Als ich mit meinem süßen Erstgeborenen noch völlig ahnungslos und kaffeetrinkenderweise die Geschwister meiner Freundinnen beobachtete, dachte ich noch „Das wird es bei uns nicht geben.“
Da wird kleine Bruder von der eigenen Schwester mit dem Bobbycar fast erschlagen, zwei Töchter rangeln und reißen sich gegenseitig Haarbüschel aus, die Jungs einer Bekannten ziehen sich mit zwei Schwertern gegenseitig ein paar über – ein kurzes ‘Best of’, denn die ganze Liste würde unendlich weiter gehen.
Okay mittlerweile nehme ich alles zurück – mittlerweile sind auch meine Söhne in der Tom & Jerry-Phase angekommen. Mehrmals täglich flitzen die beiden zankend an mir vorbei. Einer flüchtet, während der andere wild wedelnd dem Vorderen eine überbraten will. Selbst wenn ich sie stoppe, der Hieb wird noch fertig ausgeteilt – es geht einfach nicht anders. Wenn ich dann schimpfe gibt’s meistens eine kurze Versöhnung. Oder eine Verschwörung gegen mich. Zwanzig Minuten später geht das Katz’ und Maus-Spiel erneut los. Es geht selten friedlich miteinander, aber eben auch nicht ohne den Bruder. Kauf ich etwas doppelt, ist es uninteressant. Sucht sich jeder sein eigenes aus, will der Kleine das vom Großen. Da hilft gar nichts, aber Nerven brauchst du!
„Du Petze“, war quasi mein Spitzname, meine Schwester ist vier Jahre älter als ich, wir haben uns beim gemeinsamen Aufwachsen nichts geschenkt. Ich wollte alles was sie hatte, weil ich ihr nacheiferte, sie wollte keine nervige kleine Schwester. Ich petzte ständig, weil ich mich ungerecht behandelt fühlte. Meine Mutter schimpfte die Große, die mich dafür mit ihrem Todesblick bedachte. Anfangs mischte ich mich bei meinen Kindern noch ein, erfolglos, es traf sicher den Falschen, denn der Kleine ist meistens der Anstifter sämtlicher Zankereien. Und wenn nicht, dann nutzt der Große einen unbeobachteten Moment, um sich bitterlich zu rächen.
Aber ich bin recht zuversichtlich, die Pubertät wird sicherlich diese Rangeleien irgendwann beenden, bzw. die Geschwisterstreitigkeiten auf eine höhere Stufe der Streitkultur bringen. Und irgendwann mit 30 sitzen die beiden Streithähne dann mit einem Seiterl in der Hand im Garten und können es nicht in Ruhe trinken, weil die eigenen Kinder ihnen keine ruhige Minute lassen. Meine Mutter nennt das milde lächelnd „Karma“.