Mutter, Vater, Kind: Das ist die Familienkonstellation, die wir von klein auf lernen; so ist es “richtig”, so soll es sein. Aber entspricht das noch unserer Gesellschaft? Viele junge Eltern sind heute nicht mehr verheiratet, streben vielleicht gar keine Hochzeit an. Andere lassen sich scheiden, heiraten erneut. Patchwork-Familien sind für uns total  normal geworden und gesellschaftlich akzeptiert. In den letzten Jahren entstand nun noch eine neue Art der Familie, modern und weit weg vom klassischen Familienbild: Co-Parenting.

Patchwork-Familie mal anders?

Stell dir vor, du stehst mit beiden Beinen im Leben und wünschst dir nichts mehr als ein Kind. Mit den Männern klappt aber nicht so richtig, oder du möchtest dich auf niemanden einlassen. Wie kannst du dir deinen Kinderwunsch trotzdem erfüllen? Eine Antwort, die zur Zeit boomt, ist das Co-Parenting.

Dabei finden sich ein Mann und eine Frau – die keine romantischen Gefühle füreinander haben – zusammen, um gemeinsam ein Kind zu bekommen. Keineswegs handelt es sich dabei um Zweckgemeinschaften, das Kind wird später auch noch gemeinsam erzogen. Auf Plattformen wie Modamily kann man sich registrieren wie auf einer Dating-Plattform, nur, dass es darum geht, ein gemeinsames Kind zu bekommen – Liebe bleibt dabei außen vor. Der Unterschied zu einer klassischen Patchwork-Familie liegt nur darin, dass die einzelnen Familienteile sich nicht aus Liebe heraus gebildet haben. Co-Parenting kann in getrennten Wohnungen oder in Wohngemeinschaften stattfinden.

Ein Kind ohne Eltern die sich Lieben?

Mit Tinder hat das Ganze aber trotzdem nichts zu tun. Hier treffen sich nicht zwei Wildfremde zu ungeschütztem Sex und zeugen einfach ein Kind. Nein, dahinter steckt viel Überlegung.  Empfohlen wird, sich mindestens ein Jahr lang zu kennen, sich auszutauschen über Vorstellungen, Erziehungsmethoden, Wünsche, Religion – nur, wenn es passt, wird gemeinsam ein Kind gezeugt (und das in den meisten Fällen nicht auf dem „traditionellen“ Weg). Eltern, die sich für Co-Parenting entschieden haben, wissen in den meisten Fällen, worauf sie sich einlassen und haben sich das gut überlegt. Im Zentrum steht Respekt und Kommunikation. Vor der Befruchtung werden Pläne aufgestellt, wie die Zeit mit dem Kind verbracht wird und wer welche Zuständigkeiten hat. Und das wollen wir hier noch einmal festhalten: Die Eltern lieben ihr Kind dadurch nicht weniger.

Natürlich gibt es unangenehme Ausnahmen bei der Suche nach einem Co-Parenting Partner – Spinner findet man überall. Besonders Frauen, deren Kinderwunsch sehr intensiv ist, laufen Gefahr, auf solche hineinzufallen. Männer, die nur schnellen Sex wollen und sich dann aus der Verantwortung ziehen – daher auch die Regel mit den 12 Monaten, in denen man alles besprechen und vorbereiten sollte.

Eine Garantie dafür, dass es funktioniert, hat man nie – aber auch in einer „normalen“ Familie kann man Trennungen nicht ausschließen, so Anhänger von Co-Parenting.

Aber was ist mit den Kindern?

Ihr eigenes Leben betrachten Kinder, solange sie klein sind, als „normal“ – sie kennen es ja gar nicht anders. Wenn sie größer werden und die Unterschiede der eigenen Familie zu anderen Familien erkennen, kann es natürlich kompliziert werden. Vor allem bei Co-Parenting Familien, die aus einem homosexuellen Paar und einer dritten Person bestehen. Wie soll man erklären, warum man drei Eltern hat, andere aber nur zwei? Aufklärung und ein respektvoller Umgang sind hier die Schlüsselwörter, um Kinder von Vorurteilen fernzuhalten. In vielen Volksschulen werden im Sachunterricht auch die verschiedenen Familienkonstellationen durchgegangen. Kinder können dann erzählen, wie es bei ihnen zu Hause ist und werden merken: Irgendwie ist es doch überall anders.

Wie sieht es rechtlich aus?

Ein Kind kann nur zwei Eltern haben – so sieht es das Gesetz vor. Vor allem bei Co-Parenting mit mehr als zwei involvierten Personen kann das problematisch werden und muss unter den einzelnen Parteien geklärt werden. Für viele ist es aber dennoch ein Modell, das sie sich vorstellen können.