Jedes Jahr stellt sich im Vorfeld der Grippezeit die Frage nach einer entsprechenden Grippeimpfung. Während man in den USA jedem Menschen ab dem 6. Lebensmonat zu einer Impfung rät, ist in Österreich die Impf-Skepsis weit verbreitet. Zwar wird die Impfung vor allem Säuglingen ab dem 6. Monat, schwangeren Frauen, Menschen ab 65 Jahren sowie chronisch kranken Personen besonders empfohlen, die Praxis sieht aber doch oft anders aus. Prinzipiell ist es immer ratsam, Nutzen und Risiken gegenüberzustellen bevor man eine Entscheidung trifft. Wir haben zum Thema Grippeimpfung mit zwei Fachmedizinern aus Wien gesprochen.

“Ich lasse meine Tochter nicht Grippe impfen, es ist für ihr Immunsystem besser wenn sie die Krankheit durchmacht.”

“Ich habe mein Kind gegen Influenza impfen lassen und dann war es den ganzen Winter krank.”

Solche und ähnliche Sätze hört Dr. Michael Sprung-Markes von der Ordination Gesund Wachsen in Wien sehr oft. Da die Skepsis groß ist, ist es dem Facharzt für Kinder- und Jugendheilkunde sehr wichtig, sich ausreichend Zeit für ein Aufklärungsgespräch mit Eltern zu nehmen. “Prinzipiell ist die Grippeimpfung gut verträglich, als Nebenwirkung beobachte ich gelegentlich Fieber am Tag nach der Impfung oder tags darauf, eine Rötung an der Einstichstelle und auch Schmerzen.” All dies seien jedoch normale Impfreaktionen, die mit elterlicher Zuwendung und gegebenenfalls einem schmerz- und fiebersenkenden Medikament gut zu behandeln sind. Ein grippaler Infekt könne dadurch zwar nicht verhindert werden, jedoch sei das Risiko, eine Woche mit hohem Fieber im Bett zu liegen und eine Lungenentzündung zu bekommen, durch die Impfung deutlich reduziert. Übrigens: Ab dem 2. Lebensjahr gibt es auch die Möglichkeit einer schmerzlosen Impfung in Form eines Nasensprays.

Auch Dr. Peter Voitl (www.kinderarzt.at) sieht die richtige Grippe, auch Influenza, als potentiell gefährliche Krankheit an: “Jährlich erkranken zwischen 10 und 15% der österreichischen Bevölkerung an der echten Grippe. Die höchsten Erkrankungsraten findet man bei Kindern und Jugendlichen. Die Influenza ist keine harmlose Erkrankung, so gibt es alljährlich eine erhöhte Anzahl an Todesfällen durch die Influenza, hier vor allem Personen mit einer Grunderkrankung, die bereits geschwächt sind.” Zum Thema Grippeimpfung in der Schwangerschaft erklärt er: “Schwangerschaft, Geburt, Wochenbett und Stillperiode sind mit einer erhöhten gesundheitlichen Belastung verbunden. Hier könnten Influenzavirus-Infektionen besonders gefährlich werden.”

Wer sich entscheidet, sein Kind impfen zu lassen, sollte zudem beachten: Der beste Zeitpunkt mit der Impfung zu starten ist übrigens vor der Grippe-Saison, also ab Oktober. Es macht aber auch noch Sinn während der Grippe-Welle (bis März) zu impfen.