In dieser Rubrik erzählt Bloggerin Evelyn von ihrer neuen Welt als Mutter einer kleinen Tochter. Mehr dazu gibt es auf Little Paper Plane.

Kürzlich stolperte ich über einen Artikel im Onlineauftritt eines gewissen Drogeriemarktes (“Wie schön muss Mami im Kreißsaal sein”). Hier stellte man sich der essenziellen Frage, wie sehr sich eine Frau für den puren Lustbesuch im Kreißsaal aufbrezeln sollte. Dabei wurde dazu aufgerufen, sich noch schnell vor dem Geburtstermin ordentlich aufzupolieren, um dann vor, nach und während den Wehen möglichst makellos auszusehen. All das mit dem Argument, dass es dazu nach der Geburt laaange keine Möglichkeit mehr gäbe (fyi Mütter verschwinden nicht vom Erdballen nachdem sie gebären).

Well: Fail.

Vielleicht reagiere ich so empfindlich darauf, weil mich meine Hebamme während einer Wehe nach der Farbe meines Nagellackes fragte. Die Frage war mit Sicherheit nur als nette Ablenkung gemeint, aber ich habe wirklich all meine Kraft zusammen gerauft, um nicht unhöflich zu werden. Es ist absolut nicht verkehrt, wenn man auf bunte Nägel und schöne Wimpern steht, aber eine Maniküre ist im Kreißsaal nun wirklich kein “Muss”.

Wir basteln in den neun Schwangerschaftsmonaten an einem kleinen Wunder und müssen letzteres auch noch unter erheblichen Schmerzen auf die Welt befördern. Dass einem in den Wehen wirklich schei*egal ist, wie die eigene Nagellackfarbe heißt, oder ob das T-Shirt zerknittert ist, dass kann ich garantieren.

Frauen haben unter den Geburtsschmerzen (aber nicht nur) ein Recht auf Hässlichkeit, auf Natürlichkeit – ein Recht auf Menschlichkeit eben. Wer will, findet nämlich wahre Schönheit auch in solchen Momenten. Ohne Make-up, ohne perfekt sitzender Frisur.

Und übrigens, liebe Hebamme, die Farbe hieß “Bite me”.

(Wirklich!)

 

Mehr MUMMY-Stuff gibt’s übrigens hier: http://littlepaperplane.net/