Kinder brauchen viel Aufmerksamkeit, immer mindestens eine helfende Hand und nicht weniger als ein offenes Ohr.
Indem du deinem Kind innerhalb gewisser Grenzen viel Freiraum gibst, förderst du seine Selbstständigkeit und sein Selbstbewusstsein wächst ganz nebenbei. Kurzfristig kann dies bedeuten, dass du mehr denn je gefragt bist. Wasserlacken müssen aufgewischt werden, Kindertränen gehören getrocknet und Verzweiflung muss weggestreichelt werden. Ein Kind, das sich frei und selbstständig in seiner vertrauten Umgebung bewegt, kann sein natürliches Bedürfnis die Welt du erforschen, stillen. Dabei wird es Umwege gehen, Kollateralschäden verursachen und Rückschläge erleiden. Aber es wird auch Erfolgserlebnisse haben, über sich selbst hinauswachsen und seine Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern.

Auf lange Sicht bedeutet dies, dass es schneller und selbstsicherer an seine Ziele gelangt als ein Kind, das diesen Freiraum nicht bekommt. Wird dein Kind zunehmend sicherer und selbstständiger beim verwirklichen seiner Pläne, kannst du dich nach und nach entspannt zurück lehnen und ihm dabei zusehen. Es lernt selbstständig zu klettern, essen, gehen und sich an- und auszuziehen. Es lernt all das was du bisher für dein Kind übernommen hast, selbst zu tun.

Du kannst dein Kind auf diesem Weg begleiten, indem du es dabei unterstützt vieles selbst auszuprobieren und im Hintergrund wartest um es in Folge zu unterstützen wenn es dich doch einmal braucht.
Ein schöner Gedanke, nicht wahr? Wie du diesen im Alltag mit deinem Kind umsetzen kannst?
Wir haben ein paar Beispiele für dich…

Füttern vs. Selber essen
Du kannst deinem Kind immer wieder auch Fingerfood anbieten. Lege eine kleine Gabel oder einen Löffel dazu. Kinder beobachten uns Erwachsene sehr genau und kopieren dann unser Verhalten. So kann es sein, dass dein Kind schon sehr früh versucht das Essen mit Besteck nachzuahmen. Kann es erst einmal selbst essen, kannst du dein Essen wieder warm genießen.

Vorlesen vs. Selbst betrachten
Es kann wunderschön sein seinem Kind vorzulesen. Gemeinsam ein Buch zu lesen ist viel mehr als nur Bilder ansehen und einer Geschichte zu lauschen. Es ist Nähe, Austausch und eine ganz besondere gemeinsame Zeit. Trotzdem kann es auch ab und zu ganz angenehm sein, wenn dein Kind alleine ein Buch liest. Da das Umblättern für junge Kinder manchmal noch schwer ist, sind sie dadurch oftmals frustriert und legen das Buch schnell zur Seite. Vielleicht könnt ihr die Bilder des Lieblingsbuchs deines Kindes kopieren und an die Wand kleben. So kann es sich die Geschichte selbst erzählen und an den Bildern vorbeikrabbeln oder spazieren.

Tragen, heben, schieben vs. Instinktives bewegen
Kinder wollen sich bewegen. Vor allem beim Klettern sind wir versucht unser Kind, bevor es dieses Ziel selbstständig erreichen kann, zu heben, hieven oder auf irgendeine andere Art und Weise zu unterstützen. Doch sie haben das was uns Erwachsenen oft über die Jahre verloren gegangen ist, nämlich ein spitzenmäßiges Körpergefühl. Lässt du deinem Kind den Freiraum sich instinktiv zu bewegen, wirst du erkennen, dass es sehr gut im Gefühl hat wie weit es gehen kann. Selbstverständlich kann dabei auch einmal etwas schief gehen. Aber das tut es in der Regel auch wenn wir mit helfenden Händen um unser Kind kreisen.

Zusehen vs. Mithelfen
Die Wäsche muss aufgehängt werden, der Geschirrspüler gehört schon wieder ausgeräumt und das Mittagessen kocht sich auch nicht von alleine. Es wäre schön, wenn unsere Kinder spielen würden bis wir all das erledigt haben was so an einem Tag anfällt. In der Regel tun sie das aber nicht. Viel lieber wollen sie live dabei sein und mithelfen. Natürlich dauert es doppelt so lange wenn dein Kind die Löffel aus dem Geschirrspüler ausräumt oder dir einzelne nasse Kleidungsstücke reicht, aber es ist so wertvoll wenn es dies tun darf. Was für uns lästiger Alltagskram ist, ist für unsere Kinder spannende Qualitytime mit Mama oder Papa. Also investiere die 10 Minuten mehr um Zeit mit deinem Kind zu verbringen, die Arbeit trotzdem erledigt zu wissen und um deinem Kind in ein paar Jahren dabei zusehen zu dürfen, wie es vieles alleine schafft und dir eine große Hilfe ist.

Die Devise dabei lautet, tue all das nur wenn du Zeit und Energie dafür hast! Lässt du dein Kind steht’s bei allem mitmachen, ihm immer Freiheit und –raum sich selbst zu erproben, wirst du vielleicht bald das Gefühl bekommen, selbst zu kurz zu kommen oder nichts geregelt zu bekommen.
Probiere es einfach aus und achte darauf, dass es dir dabei trotzdem auch gut geht.

Wir wünschen deinem Kind und dir gemeinsame Erfolgserlebnisse und ganz viel Spaß!