Während ich die Schnuller auskoche, denke ich darüber nach was meine liebe Schwester kürzlich zu mir sagte, nachdem sie den Schnuller meiner Tochter vom Boden aufhob. Ich erinnerte mich daran wie sie mich fragend anblickte und wie ich ihr mit meiner Handbewegung rückmeldete sie könne ihn ihr ruhig wieder in den Mund stecken. Wie das oftmals so unter Schwestern läuft, verständigen auch wir uns über die wichtigen Dinge des Lebens größtenteils ohne Worte und über Klatsch und Tratsch mit vielen Worten. Aber ich schweife ab…

Sie steckte meiner Kleinen also den Schnuller wieder in den Mund, atmete auf und sagte so etwas wie „Ach bin ich froh, dass du da genauso denkst wie ich. Ich habe immer ein schlechtes Gewissen wenn ich Mütter mit ihren Schnullerdöschen sehe.“

Ich bin da nicht so. Schon bevor ich schwanger wurde, war mir klar, dass ich Hygiene als wichtig erachte, aber keinesfalls als zu wichtig. Mein Baby wächst mit einem dauerhaarenden, sich liebend gern in Schlamm und anderen Grauslichkeiten wälzenden, liebevoll sabbernden Hund auf. Für Schnullerdöschen und Co hab ich ehrlich gestanden wenig Zeit und auch kaum Verständnis.

Am Nachhauseweg von meiner Schwester rutschte der, mit einer Schnullerkette an der Trage befestigte, Sauger an der Unterseite meiner Autotüre entlang. Dort wo sich der gesamte Dreck der Wiener Strassen eine Pause vom Verkehr gönnt. Hm…dachte ich mir… vielleicht sollte ich ihm doch wieder einmal ein heißes Bad gönnen.

Gesagt getan stehe ich nun vor dem brodelten Kochtopf und sinniere über übertrieben Hygiene und natürliche Immunabwehr.
Ich muss sagen, eigentlich bewundere ich Mütter in dessen Welt allem ein bestimmter Platz zugewiesen wird, bei denen Schnuller ein eigenen zu Hause bekommen und die ihre Kinder stets sauber und adrett halten. Mir fehlt dafür eindeutig die Energie und Konsequenz. Abgesehen davon glaube ich wirklich daran, dass ein wenig Dreck das Immunsystem stärkt. Mein Baby wird von Geburt an natürlich geimpft, nicht ausschließlich, keine Angst.

Und die Wissenschaft gibt mir Recht. Kinder die beispielsweise mit Hunden aufwachsen sind gesünder als Kinder die ohne aufwachsen. Ich finde das faszinierend und ehrlich gestanden auch sehr beruhigend für eine Scheißdraufmama wie mich.

Meiner lieben Schwester und mir selbst wünsche ich kein schlechtes Gewissen zu haben wenn wir auf Schnullerdöschenmamas treffen. Ich finde, jeder sollte machen was er für richtig hält. Ich werde den Schnullern auch weiterhin ab und an ein heißes Bad gönnen. Nicht weil ich ein schlechtes Gewissen habe, sondern weil ich, genauso wie ich glaube das Dreck zum Leben eines Kindes gehören sollte, der Meinung bin, dass auch ein wenig Sauberkeit nicht schaden kann.