Wir lieben unsere Kinder, ganz klar. Aber es gibt Momente da wird uns plötzlich wieder bewusst wie sehr sie unsere Welt auf den Kopf stellen. Unlängst war wieder einmal einer dieser Momente.

Die Familie war zusammen gekommen um den Geburtstag meiner Nichte zu feiern. Beim Abendessen waren die Kinder schon müde und das Gefahrenpotential für einen Wutausbruch bei den lieben Kleinen und einem Nervenzusammenbruch bei den tapferen Großen sehr hoch. Während meine Schwester mit ihrem brüllenden Kind, dem Besteck und dem Essen hantierte, warf sie mir einen Blick zu der Bände sprach. Nachdem das erste Feuer gelöscht war und wir mehr oder weniger wieder zu Wort kamen, überlegten wir uns gemeinsam, wie unsere Familienessen abliefen als wir noch keine Kinder hatten. Wir konnten uns beim besten Willen nicht mehr daran erinnern. Worüber hatten wir gesprochen, als wir noch die Möglichkeit hatten einen geraden Satz ohne jegliche Unterbrechung zu Ende zu bringen? Wonach hatten wir unser Essen am Teller ausgesucht und wie hat es uns geschmeckt, als wir noch nicht hastig und gestresst die Reste unserer Kinder hinunterwürgten? Und was haben wir zum Teufel eigentlich vor und nach dem Essen gemacht, als unsere Fußböden noch frei von Bällen, Puppen und Kuchenbröseln waren? Die Erinnerungen an diese längst vergangenen Tage vor nicht einmal drei Jahren erscheinen uns mittlerweile wie ausgelöscht.
Wir lieben unsere Kinder. Es ist großartig wie sie jedes unserer Familientreffen zu einem Fest machen, es durch ihr Lachen erhellen und voller Freude und kindlichen Übermut durch die Gänge sausen. Unsere Tage sind um so vieles bunter seit dem. Und trotzdem, es gibt Momente in denen wir uns fragen, was wir damals, als wir noch Zeit, Muße und Ruhe hatten, eigentlich getan haben.
Schlafmangel, das tägliche Chaos und Emotionsachterbahnen vom Feinsten. Niemand sagt einem wie es sich tatsächlich anfühlt mit Kindern zu leben, vierundzwanzig Stunden am Tag, an sieben Tagen die Woche.
Was hatten wir damals für Sorgen, als wir nur für uns selbst verantwortlich waren? Welche Gedanken hielten uns nachts wach, als es noch nicht unsere zahnenden Kinder waren? Dieses Leben ist nicht mehr unseres und es fühlt sich an, als wäre es das nie gewesen.

Dies ist die Zeit an die wir uns unser Leben lang zurück erinnern werden. Da bin ich mir ganz sicher. Wir werden sie vermissen und wenn wir alt und grau sind, wehmütig in Erinnerungen schwelgen und daran denken wie einzigartig schön die Tage waren als unsere Kinder noch klein waren. Aktuell fühlt es sich nur zeitweise irgendwie ganz anders an. Die wunderbaren, einzigartigen Momente sind da und wirklich ganz besonders wunderbar und einzigartig. Doch es gibt da auch noch die furchtbar anstrengenden und extrem zermürbenden, nie enden wollenden Tage und vor allem Nächte. Das sind Zeiten in denen wir unsere kinderlose Freundin ansehen und uns denken, „Mach das nie, bekomme niemals selbst Kinder. Borge dir doch lieber ab und zu meins aus.“.

Das faszinierende an diesen Gedanken ist, sie bleiben nie lange zu Besuch. Und wenn sie sich wieder einmal verabschiedet haben und Ruhe einkehrt, hinterlassen sie auch kaum Spuren die auch nur im Ansatz beschreiben was kurz zuvor noch allgegenwärtig schien.
Aus diesem Grund freue ich mich nicht nur wenn ich wieder einmal erfahre, dass liebe Freunde ein Baby erwarten, sondern werde im selben Atemzug auch ganz wehmütig, weil mein Baby schon so groß ist. Verrückte Welt, dieses Eltern sein, das kann ich euch sagen…