“Mein Leben darf wichtiger sein als das werdende Leben”. Mit diesen Satz beschreibt die Fotografin Esther Mauersberger die Serie rund um ihren Schwangerschaftsabbruch.

Esther Mauersberger ist Geburts- und Schwangerschaftsfotografin und hat selbst zwei Kinder. Als sie erneut schwanger wurde, entschied sie sich gegen das dritte Kind. Den Prozess rund um den Schwangerschaftsabbruch hielt sie in ihren Bildern fest. Die Fotos veröffentlichte sie auf ihrem Instagram Account und sie beschreibt in Worten und Bildern die Gefühle, die sie während des Prozesses hatte. Die Schuldzuweisungen, das Gefühl das Richtige zu tun und die Erleichterung. Die Botschaft ist ehrlich und schonungslos: So sieht Selbstbestimmung für sie aus.

//5+5 nächster Versuch, die Schwangerschaft per Ultraschall darzustellen. Ich gucke -selbstverständlich. Es ist eine nach links geneigte Fruchthöhle, schwarz, in ihr befindet sich der Embryo, in Form eines hellgrauen perfekten Kreises. Das Bild löst Unwohlsein aus. Und selbstverständlich frage ich mich direkt – ja, was frage ich mich. Es gewann an Greifbarkeit. Plötzlich wieder die Frage: ist das ein Kind? Ruhig atmen, im Auto wollen die Tränen kommen, es sind wieder starke Gefühle der Zerissenheit, von denen ich kaum ausmachen kann, dass sie anerzogen sind. Die Ketzerin in mir denkt: Ich SOLL so fühlen, das ist meine weibliche Rolle. So funktioniert diese Gesellschaft. Ruhig atmen, das ist eine Anlage. Die Chance auf ein Leben, die Idee von werdendem Leben. Und plötzlich kam mir ein ganz neuer Gedanke. Auch ich als Embryo, stellte keinen Anspruch ans Leben. Ich bin passiert, auch ungeplant, ungünstig, alles andere als optimal. Doch mir, Embryo-Esther ist das nur passiert. Und hier passiert auch etwas. Heute bin ich erwachsen, heute stelle ich Forderungen und Ansprüche. Ich bin die Mächtige. Ich bin die Denkende. Ich bin die Handelnde. Denn ich bin fraumutterleben. #dieGeschichteeinesSchwangerschaftsabbruchs #ichbin #fraumutterleben

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Ich bereite das Bad vor. 18 Stunden nach den ersten Tabletten setzt bereits eine Blutung ein, die abends immer mehr wird. Ich entscheide nun auch die Cytotec zu nehmen, obwohl wir Samstagmorgen vereinbart hatten. Doch mein Körper ist bereit, und ich bin es auch. Ich bin unruhig, laufe viel umher, mir ist übel. Ich hatte Angst die Kontrolle über meinen Körper zu verlieren, doch das tu ich nicht. Ich gehe immer wieder aufs Klo. Hier wurde meine zweite Tochter geboren. Ich drücke immer wieder mit, Gewebe löst sich, und letztlich gegen Null Uhr auch die rosa Fruchtblase. Ich habe kein Bedürfnis sie aufzubewahren, ich werde sie mir am nächsten Morgen nochmal ansehen, doch sie darf in den Müll. Ich stehe mit meiner Freundin auf dem Balkon, und bin glücklich. Ich fühle mich so mutig und stark. #dieGeschichteeinesSchwangerschaftsabbruchs #ichbin #fraumutterleben

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