Noch vor ein paar Wochen warst du mit deinem Baby bei Freundinnen, Kollegen oder den Großeltern und es hat sich gar nicht darum gekümmert, wer da gerade mit ihm spielt, doch plötzlich ist das anders. Dein Baby fängt zu weinen an, wenn du nicht mehr in der Nähe bist, möchte von niemandem mehr auf den Arm genommen werden, kurz: dein Baby reagiert negativ auf Fremde, manchmal auch nähere Bekannte, sogar Oma und Opa sind nicht mehr gern gesehen.

Das sogenannte „Fremdeln“ tritt meist im 6. bis 8. Monat ein und ist eine ganz natürliche Entwicklung deines Kindes, keineswegs heißt es, dass du dein Kind „verzogen“ hast. Während es auf der einen Seite bedeutet, dass du nun höchst offiziell die engste Bezugsperson für dein Kind bist, bedeutet es gleichzeitig, dass es nun unterscheiden kann, wer fremd ist und wer nicht. Man vermutet, dass Kinder in dieser Phase der Entwicklung fähig sind, Gesichter zu erkennen, bzw. sich charakteristische Merkmale von Gesichtern merken können.

„Fremdeln“ zeigt sich vor allem darin, dass dein Kind engen Körperkontakt zu dir sucht und sich gleichzeitig weigert, mit anderen Menschen Kontakt zu haben. Dabei fängt das Baby zu weinen, oder auch schreien an, es versteckt sich auf deinem Arm, größere Kinder hinter den Füßen der Mutter (dem Vater). Sogar Oma und Opa können plötzlich „unbeliebte“ Gäste sein.

Die Neugierde des Kindes bleibt während dieser Phase jedoch bestehen. Beobachte dein Kind auf dem Arm. Der zuerst abgewiesene Fremde wird genau beobachtet, dein Kind hat vielleicht sogar wieder gute Laune. Als Mutter (oder Vater) ist man in dieser Situation der „Anker“ für das Kind, der sichere Hafen, von dem aus die Welt erkundet werden kann.

Als Mutter stehst du hiermit vor einer neuen Herausforderung, wichtig ist es jetzt vor allem, die Angst deines Babys ernst zu nehmen und ihm Schritt für Schritt diese wieder zu nehmen. Gib deinem Kind Zeit, sich an Personen (auch wenn es diese eigentlich schon kennt) zu gewöhnen. Wenn dein Kind weiß, dass es in dieser Situation sicher ist, kann es sich entspannen und wird sich von ganz allein wieder an die Personen annähern.

Wichtig ist, vorbehaltlos auf die Wünsche des Kindes einzugehen. Auch wenn die Oma einen Kuss haben möchte, wenn dein Kind das nicht will, dann muss das respektiert werden. Wenn es nicht von jemand anderem gehalten werden möchte außer der Mutter, dann soll es auch nicht dazu gezwungen werden – nur so kann das Vertrauen in den „sicheren Hafen“ Mama bestehen bleiben.

Damit Oma und Co. verstehen, warum du so handelst, kannst du sie ganz nüchtern über das „Fremdeln“ aufklären und verständlich machen, warum du so handelst. Auch fremde Personen müssen hier Geduld beweisen, und wenn das Kind sich an die neue Situation gewöhnt hat, wird es von alleine auf die Person zugehen.

Die „Fremdel“-Phase geht von alleine vorbei, kann jedoch einige Zeit dauern. Spätestens im 3. Lebensjahr legt sich diese Phase jedoch zumeist wieder. Hast du diese Phase mit deinem Baby gut überstanden, warst immer die Beschützerin und hast seine Ängste wahrgenommen, wird dein Kind dir das immer Danken und gestärkt aus dieser Phase herauskommen.