Ein berührender Brief mit einer deutlichen Botschaft.

„Mama, ich schreibe dir nach all den Jahren diese Zeilen. Vor genau 18 Jahren hast du mich unter deinem Herzen getragen. Damals warst du erst wenige Wochen mit mir schwanger. Ich habe deine Liebe gespürt – wirklich! Doch in manchen Momenten hast du ganz auf mich vergessen. Ich fühlte mich wie benommen in einem Bauch. Du hattest Spaß, hast viel gelacht, es war laut bei dir – und aus einem Gläschen Wein wurden mehrere… Ich hatte einen Vollrausch in deinem Bauch!

Ich war schon immer anders. Meine Emotionen konnte ich nie steuern. Nicht selten kam es zu Wutanfällen. Aus heiterem Himmel war ich wütend, aggressiv, habe geschrien, geweint und um mich geschlagen. Ich war damit überfordert. Und du warst es auch. Heute – nach einer langen Therapie – frage ich mich: Konntest du mein Verhalten deuten? Wusstest du tief in dir, dass du daran Schuld warst? Jeder Tropfen Alkohol, den du während deiner Schwangerschaft mit mir zu dir genommen hast, hat Spuren hinterlassen. Das eine Gläschen Wein, stoppte die Entwicklung meines Gehirns, die wenigen Schlucke Sekt, machten meine Finder krumm und das Bier beim Dorffest hat Spuren in meinem Gesicht hinterlassen  – denn ich sah schon immer anders aus, als die anderen Kinder. Ich war viel kleiner und zarter. In meinem Gesicht waren die Spuren deines Alkoholkonsums nicht zu übersehen: Meine Augen, mein Mund und meine Nase – alles war anders. Mama, sie nannten mich Zombie! Von meinem Verhalten nicht zu sprechen. Jeder wusste es, aber niemand sagte es mir. Die Hausaufgaben und das Lernen in der Schule waren eine Qual für mich. Ich war dumm. Dumm durch das Gift, mit dem du mich immer wieder in deiner Schwangerschaft gefüttert hast. Mama, wieso konntest du die Finger nicht von all dem Alkohol lassen? Wieso hast du dein und mein Leben zerstört?“

 

Eines von hundert Babys erblickt mit einem fetalen Alkoholsyndrom das Licht der Welt! Jeder Tropfen Alkohol kann in der Schwangerschaft irreversible Schäden an Organen, Knochen, im Gehirn und Gesicht verursachen. Verkürzte Lidspalten, dünne Oberlippen, abgeflachte Nasenrinnen oder deformierte Finger sind Folgen von Alkoholkonsum in der Schwangerschaft und werden fetales Alkoholsyndrom bezeichnet. Alkoholgeschädigte Babys sind gekennzeichnet für ihr Leben. Alkohol passiert den Mutterkuchen ungehindert und schädigt die Entwicklung des kindlichen zentralen Nervensystems, die für Gedächtnis, Konzentration und Wahrnehmung zuständig ist. Alkoholgeschädigte Kinder weisen Defizite in der Motorik auf, haben große Schwierigkeiten ihre Emotionen und ihr Verhalten zu deuten sowie zu steuern. Kurzschlussreaktionen, Wutanfälle und Aggression stehen am Tagesprogramm.  Diese Kinder sind meist zudem kleiner und leichter als ihre Altersgenommen, haben einen deutlich kleineren Kopf und oft eine verminderte Intelligenz. Einen Schlussabschluss schaffen sie mit Müh und Not, mit einer Lehre und Berufsausübung wird es schon schwieriger – von meinem akademischen Abschluss ganz zu schweigen. Kinder brauchen ihren Lebtag Betreuung im Alltag oder psychologische Unterstützung.

 

Eine Schädigung kann jederzeit in der Schwangerschaft auftreten. Die aktuelle Empfehlung lautet: Finger weg vom Alkohol! Deinem Kind zuliebe!