist automatisch Vorstellungen, Gewohnheiten und Wünsche aus der eigenen Kindheit wieder auf. Während es sich dabei in der Zeit der Schwangerschaft und teils auch davor meist noch um gemeinsame Träumereien handelt, gilt es nach der Geburt Kompromisse zu finden um gemeinsame Ziele zu erreichen. Dies kann zur Herausforderung werden.

  • Vorgeburtliche Konflikte tauchen nach der Geburt intensiver wieder auf
    Ist euer Baby erst einmal auf der Welt, werdet ihr vermutlich feststellen, dass einiges was ihr euch vorgenommen habt nun doch nicht so umsetzbar ist wie ihr es ursprünglich geplant habt. Dabei kann es sein, dass einer von euch beiden daran festhält was ihr vor der Geburt vereinbart habt und der andere nun feststellt, dass sich diese Herangehensweise nicht mehr gut für ihn anfühlt. Der Alltag mit Baby ist in der Theorie leider oftmals ganz anders als in der Praxis. Hinzu kommt, dass ein Elternteil, zumeist die Mutter, anfangs einfach mehr Zeit mit dem Nachwuchs verbringt und der andere Elternteil, oftmals der Vater, ganz andere Situationen mit dem Baby kennenlernt. Was bisher, als Paar, immer wieder unter die Kategorie „na in diesem Punkt sind wir einfach unterschiedlich“ abgehackt wurde, taucht nun als Konflikt erneut auf. Und wieder muss ein gemeinsamer Konsens gefunden werden.

  • Ihr tragt nun die Verantwortung für ein Lebewesen
    Auch hierbei hat sich die Vorstellung ein gemeinsames Baby zu haben irgendwie leichter und lustiger angehört, als es sich dann tatsächlich anfühlt. Gemeinsame Entscheidungen hinsichtlich der Gesundheit, Bildung und Erziehung eures Kindes müssen getroffen werden. Da man ein Baby nun einmal nicht nur ein bisschen impfen lassen kann, müssen sich Paare spätestens nach der Geburt ihres Kindes ernsthafte Gedanken darüber machen was sie ihrem Kind fürs Leben mitgeben wollen. Dies betrifft langfristige Überlegungen, wie die Wahl des Kinderarztes oder der späteren Volksschule, zeigt sich aber bereits in kurzfristigen Entscheidungen, wie beispielsweise ob man zu Schmerzmitteln beim ersten Zahn greifen möchte oder nicht, wie man als Paar dazu steht, dass das gemeinsame Kind gestillt wird oder welches Spielzeug gekauft wird. Was an dieser Stelle eventuell überzeichnet klingen mag, ist für viele Paare eine ernstzunehmende Grundsatzdiskussion.
    Wobei wir auch schon beim nächsten nicht unwesentlichen Punkt wären…

  • Die Finanzielle Situation verändert sich
    Habt ihr bisher gut von euer beider Gehälter gelebt, müsst ihr euch schon sehr bald damit auseinandersetzen, dass sich euer monatliches Einkommen vermutlich um einiges reduzieren wird. In der Regel vermindert sich das Gehalt der Frau um einen erheblichen Betrag. In der Zeit der Karenz ist in den meisten Familien Sparen angesagt. Genau dann, wenn eigentlich weitere Ausgaben hinzukommen, fehlt das Geld dafür. Diese Tatsache birgt einiges an Konfliktpotential, vor allem weil sich das Paar nun einig werden muss wofür das gemeinsame Einkommen verwendet werden soll. Gemeinsam müssen in Folge Prioritäten gesetzt werden. In der Regel betreffen die Einsparung im ersten Schritt die Freizeitgestaltung und Hobbys. Kein Wunder, dass dabei Diskussionen entstehen können.

  • Die Prioritäten verschieben sich
    Doch nicht nur hinsichtlich der Finanzierung des gemeinsamen Alltags muss eine Prioritätenliste erstellt werden. Nach der Geburt des ersten Kindes ist die Verschiebung der eigenen Prioritäten besonders spürbar. Die berufliche Situation, Hobbys und der gemeinsame Alltag können sich nach und nach verändern. Hierbei spielen auch die neue Rollenverteilung und die Tatsache, dass sich der Alltag von Mann/ Vater und Frau/ Mutter meist grundlegend unterscheidet, mit hinein. Während, zumindest in den ersten Lebensmonaten des Kindes, in den meisten Familien die Mutter zu Hause beim gemeinsamen Kind bleibt, geht der Vater zumeist weiterhin arbeiten. Die Interessen und somit auch die Prioritäten verschieben sich. Teilweise fühlt es sich dann für manche Paare so an, als würden sie sich in verschiedene Richtungen entwickeln. Erst durch eine offene Aussprache kann das frischgebackene Elternpaar erkennen ob und in wie weit sich die eigenen Prioritäten wirklich von denen des Partners/ der Partnerin unterscheiden.

Der Übergang zur Elternschaft stellt für die meisten Paare die größte Herausforderung für ihre Beziehung dar. Liebe, Zuneigung, Fürsorge und gemeinsame Interessen bekommen dabei oftmals eine ganz neue Bedeutung für das Liebespaar. Es durchläuft eine Metamorphose mit ungewissem Ausgang. Doch ist diese erst einmal überstanden und hat sich das Paar als Eltern und als Liebespaar neu entdeckt, haben Mann und Frau zumeist auch ihre individuellen Stärken und Schwächen innerhalb der neuen Kernfamilie erkannt und gelernt damit umzugehen. Was folgt, ist eine neue, ganz andere Form des Zusammenlebens, des Familiengefühls und der Liebe zueinander.

Wir wünschen euch viel Kraft, Zuversicht und Liebe zueinander auf dieser einzigartigen Reise!