Seit Jahren beobachte ich Mütter wie sie ihre Männer, den Papa der Kinder, zurechtweisen und ihnen jegliche Eigeninitiative im Umgang mit ihren Kindern aberziehen. Ich – so sagte ich mir – würde mir eher die Zunge abbeißen als meinem Partner meine Weisheiten aufzuschwatzen.

Die Folge daraus ist doch nur, dass unsere Männer nach und nach alle To Do‘s an uns Frauen übergeben. Familien in denen die Mütter hinter dem Vorwand alles besser zu können die Väter ihrer Kinder ständig diskreditieren um sich letztendlich zu beklagen, dass immer alles an ihnen selbst hängen bleibt, sind echt nicht mein Fall. Ich, so sagte ich mir, würde bestimmt keine dieser Mütter sein.
Ich wünschte mir immer einen Mann der aktiv an unserem Familienleben teilnimmt und Aufgaben im Haushalt und bei der Betreuung der Kinder übernimmt.

Seit der Geburt unserer Tochter bemühe ich mich Tag für Tag darum mein Schäufelchen dazu beizutragen, dieses Gleichgewicht herzustellen. Selbstverständlich ist eine Mama in Karenz öfter mit Haushalt und Kind beschäftigt als ein Papa der 40 Stunden in der Woche arbeitet. So auch bei uns. Nichtsdestotrotz – oder gerade deswegen – ist mir Papas aktiver Part in der Familie so wichtig.

Wie bei so vielen Ideen, die man schmiedet bevor das kleine Menschlein auf Erden gelandet ist, ist deren Umsetzung gar nicht einmal so einfach wie gedacht. Offene über die Hose hängende Bodys und schräge Outfits  ringen mir höchstens ein leises Schmunzeln ab. Ich kann auch gut über schlecht sortierte Wäscheständer und andere unlogisch umständliche Haushaltsabläufe hinweg sehen. In letzter Zeit ertappe ich mich aber immer wieder dabei, wie mich das schreiende Baby in Papas Armen nervös macht. Mit Verstand ist dieser Zustand nicht zu beschreiben, wo ich doch weiß, dass Papa wirklich bemüht und sehr liebevoll sein kann. Es ist vermutlich eine Art, nennen wir es einmal, hormongesteuertes Mama-Hormon, das mir anscheinend zu schaffen macht. Zum Glück habe ich einen Partner der mir den Spiegel vor Augen hält. „Helikopter nicht um uns herum“, sagte er unlängst, als ich wieder einmal ungefragt zu Hilfe eilen wollte. Ertappt! Ja, ich umkreise Mann und Baby manchmal aus unerfindlichen Gründen und das nervt mich selbst. Und so bemühe ich mich tief ein und aus zu atmen und Abstand zu gewinnen…das hilft…manchmal.

Ein Paartherapeut beschrieb dieses Phänomen einmal ganz gut. Ein Mann muss seinen Raum als Vater einfordern. Eine Mutter wird ihrem Kind immer nahe sein wollen, ob nun bewusst oder unbewusst. Das liegt in ihrer Natur. Es liegt bei den Vätern, dies zeitweise zu unterbinden um selbst zum Zug zu kommen.
Da es doch recht gemütlich ist, wenn Mama sich um alles kümmert, laufen unsere Männer Gefahr ihr Recht auf Zeit mit ihrem Kind und ihre Verantwortung als Vater nicht einzufordern. Darin sehe ich ein echtes Problem. Denn dies kann nicht nur zu Überforderung der Mutter führen, sondern auch zur Entfremdung zwischen Papa und Kind. Umso weniger wir unseren Männern zutrauen mit ihren Kindern umzugehen, desto weniger werden sie es sich in Folge selbst zutrauen.

Auf der Suche nach einem Grund für dieses, scheinbar unbegründete, Verhalten, kamen mir viele Gedanken…

Ich habe das Gefühl, dass die Betreuung der Kinder den Frauen einfach im Blut liegt. Klar, wir müssen auch einiges lernen und wachsen erst nach und nach in unsere Mutterrolle hinein, aber grundsätzlich sind wir evolutionär darauf ausgerichtet unseren Nachwuchs bestmöglich zu versorgen. Aber ist das bei Vätern auch so? Oder bringen diese von Haus aus andere Voraussetzungen mit? Gleichberechtigung hin oder her, um gleich, im Sinne von ebenbürtig agieren zu können, braucht es wahrscheinlich, je nach Charakter, einiges an Erfahrung. Verwehren wir unseren Männern diese Erfahrung, müssen wir uns in Folge nicht wundern wenn sie uns Aufgaben wie das Wickeln und Füttern dankbar überlassen. Ich kann mir vorstellen, dass das negative Auswirkungen auf die Beziehung zwischen Vater und Kind haben kann.
Ein Kind bindet sich in erster Linie an die Person die es mit Nahrung und Nähe versorgt. In den meisten Fällen ist die Mutter die erste Bindungsperson. Doch bereits nach ein paar Wochen kommen weitere Bindungspersonen, wie der Vater, hinzu.

Meiner Meinung nach liegt die Verantwortung dafür, dass ein Kind Bindungserfahrungen mit unterschiedlichen Personen machen kann, bei beiden Elternteilen. Darum werde ich mich auch weiterhin bemühen meinen Teil dazu beizutragen. Ich werde mein Hormon-Mama-Gen wegatmen und mich darauf besinnen was wirklich wichtig ist.