Von Geburt an schwebt die Idee eine Babysitterin für die stundenweise Betreuung unserer Tochter zu organisieren, über uns. Seit meine Tochter 8 Monate alt ist, arbeite ich wieder. Doch auch bereits davor kam oftmals die Idee von meinem Partner, Bekannten und Verwandten, wenn sie merkten, dass ich an meine Grenzen kam. Jeder wollte helfen, doch die wenigsten hatten selbst die Kapazitäten uns regelmäßig zu unterstützen.
Eine Nachtnanny um endlich wieder einmal ein paar Stunden Schlaf zu bekommen war die erste Idee…für mich war dies unvorstellbar. Dann kam der Vorschlag jemanden zur Unterstützung zu suchen, wenn ich einmal krank sei oder arbeiten müsse.
Der Vorschlag diese Hilfe durch jemand externen abzudecken ist durchaus nachvollziehbar und war für mich immer wieder auch vorstellbar. Trotzdem konnte ich mich bisher nicht so richtig durchringen tatsächlich eine Babysitterin zur regelmäßigen Unterstützung zu suchen. Ich überlegte mir warum dies so ist. Klammere ich vielleicht zu sehr? Habe ich Probleme mich von meiner Tochter zu trennen? Bin ich vielleicht sogar eine Helikoptermama?? Nein, nein und eindeutig nein!
Wann immer mein Freund, meine Mama oder meine Schwester Zeit mit unserem Kind verbringen wollen, reiche ich es sehr gerne an sie weiter. Ich genieße die Zeit in der sie wo anders ist in vollen Zügen. Ich liebe meine Arbeit und meine kinderlose Freizeit. Das konnte es also nicht sein. Aber was war es dann?
Wir hatten einen eher schweren Start. Unsere Kleine hat sehr viel geschrien. Wenn sie nicht gerade Bauchweh hatte, kämpfte sie mit dem fehlenden Schlaf oder Zahnschmerzen. Sie war von Anfang an ein 24h-Bedürfnisbaby. Dadurch haben wir sie viel getragen und in der Nacht mehrmals in den Schlaf geschaukelt. In dieser Zeit kamen mein Freund und ich sehr oft an unsere Grenzen. Schlafmangel, Überforderung und eine Mischung aus Mitleid und Verzweiflung machten sich, vor allem nachts, breit. Damals konnte ich mir beim besten Willen nicht vorstellen sie in „fremde“ Hände zu geben. Um ehrlich zu sein, wollte ich sie niemand „Fremden“ zumuten und ihr niemand anderen als ihre engsten Bezugspersonen zumuten. Und auch heute noch, ein halbes Jahr später, bin ich eigentlich froh, dass wir in dieser schweren Zeit immer für sie da waren. Es war wirklich manchmal sehr hart für uns alle, aber ich glaube nach wie vor, nein ich weiß es sogar ganz sicher, es war die richtige Entscheidung.

Seit sie etwa 9 Monate alt ist, ist alles viel entspannter geworden. In den letzten Wochen hat sie unglaublich viel Neues gelernt und ist um einiges selbstständiger geworden. Körperliche Beschwerden sind nur noch zeitweise spürbar und der Spaßfaktor hat sich eindeutig erhöht. Jetzt, wo die Zeit gekommen wäre, sie ohne Bedenken jemand anderen anzuvertrauen, sehe ich gar keinen Bedarf mehr. Ganz im Gegenteil, ich genieße unsere gemeinsame Zeit in vollen Zügen. Es kommt so viel Freude und Liebe zurück, dass mein Herz nur bei dem Gedanken daran, Zeit mit meiner Tochter zu verbringen, lacht.
Versteht mich bitte nicht falsch, ich liebe sie, zugegeben nicht vom ersten Tag an, aber vom dritten Lebenstag an, über alles. Allein diese bedingungslose Liebe hat mich die durchwachten Bauchwehnächte und die zahnenden Rückenschmerznachmittage durchstehen lassen. Doch jetzt, wo unser Alltag um so vieles bunter, lustiger und einfacher geworden ist, möchte ich erst recht keine Sekunde mehr missen. Ich möchte unbedingt all die ersten Male mit ihr erleben.
Unsere gemeinsame Zeit wird nicht immer so intensiv sein. In fünf Monaten ist sie ein Kindergartenkind, in fünf Jahren wird sie zur Volksschule gehen. Ich fange langsam an die Still- und Tragemomente zu zählen, denn viele werden wir davon vielleicht nicht mehr haben.

Andere sehen meine Augenringe und fragen sich warum ich mir denn bitte partout nicht helfen lasse. Ich glaube, das ist der wahre Grund! Ich möchte diese besondere Zeit mit meiner Tochter einfach voll und ganz genießen.

Das bedeutet, dass ich auch weiterhin nur arbeiten kann wenn sie schläft oder mal am Wochenende mit ihrem Papa unterwegs ist. Ich werde auch weiterhin warten wann und ob Oma oder Tante ein paar Stunden für sie Zeit haben um in Ruhe zum Frisör oder mit meinem Freund ins Kino zu gehen. Und ja, ich werde mich auch weiterhin darüber beklagen, dass ich zu wenig Zeit für all die ach so wichtigen Dinge habe. Aber nur weil ich mich darüber beklage, heißt das nicht, dass ich es anders haben möchte. Denn was könnte wichtiger sein, als meine Tochter bei den ersten Schritten ins Leben zu begleiten?

Zum Glück habe ich bei meinen (aktuell drei verschiedenen) Jobs eine freie Zeiteinteilung und viel Verständnis von meinen Auftraggebern. Trotzdem stresst es mich manchmal sehr, wenn mein Baby beschließt heute später oder vielleicht gar nicht zu schlafen. Während andere Mamas sich vielleicht eine kleine Auszeit nehmen können wenn ihr Baby schläft, arbeite ich. Das ist vollkommen in Ordnung, ich wollte es nicht anders.

Die Betreuung durch Familienmitglieder ist teilweise unverlässlicher und die Organisation aufwendiger, weil ich meine Tochter bringen oder abholen muss und dies nur mache wenn ich weiß, dass es auch wirklich erwünscht ist. Es wäre selbstverständlich manchmal einfacher jemanden dafür zu bezahlen, dass er oder sie kommt und dann auch einfach wieder geht. Aber ich finde den Gedanken wunderschön, dass, während ich arbeite, die Beziehung zwischen meiner Tochter und ihrer Familie wachsen kann.
Ich selbst war jahrelang Babysitterin und weiß, dass auch das Kindermädchen zu einem Familienmitglied werden kann. Irgendwann wünsche ich  mir für uns vielleicht auch ein neues (bezahltes) Familienmitglied. Aber bis dahin ist die Betreuung durch unsere erweiterte Familie meine absolute Herzensentscheidung.

Unter teilweise sehr hohem Aufwand, schaffen wir den Spagat zwischen Job und Familie bisher sehr gut. Nach unserem eher schweren Start in unser Leben zu dritt möchte ich in den nächsten Monaten die Früchte unserer Arbeit (und ja, es war teilweise wirklich ein harte Arbeit dieses Elternding) genießen bevor der Kindergartenalltag beginnt.
Ich denke mir oft, die Zeit vergeht so wahnsinnig schnell, vielleicht erlebe ich all das nur ein einziges Mal (bestimmt sogar, denn selbst bei einem zweiten Kind ist alles anders). Meine Freizeit, unsere Paarbeziehung und meine beruflichen Pläne sind mir sehr wichtig, doch mindestens genauso wichtig ist mir die Zeit mit meiner Tochter. So klein und abhängig wie heute wird sie morgen nicht mehr sein.

Desperate working mum und overjoyed SAHM (stay-at-home-mum), das bin ich und ich liebe es!