Brief von mir an dich, Mama.

„Liebe Mama,

Durch die Nabelschnur, die uns seit Anfang an unzertrennlich macht,  bin ich mit dir verbunden! Du bist Zigaretten gewohnt, aber ich nicht Mama! Wenn du eine Zigarette rauchst, rauche ich, mein kleiner Körper und mein winziges Herz mit! Es ist eine große Belastung für mich! Neben Nikotin bekomme ich etwa 4800 weitere Chemikalien mit! Bitte rauche nicht! Mir schmecken deine Zigaretten nicht. Jeden Zug, den du inhalierst, rauche ich mit, Mama! Mein Körper zuckt zusammen, ich ringe nach Luft! Als würde man mir die Kehle zuschnüren, Mama! Wenn du pro Tag 14 Zigaretten rauchst, sind es bis zum Ende der Schwangerschaft 200 Schachteln, die ich mitgeraucht habe! Ich bin doch noch viel zu klein Mama, und ich kann noch nicht selber entscheiden.

Mama, weißt du, wovor ich Angst habe? Ich habe vor so vielen Dingen Angst. Zum Beispiel habe ich Angst davor, dass sich der Mutterkuchen zu früh löst und ich somit zu früh das Licht der Welt erblicke, falls ich schon groß genug bin. Falls ich noch zu klein und zu schwach bin, wird es kein gutes Ende für mich geben. Und ich habe auch Angst davor, zu klein zu sein, zu unterentwickelt und in meiner Reife verzögert zu sein. Ich habe Angst später ausgelacht und gemobbt zu werden, weil ich eine Lippenspalte habe, weil ich mich durch dein Rauchen nicht ausreichend ausbilden kann. Wie erkläre ich das später den anderen Kindern? Wie erklärst du mir das später, wieso ich krank, schwach oder anders als meine Mitschüler bin?

Je mehr du rauchst, während du mich neun Monate unter deinem Herzen trägst, desto höher ist mein Risiko im Laufe meines Lebens an Asthma, Allergien, Lungenentzündungen, Bronchitis und an Mittelohrentzündungen zu erkranken. Man sagt auch, dass meine Lunge schwächer ausgebildet ist. Es ist auch bewiesen, dass gewisse Herzfehler auf Tabakrauch zurückzuführen sind.

Und weißt du Mama, wovor ich noch Angst habe? Ich habe Angst vor dem Entzug, wenn ich dann erstmal hoffentlich das Licht der Welt erblicken darf. Es wird ein kalter Entzug sein. Es wird bitter, grauslich und hart. Ich werde zittern und weinen, weil mir die Schadstoffe fehlen. Ich werde süchtig und abhängig sein, bitterlich schreien, Unruhe wird sich breit machen und ich werde im Entzug kämpfen.

Mama, bitte tu mir das nicht an! Ich bin noch viel zu klein! Bitte entscheide dich richtig für mich und hör auf zu rauchen, mir zuliebe!“