Frischgebackene Eltern führen einen Kampf gegen ihre Müdigkeit. Der Schlafentzug variiert zwar von Familie zu Familie, doch das Thema Babyschlaf ist in den meisten Jungfamilien an oberster Stelle. Wann wird unser Kind endlich einmal eine Nacht durchschlafen? Wann darf ich endlich wieder einmal ein paar Stunden am Stück schlafen? Warum ist das so, dass mein Baby so oft in der Nacht aufwacht? Sollte ich vielleicht doch einmal so ein Schlaftraining ausprobieren?

Tja, hier kommt die gute Nachricht…

Wenn du dich in diesen Fragen wiedererkennst, kann ich dir sagen, du bist nicht allein.
Die meisten Eltern die zu mir in Beratung kommen, haben ein und dasselbe Anliegen. Die Bandbreite der Fragestellungen ist dabei sehr weit, der Wunsch dahinter ist jedoch meist der Selbe. Schlaf!
Kein Wunder, Schafentzug war schon immer eine Foltermethode. Wenn wir über längere Zeit nicht schlafen, kann sich dies negativ auf unsere Psyche und unseren Körper auswirken. Der Wunsch nach mehr Schlaf ist also kaum verwunderlich.

Warum wacht mein Baby so oft in der Nacht auf?

Babyschlaf unterscheidet sich grundlegend von Erwachsenenschlaf. Es ist vollkommen normal, dass Kinder mehrmals pro Nacht aufwachen. Auch wir erwachsenen wachen immer wieder in der Nacht auf, erinnern uns jedoch in der Regel in der Früh nicht mehr daran. Wir haben bereits gelernt selbst wieder in den Schlaf zu finden. Unsere Kinder müssen dies erst verinnerlichen. Ihr Tag- und Nachtrhythmus stellt sich erst nach und nach ein.
Im Unterschied zu anderen Lebewesen, ist das Menschenkind in den ersten Lebensjahren noch recht unselbstständig. Es ist auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen. Sind diese in der Nähe, fühlt es sich sicher und geborgen. Vor allem wenn es dunkel wird, wird das Bedürfnis unserer Kinder nach Sicherheit aktiviert. Eigentlich können auch wir nur entspannt ein- und weiterschlafen, wenn wir uns sicher fühlen. Das Wissen, dass die Wohnungstüre abgesperrt ist, ist für Mama und Papa vielleicht beruhigend, für ihr Kind ist diese Information jedoch nicht ausreichend. Vielmehr verlangt es nach der Nähe und Geborgenheit seiner Bindungspersonen um Schutz zu finden. Wenn es nachts wach wird, sucht es nach seiner sicheren Basis, seinen Eltern,  um erneut in den Schlaf zu finden. Sind diese nicht in greifbarer Nähe, ruft es lauthals nach ihnen. Erst nachdem es sich wieder sicher und geborgen fühlt, kann es erneut in den Schlaf finden.

Wie kann ich mein Baby trotzdem zum Durchschlafen bewegen?

Der Zeitpunkt ab wann ein Kind einen längeren und tieferen Nachtschlaf entwickelt, variiert stark. Aus diesem Grund hast du vielleicht das Gefühl, dass du nichts tun kannst um diesen Prozess zu begünstigen. Grundsätzlich stimmt das leider auch.
Sogenannte Schlaftrainings beispielsweise zielen darauf ab, das Baby zum Durchschlafen zu bewegen. Hierbei wird das Kind wenn es in der Nacht aufwacht schreiend im Bett zurück gelassen, um ihm genau dieses Verhalten abzugewöhnen. Nach Abschluss des Trainings erscheint es den Eltern so, als würde das Kind nun durchschlafen. Tatsächlich jedoch hat das Kind nur gelernt, dass sein Rufen nach Unterstützung, Nähe und Sicherheit, keinen Sinn macht, weil Mama und Papa ohnehin nicht kommen. In Folge liegt es zwar still, aber nach wie vor wach in seinem Bettchen. Die negativen Folgen dieses Trainings für die kindliche Psyche zeigen sich erst im späteren Leben, sie können jedoch schwerwiegend ausfallen.

Fakt ist, du kannst dein Kind nicht zum Durchschlafen bewegen, wenn es noch nicht dazu bereit ist. Diese bittere Pille müssen leider alle Eltern früher oder später einmal schlucken. Es gibt jedoch Wege deinem Kind das Ein- und Weiterschlafen zu erleichtern.
Zum einen kann es hilfreich sein, dir Gedanken zu machen was du selbst brauchst um entspannt in den Schlaf zu finden. Die Zutaten um abends zur Ruhe zu kommen, wie beispielsweise Müdigkeit, Entspannung und Sicherheit, können deinem Kind das Einschlafen erleichtern.
Ein häufiger Grund warum Kinder abends stundenlang nicht einschlafen können, ist beispielsweise, dass sie schlichtweg noch nicht müde sind. In unseren Breitengraden neigen wir dazu, unsere Kinder nach Plan bettfertig zu machen. Das Kind schlafen legen zu wollen um rechtzeitig das Hauptabendprogramm im Fernsehen genießen zu können, kann sich mit dessen Wachheit spießen. Der Frust auf beiden Seiten ist dann meist vorprogrammiert.
Aber auch andere Zutaten können deinem Kind das Zubettgehen erschweren. Bist du selbst angespannt oder unter Zeitdruck, ist dies die beste Basis dafür, dass es dein Kind nicht oder nur sehr schwer schafft, einzuschlafen. Die Katze beißt sich hierbei in den Schwanz, denn ein Kind das einfach nicht einschlafen möchte, obwohl Mama und Papa das gerne hätte, erhöht den Stress der Eltern zusätzlich. Dies gilt natürlich nicht nur für die Abendstunden, sondern auch in der Nacht.

Sei dir bewusst, indem du deinem Kind Sicherheit und Ruhe vermittelst, könnt ihr beide schneller (wieder) in den Schlaf finden. Auch wenn ihr nach wie vor keine Nacht durchschlaft, kann dies die nächtlichen Wachzeiten erheblich verkürzen und dein allgemeines Wohlbefinden steigern.

Grundsätzlich gilt, beim Schlafen (und eigentlich auch sonst) sollte es niemals um Erziehung, sondern vielmehr um Beziehung gehen. Die Abend- und Nachtstunden sind eine besonders sensible Zeit, in der unsere Kinder unsere Nähe, Begleitung und unser Verständnis dringend brauchen.

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Kraft, eine Prise Liebe und eine gehörige Dosis Verständnis für die nächsten sieben bis siebzig Nächte!


Mag. Manuela Fischer ist Psychologin, Kleinstkindpädagogin und Mutter einer einjährigen Tochter
Sie hat vor Kurzem ihre eigene Praxis im Wienerwald eröffnet. In ihrer Waldpraxis bietet sie Eltern, aber auch allen anderen die auf der Suche nach Antworten, Entspannung oder einer Auszeit vom Alltag sind, einen Wohlfühlort mitten im Grünen.
Auf facebook gibt sie regelmäßig Einblick in ihre Arbeit, ihre Ideen und Visionen.
Mehr Infos findest du unter
www.babyberatung-wien.at
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oder auf facebook unter „Die Waldpraxis“