Das Abstillen ist eine ganz natürliche Sache, dennoch fragt sich die eine oder andere Frau: Bin ich eine schlechte Mutter, wenn ich nicht mehr Stillen möchte?

Eindeutig: Nein! Irgendwann ist die Zeit gekommen – und sie ist ganz natürlich – dass Frau wieder frei sein möchte, unabhängig und als eigenständiger Mensch wahrgenommen werden will. In den neun Monaten der Schwangerschaft war es doch nicht selten der Fall, dass die meisten Menschen nur gefragt haben „Na, wie geht es dem Krümel im Bauch?“. Selten wurde man nach dem eigenen Wohlbefinden gefragt. Nach der Geburt sind alle Augen auf den neuen, kleinen, unschuldigen Erdenbürger gerichtet. Und die Frage nach dem Stillen lässt nicht lange auf sich warten. Dass die Muttermilch das Beste für das Kind ist, ist uns bewusst.

Doch verdammt nochmal: Ich will mein Leben zurück! Mein selbstgesetztes Ziel, bis zum 6. Monate ausschließlich zu Stillen habe ich erreicht. Auch die Monate danach hab ich nach Bedarf gestillt – immer dann, wenn es mein Kind wollte, krank war, der Brei nicht geschmeckt hat oder es einfach nur das Saugen en meiner Brust brauchte. Im Krankheitsfall war ich wirklich sehr glücklich darüber, meinem Kind die Brust zu geben, in dem Wissen, dass es die nötigen Abwehrstoffe von mir bekommt. Ich war auch sehr froh, es an meine Brust anzudocken, wenn mein kleiner Sonnenschein die Nacht zum Tag gemacht hat.

Aber jetzt reicht es mir, wirklich! Ich will wieder eigenständig und selbstbestimmt sein! Und ich bin nicht egoistisch. Ich denke dabei wirklich an mein Kind! Soll es bei der Geburtstagsfeier des Krippenkindes noch immer an meine Brust? Ich will meinem Kind Unabhängigkeit, mehr Freiheit und Selbstbestimmung geben. So schön die Zeit und das Kuscheln auch war und noch ist. Aber ich bin ich! Doch wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen? Diese Gedanken hatte ich nicht nur einmal. Das erste Mal ans Abstillen dachte ich schon in der ersten Woche nach der Geburt – meine Brustwarzen taten weh und unser Handling war noch nicht eingespielt. Aber das wurde zum Glück durch die Unterstützung meiner Hebamme besser. Als nächstes hatte ich nach 4 Monaten ein Tief und wollte damals nicht mehr. Doch da war es für mein Baby noch nicht der richtige Zeitpunkt. Ich habe gemerkt, wie sehr es mich noch brauch – mich, meine Milch, meine Nähe, das Kuscheln und das Saugen an der Brust. Mein Mutterherz hätte damals geblutet, hätte ich mein eigen Fleisch und Blut von der Brust weggerissen.

Und heute? Heute braucht mich mein Kind nicht mehr – das muss ich mir eingestehen! Meine Brust ist meist schon uninteressant. Ich will mich wieder als Frau fühlen und nicht als Milchmaschine. Mein Baby ist heute kein Baby mehr, ich sehe bald ein Kleinkind vor mir –  spielend, lachend, laufend, hinfallend und wieder aufstehend. Ich denke mit einem Lächeln an die Stillzeit zurück, auch wenn wir anfangs ein paar Hürden zu meistern hatten. Ich nehme glücklich Abschied von dieser innigen Stillzeit! Bin stolz, dass wir die anfänglichen Stolpersteine mit Bravour gemeistert haben und blicke nun in eine spannende Zukunft!

Die Tatsache, dass man eine Übermutter ist, Nicht-loslassen kann, steht man sich selber erst zu spät ein. Die Stillphase ist nicht die einzige Zeit, in der das Kind viel Aufmerksamkeit von der Mutter bekommt. Auch Spielen, Sprechen, Erzählen, Singen oder Kuscheln sind ebenso wertvoll, wie das Stillen- wenn nicht sogar wertvoller, wenn beide glücklich sind.