Die Augen spielen bei der kindlichen Wahrnehmung von Anfang an eine wichtige Rolle. Dennoch dauert es einige Zeit, bis sich die Sehschärfe vollständig entwickelt hat. Deshalb ist es wichtig, die Gesundheit der Augen regelmäßig zu untersuchen, um Probleme rechtzeitig zu erkennen und passende Maßnahmen ergreifen zu können.

In den ersten Monaten erweitert sich der Bereich, in dem das kindliche Auge scharfstellen kann zunehmend. Zunächst erscheint alles, was weiter als etwa 30 Zentimeter entfernt ist verschwommen. Vor allem Gesichter, die nahe genug im Sehfeld erscheinen können dann wahrgenommen und bald auch wiedererkannt werden. Aus diesem Grund werden die Augen nicht bei den allerersten Vorsorgeuntersuchungen berücksichtigt. Sie stehen erst ab der U3 auf dem Plan.

Schrittweise verbessert sich die Fähigkeit zur Akkomodation (Scharfstellen) und die Koordination der Augenbewegungen. Zum Erfahren und Begreifen der Welt sind gesunde Augen enorm wichtig. Beeinträchtigungen können Lernfortschritte in vielen anderen Bereichen behindern.

Entwicklung des Sehsinns

Es dauert etwa bis zum zwölften Lebensjahr, bis das Auge seine volle Sehschärfe erreicht hat. Doch im Laufe dieses Prozesses werden auch noch andere Fähigkeiten entwickelt:

  • Objekterkennung: Kinder lernen schrittweise, Objekte anhand verschiedener Eigenschaften zu identifizieren und voneinander zu unterscheiden. Nach und nach können immer komplexere Objekte wahrgenommen und eingeordnet werden.
  • Raumwahrnehmung: Hierbei ist das Erlernen der richtigen Koordination der Augenbewegungen wichtig. Erst durch das stereoskope Sehen mit beiden Augen kann ein dreidimensionaler Eindruck unserer Umgebung entstehen. Schließlich dauert es auch eine Weile, bis Kinder lernen, Entfernungen und Geschwindigkeiten richtig einzuschätzen.

Fehlsichtigkeit frühzeitig ausgleichen

Kurz- oder Weitsichtigkeit zählen zu den häufigsten Fehlsichtigkeiten, die sich auch bei einem noch unvollständig entwickelten Auge bereits abzeichnen können. Weniger eine Krankheit als eine Abweichung von der Norm, können diese durch geeignete Sehhilfen korrigiert werden. Vor allem bei kleinen Kindern ist eine Brille dabei meist die bessere Wahl. Kontaktlinsen kommen nur dann in Frage, wenn sie von den Kindern richtig angewendet werden können und der Umgang damit keine Probleme bereitet. Nicht das Alter, sondern die individuelle Entwicklungsstufe sollte deshalb berücksichtigt werden.

Brillen sind heute in unzähligen Varianten und schicken Gestellen erhältlich. Sie haben ihren „schlechten“ Ruf von früher längst verloren, so dass Eltern sich in der Regel keine Sorgen machen müssen, dass die Kleinen von anderen deshalb gehänselt werden. Um eine Fehlsichtigkeit genau zu diagnostizieren ist ein Sehtest beim Experten unumgänglich. Neben einer Kurz- oder Weitsichtigkeit kann so auch eine Hornhautverkrümmung erkannt werden.

Neben den Scharfsehen gilt es, auch das Farbensehen zu überprüfen, denn hier kann eine Fehlentwicklung ebenfalls zu Problemen führen. Allerdings gibt es bei Farbenblindheit, die häufig genetischen Ursprungs ist, keine Heilungsmöglichkeit. Dennoch können bei einer stärkeren Ausprägung Brillen mit passend getönten Gläsern die Symptome etwas lindern.

Bei einer Fehlstellung der Augen (z.B. Schielen) kann durch eine Brille mit speziell geschliffenen Gläsern oder durch Abdecken des gesunden Auges die Fehlstellung meist korrigiert werden. Je früher Maßnahmen ergriffen werden, desto größer sind die Chancen zur Heilung. Die ersten drei Lebensjahre zählen dabei zu den Wichtigsten bei der Entwicklung des Sehens bei Kindern.

Fehlsichtigkeit und Sehfehler erkennen

Ob ein Kind Probleme mit der visuellen Wahrnehmung hat, kann sich an vielfältigen Anzeichen zeigen:

  • Keine oder geringe Reaktion auf visuelle Reize
  • Zittern der Augen
  • Ständiges Schiefhalten des Kopfes beim Betrachten eines Objektes
  • Häufiges Augenreiben oder übermäßiges Grimassenschneiden
  • Mangelnde Augen-Körper-Koordination (z.B. Vorbeigreifen an Dingen, häufiges Stolpern)

Solche Auffälligkeiten sollten beim regelmäßigen Arztbesuch mitgeteilt werden und können dann gegebenenfalls weiter untersucht werden.

Entwicklung fördern und unterstützen

Eine gesunde Ernährung ist für die Entwicklung gesunder Augen wichtig. „Rüben sind gut für die Augen“ – so heißt es im Volksmund. Gemeint sind die darin enthaltenen Carotinoide und das Vitamin A, welche für verschiedene Prozesse im Auge benötigt werden. Sie sorgen für die Bildung von genügend Augenflüssigkeit und sind essentiell bei der Produktion des Sehpigments Rhodopsin.

Da sich die Makula (gelber Fleck – Punkt des schärfsten Sehens) im Laufe des Lebens stetig erneuert, sollte man dafür sorgen, dem Körper dafür stets die notwendigen Nährstoffe zuzuführen. Auch Luthein und Zeaxanthin – Stoffe, die vor allem in grünem Blattgemüse enthalten sind, zeichnen sich für die Erhaltung gesunder Augen besonders aus.

Darüber hinaus können Eltern durch gezielte Herausforderungen das Sehen ihrer Kinder schulen und fördern. Unterschiedliche und abwechselnde Sehaufgaben können spielerisch gestellt werden. Für ganz kleine Kinder eignen sich etwa Spiele zum Formen und Farben erkennen. Bei Älteren kann mit einem Memory auch gleichzeitig das visuelle Gedächtnis geschult werden. Ballspiele hingegen trainieren die Koordination der Bewegungen zusammen mit dem Sehsinn.

Zudem müssen auch Kinderaugen vor zu starker Sonneneinstrahlung geschützt werden, denn sie sind ungleich empfindlicher gegenüber UV-Strahlung. Beim längeren Spielen im Freien kann ein schattiger Platz sinnvoll sein. Besonders empfindliche Kinder sollten eine spezielle Sonnenbrille tragen.

Große Herausforderungen für die Kinderaugen

Kinder sind durch die allgegenwärtigen digitalen Medien und technischen Geräte heute besonderen Herausforderungen ausgesetzt. Ganz selbstverständlich wollen sie Smartphones oder Tablets nutzen und viele Kinder haben früh einen eigenen Fernseher oder Computer auf dem Zimmer.

Nicht nur für die Kinderaugen bedeutet das Bildschirmsehen eine große Belastung. Eltern sollten deshalb darauf achten, die Zeit vor den Monitoren auf ein gesundes Maß zu begrenzen.

Zudem sollte der Arbeitsplatz für die Schularbeiten oder die Spielecke der Kinder ausreichend beleuchtet sein. Schummriges Licht belastet die Augen ebenfalls und kann auf Dauer zu einer schlechteren Sehleistung führen.

 

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