Weniger als 10 Prozent aller Klinikgeburten in Deutschland finden ohne künstlichen Eingriff in den Geburtsverlauf statt. Eine große Rolle spielt dabei die künstliche Geburtseinleitung bevor die natürlichen Wehen beginnen. Dabei wird die Geburt zum Beispiel durch wehenauslösende Hormone (sog. Prostaglandine), durch eine Oxytocingabe als Dauerinfusion über die Vene oder durch eine künstliche Eröffnung der Fruchtblase eingeleitet.

Grundsätzlich muss gesagt werden, dass der ET (= Entbindungstermin) ein Richtwert ist und nur ca. 5% aller Kinder pünktlich zum Geburtstermin auf die Welt kommen. Im Normalfall wird ein Kind im Zeitraum von ca. 10 Tagen vor dem errechneten Geburtstermin und ca. zwei Wochen später geboren. Die Zeitraum einer normalen Schwangerschaftsdauer erstreckt sich nämlich von drei Wochen vor bis zwei Wochen nach dem Entbindungstermin. Innerhalb dieser 5 Wochen ist die Geburt völlig im Normbereich und der Großteil aller Babys wird in diesem Zeitraum geboren.

Die meisten Geburtseinleitungen finden heutzutage jedoch aus dringenden medizinischen Gründen statt, wie etwa einem vorzeitigen Blasensprung ohne, dass die Wehen automatisch einsetzen. Ein weiterer Grund ist, wenn das Kind nicht ausreichend über die Nabelschnur versorgt wird oder wenn die Mutter erkrankt ist. Grundsätzlich sind Geburtseinleitungen immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Die Risiken werden in einem weiteren missMUM-Artikel näher erläutert.

Ist man ein bis zwei Wochen über dem errechneten Geburtstermin, wird in vielen Fällen eine Einleitung empfohlen, ist aber nicht notwendig, wenn keine Komplikationen auftreten.

Vorgehen bei Terminüberschreitung in Deutschland

ET (=Entbindungstermin) +0 (Tage) bis ET +6 (Tage):

o keine Einleitung der Geburt, wenn keine Komplikationen vorhanden
o Alle 3 Tage Vermessung des Kindes, Bestimmung der Fruchtwassermenge, Ultraschall und Ruhe-CTG
o Einleitung auf Wunsch der Schwangeren möglich, wenn ein geburtshilflich reifer Befund vorliegt

ET +7 bis ET +13:

o Einleitung wird empfohlen
o Wenn die Frau zu diesem Zeitpunkt keine Einleitung möchte, dann erfolgt alle 2-3 Tage Ultraschall, Ruhe-CTG sowie Bestimmung der Fruchtwassermenge

ab ET +14:

o Indikation zur Einleitung oder Beendigung der Schwangerschaft durch Kaiserschnitt, da ab jetzt Risiken deutlich steigen
o Bei weiterem Abwarten sollte täglich eine CTG-Kontrolle erfolgen.

Quelle: Empfehlungen gemäß den AWMF Leitlinien für Gynäkologie und Geburtshilfe