Innerhalb der ersten drei Monate mühen sich 25-30% aller Säugling mit Blähungen – den sogenannten Dreimonatskoliken – ab.

Diese Zeit ist sowohl für die Babys als auch deren Eltern oft sehr belastend und dieser Stress überträgt sich dann auch wieder auf die Babys. Manchmal entsteht dann ein wirklicher „Teufelskreis“.

Wir haben die MAM-Expertin Traude Trieb zum Thema Koliken befragt.

missMUM: Woher kommen Koliken und wie kann man sie vermeiden?

Traude Trieb: Das erste Lebensjahr ist gekennzeichnet von einem sehr raschen Wachstum. Das Baby verdoppelt sein Geburtsgewicht in den ersten sechs Monaten und verdreifacht es bis zum ersten Lebensjahr. Innerhalb der ersten drei Monate sind seine Organfunktionen noch unausgereift und auch noch einige Enzyme in seinem Körper noch nicht vollständig funktionsfähig. Die gesamte Darmflora muss sich erst  entwickeln. Im Magen-Darm-Trakt werden durch Ab- und Umbauprozesse verschiedene Gase gebildet. Diese können auch entstehen, wenn die Mama des Babys selbst eine Unverträglichkeit auf Milchzucker (Laktasemangel) oder auf Gluten (Weizenkleber-Unverträglichkeit) hat, denn die Wahrscheinlichkeit, dass dieses Baby dann eine besondere Herausforderung mit seiner Verdauung hat, ist sehr groß.

Häufig ist ein Kolik-Baby auch ein gieriger „Trinker“ und schluckt vermehrt Luft. Wenn es dann nicht gelingt, diese Luft durch ein befreites Bäuerchen loszuwerden, muss sich diese Luft durch den meterlangen Darm hindurch quälen und verursacht somit beim Baby weitere Koliken.

Nach meiner Beobachtung hatten Kolik-Babys unabhängig davon, ob sie mit volladaptierter Fertigkost oder mit Muttermilch ernährt wurden, sehr herausfordernde Geburten. Plankaiserschnittbabys oder Kinder, welche sehr lang dauernde Geburten (ab 15 Stunden meist beendet durch Saugglockengeburt oder einem Kaiserschnitt) oder sehr blitzartige Geburten (1-3 Stunden) erlebt hatten. In diesem Fall sitzt der Schock sehr tief und diese Babys schreien sich den ganzen Stress von der Seele – zum Leidwesen der Eltern, die in den meisten Fällen oft selbst mit heulen müssen.

missMUM: Haben Flaschenbabys eher Koliken als Stillbabys?

Traude Trieb: In meiner mittlerweile 30-jährigen Berufserfahrung hat es sich immer wieder gezeigt, dass Babys, die mit Babyanfangsnahrung im Fläschchen ernährt werden, zu einem wesentlich höheren Prozentsatz an Blähungen leiden. Deshalb ist es besonders wichtig, in diesem Fall ganz spezielle Anti-Kolik-Fläschchen zu verwenden.
Wenn gestillte Kinder mit Koliken konfrontiert werden dann hängt das nur zu 10% durch die „falsche“ Ernährung (Kuhmilch, roher Zwiebel, frisches Brot und Hefeprodukte, starke Gewürze, Hülsenfrüchte) ihrer Mütter zusammen.

missMUM: Was hilft also gegen Bauchweh?

Traude Trieb: Ich empfehle bei Kolik-Babys ca. 15 Minuten vor der Still- oder Fläschchenmahlzeit eine sanfte Bauchmassage – im Uhrzeigersinn – mit meinem Bäuchlein-Öl (Ringelblumenöl angereichert mit ätherischen Ölen, Kreuzkümmel, Koriander, Römische Kamille, Rose). Das lindert wunderbar Blähungen. Danach ein warmes Kirschkernsäckchen auflegen.

Weitere Tipps wären:

  • Die Babyfertignahrung anstelle von abgekochtem Wasser mit einem Tee aus Kreuzkümmel, Koriander und Fenchel (die Samenkörner anstoßen) anmachen.
  • Ferrum phosphoricum = Nr.3 – Magnesium phosphoricum = Nr. 7 und Natrium sulfuricum = Nr 10 sind jene Schüßlermineralstoffe, die optimal bei Blähungen helfen. 50 Milliliter abgekochtes Wasser auf Trinktemperatur abkühlen lassen und von jeder Sorte 10 Stück auflösen und dem Baby dann im Fläschchen – schluckweise über den Tag verteilt anbieten.
  • Die Stimulation des Afters mit einem Darmrohr oder einem Fieberthermometer empfehle ich nur in absoluten Ausnahmefällen.
  • Sehr bewährt bei Koliken haben sich auch homöopathische Mittel wie Chamomilla, Lycopodium, Belladonna – es bedarf hier jedoch einer ausführlichen Beratung einer in Homöopathie ausgebildeten Hebamme oder Ärztin, denn diese Ganzheitsmethode ist sehr komplex und es ist nicht damit getan, ein paar Globuli zu geben.
  • Wichtig ist auch, auf eine optimale Größe des Saugloches zu achten. Ich empfehle lieber einen ganz kleine Saugerlochgröße (Teesauger) zu verwenden, denn dann muss sich das Baby auch mehr anstrengen und kann nicht so große Mengen auf einmal verschlingen. Das ist besonders wichtig wenn Mütter stillen und gleichzeitig Fläschchen geben. Da ein Baby am Fläschchen sich viel leichter tut wird es vielleicht sonst nicht mehr den Busen akzeptieren, wo es sich wesentlich mehr anstrengen muss. Ich empfehle die Anti-Colic Fläschchen von MAM.
Anti-Colic von MAM
Anti-Colic von MAM

missMUM: Gibt es Hebammen-Geheimtipps & -tricks bei Koliken?

Traude Trieb: Schon die Nähe tröstet das Baby und wirkt auf es wunderbar beruhigend. Im „Fliegergriff“ geht die gestaute Luft viel leichter ab. Das Baby in Bauchlage auf einen der Unterarme legen, wobei sein Kopf in der Ellenbeuge liegt und mit der Hand gleichzeitig gut der Oberschenkel des Babys gehalten werden kann. Wenn die Mama sich dabei auch noch „hoppelnd“ auf einen Gymnastikball setzt, spart sie sich „kilometerlange“ Fußmärsche und ihr Rücken dankt es ihr auch.

Blähungs-Babys lassen sich so gut wie nie abgelegen und brauchen meist ganz viel Körperkontakt und Vibration. In diesem Fall kann der Alltag erleichtert werden, wenn das Baby – Bauch an Bauch – ins Tragetuch gebunden oder es in eine Federkernwiege gelegt wird.

Ganze speziell bei komplizierten Geburten (Kaiserschnitt, Saugglocke, lang dauernden Geburten) ist es empfehlenswert das Baby von einer guten Craniosacraltherapeutin oder Osteopathin (ist empfindlich teurer, da diese Therapie ausschließlich von Physiotherapeutinnen oder Ärztinnen angeboten werden) „durchchecken“ zu lassen. Im Normalfall müssen maximal 2-4 Sitzungen ausreichen, um die Blähungen zu lindern.

Last but not least – RUHE BEWAHREN! Ich habe mich mit meinen Zwillingen oft gemeinsam in eine Doppelhängematte gelegt und wir sind dann gemeinsam schaukelnd zu ein bisschen Schlaf gekommen. Eine relativ ausgelaugte Mama hat einfach keine Nerven mehr für ihr weinendes Baby. Sich helfen lassen ist kein Luxus sondern dringende Notwendigkeit!
Im Zeitalter der Kleinstfamilie, wo die eigene Familie kilometerweit entfernt oder der Kontakt nicht so optimal ist, bleibt nur bezahlte Fremdbetreuung.

Unter www.betreut.at bitte Babysitter, Haushaltshilfe organisieren. Soziale Institutionen wie Hilfswerk und Caritas vermitteln auch „Mobile Mamis“ oder „Leihomis“.