Der Mutterkuchen – in der Fachsprache Plazenta genannt –  versorgt das Baby in der Schwangerschaft. Kind und Plazenta stehen in einer engen Kommunikation miteinander. Eine Möglichkeit für eine sanfte und spirituelle Trennung zwischen Kind und Plazenta ist die Lotusgeburt.

Die Lotusgeburt steht für Natürlichkeit und Spiritualität. Dabei wird die Nabelschnur nach der Geburt nicht abgeklemmt und die Verbindung zwischen Kind und Plazenta bleibt so lange erhalten, bis die Nabelschnur abfällt. Normalerweise wird die Nabelschnur nach der Geburt des Kindes, meist nach dem Auspulsieren, durchtrennt. Die Plazenta wird von Blut gereinigt, in ein Handtuch oder eine Stoffwindel eingepackt und in einem Gefäß gelagert. Nach 24 Stunden muss der Mutterkuchen mit Salz und aromatischen Kräutern sowie Ölen eingerieben werden – dies dient der Konservierung. Der Vorgang muss im Anschluss ein- bis dreimal täglich wiederholt werden, bis die Nabelschnur von alleine abfällt. Die Nabelschnur trocknet Tag für Tag immer mehr ein und fällt zwischen dem 3. und 10. Tag nach der Geburt ab.

Claire Lotus Day, die Begründerin der Lotusgeburt, ist der Ansicht, dass die Plazenta das erste Organ des Menschen ist. Bei einer Abnabelung erfolgt somit nicht nur die Trennung von der Mutter, sondern auch von einem „eigenen“ Teil des Babys. Die Lotusgeburt soll Kinder vor Ängsten, Verlustengefühlen und Einsamkeit schützen. Die Befürworter gehen davon aus, dass es zu keinerlei Risiken durch eine Lotusgeburt kommt. Sie sind der Ansicht, dass die Heilung des Nabels besser verläuft, die Kinder weniger an Gewicht abnehmen und seltener an Neugeborenengelbsucht leiden.

In der Praxis ist das Management einer Lotusgeburt nicht ganz so einfach. Die Konservierung der Plazenta und das Handling führen nicht selten dazu, dass der Mutterkuchen zu einem späteren Zeitpunkt abgenabelt werden muss. Kritiker meinen sogar, dass die Plazenta eine Infektionsquelle für das Kind darstellt, da es sich um abgestorbenes Gewebe handelt. Bei einer geplanten Lotusgeburt muss sich die Frau um das nötige Equipment kümmern und es im Vorfeld mit den Hebammen besprechen. Als Alternative wird bei der Abnabelung des Kindes so lange gewartet, bis die Nabelschnur auspulsiert ist – diese Art wird in den meisten Krankenhäusern praktiziert. Erst wenn das Kind das Signal gibt „Danke Plazenta, mir geht es gut, ich komme ohne dich klar“, fließt kein Blut mehr durch die Nabelschnur und es kann abgenabelt werden.