Wir wollen nur das Beste für unsere Kinder. Wir wollen dass sie in einem liebevollen und behüteten Umfeld zu glücklichen, gesunden und ausgeglichenen Menschen heranwachsen können. Und all das liegt in unserer Verantwortung. Auf was müssen wir also achten, um unseren Kindern das bestmögliche Umfeld zum Erwachsenwerden bieten können?

Je reflektierter und entwickelter wir Erwachsenen sind, je mehr Freude wir selbst am Weiterwachsen haben, desto leichter geht uns auch der Auftrag, Kinder gut zu begleiten, von der Hand. Kinder werden in erster Linie von unseren Haltungen, unseren Werten, unserem Sein geprägt und zu einem wesentlich kleineren Teil von unseren so genannten Erziehungs-„Methoden“ oder –„Konzepten“. Kinder brauchen authentische Erwachsene als Vorbilder, als Leitfiguren – vielmehr als dass sie „Erzieher“ brauchen. Für uns Erwachsene gibt es also jede Menge zu tun – Kinder sind dabei die idealen Entwicklungshelfer!

Herzensbildende Haltungen zu verinnerlichen und an der eigenen Entwicklung weiterzuarbeiten bringt schlummernde Potentiale zur Entfaltung, lässt den Blickwinkel weiter werden, lässt neue Perspektiven entstehen und führt letztlich zu mehr Zufriedenheit, Lebensbejahung und einem Gefühl von „geglücktem Leben“. Und dieses Gefühl geben wir auch an unsere Kinder weiter.

Auf sich selbst achten

Selbstfürsorge und Selbstliebe wird gerade dann, wenn man mit kleinen Kindern am Weg ist, über lange Zeit hinweg viel zu viel hintangestellt (mit oft verheerenden Auswirkungen wie Unzufriedenheit, Überlastet-sein, existentieller Frustration bis hin zur Erschöpfungs-Depression). Und wie sollen wir unseren Kindern beibringen, sich zu lieben und auf sich zu achten, wenn wir es selbst nicht tun?

Auf das eigene Herz hören

Eine Kraft, ohne die wir uns selbst schlecht wahrnehmen können, ist die Intuition. Diese Ressource, dieser Wert schlummert in jedem von uns, bleibt aber oft genug ungehört. Die Fähigkeit, nach innen zu horchen und auf sich selbst (in allererster Instanz) zu hören – „das Ohr an die Seele legen und zu lauschen“, kann wiederentdeckt und aktiviert werden – wir müssen uns nur dazu entscheiden. Wie sehr hören wir darauf, was „angesagt“ ist, was Experten raten, was in Internetforen diktiert wird und wie wenig wird hingegen hineingespürt – dorthin, wo zumeist die für mich richtigen Antworten beheimatet sind.

In meiner Beratungsarbeit stellt die Frage nach den Herzensantworten einen ganz zentralen Bestandteil dar. Ob es nun darum geht, ob das Kind im Elternbett oder im eigenen Zimmer schlafen soll, wann es in die Kindergruppe eingewöhnt werden soll, wie lange es gestillt werden soll etc.  Keine Frage, sich Rat zu holen, ist sinnvoll, aber diesen blindlinks zu befolgen, ohne seine wertvolle Intuition miteinzubeziehen, wäre fahrlässig.

Sich selbst im Spiegel betrachten

Vielen ratsuchenden Menschen versuche ich, zwei Dinge näherzubringen, die zur De-Eskalation, zur Beruhigung so mancher schwieriger Situation mit Kindern führen können: Das Verlangsamen und gleichzeitig das Vereinfachen des Alltags. Ich beobachte, dass beschleunigte Eltern auch beschleunigte Kinder haben, dass Unruhe-Zustände ansteckend sind. Ich rate stets davon ab, beschleunigte Kinder zu pathologisieren, sondern ermutige Eltern, in ihrem Familienalltag das Tempo herauszunehmen, Pausen einzulegen, Freizeit-Aktionismus zu reduzieren, den Tag, wenn es möglich ist, einfach einmal entstehen zu lassen. Höre ich den Begriff „burnout-kids“, stimmt mich das nicht unbedingt optimistisch, ermuntert aber in jedem Fall, zu erinnern, wer die Verantwortung für das Tempo im Familien- und auch pädagogischen Alltag hat! „Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht!“.

Text von: Dr. Karin Kaiser-Rottensteiner

http://kaiser-rottensteiner.at/