Von den einen heiß diskutiert, von den anderen vollkommen negiert, die Veränderungen unseres Klimas sind derzeit in aller Munde. Die Medien sind voll von Klimakatastrophen, Verschwörungstheorien und Demonstrationen. Ich sitze mit meiner kleinen Familie zu Hause und zeitweise überrollt uns eine Flut an Panik, großem Tatendrang und einer gewissen Unsicherheit. Was können wir tun, wenn wir nicht tatenlos zusehen wollen?

Mein Freund und ich waren schon immer gerne in der Natur. Wir beide haben von Geburt an Waldluft inhaliert und sind mit unseren Eltern regelmäßig über Stock und Stein gestolpert. Aus diesem Grund verbringen wir auch heute viel Zeit in Wald und Wiese. Vor ein paar Jahren sind wir aus der Innenstadt an den Stadtrand ins Grüne umgezogen. Hier liegt der Wald direkt vor unserer Haustüre. In den letzten Jahren ist uns ein nachhaltiger und ressourcenschonender Lebensstil immer wichtiger geworden. Nachhaltiger zu leben fühlt sich eindeutig besser für uns an.
Eine Frage die wir uns trotz alle dem immer wieder stellen, ist, ob das was wir tun, denn genug ist. Uns ist vollkommen klar, dass jeder noch so kleine Beitrag, wie Mülltrennung, das Kaufen regionaler Lebensmittel oder reparieren statt neu kaufen, ein wichtiger ist. Wenn jeder sein Schäufelchen beitragen würde, hätten wir ja vermutlich keine Klimakrise. Doch was ist es, was unserer Welt langfristig helfen kann? Ich denke, die Frage sollte nicht lauten „Was“, sondern „Wer“? Und die Antwort darauf ist eigentlich eine weitere Frage „Wer, wenn nicht wir?“…nämlich jede/r von uns. Leider ist diese nicht schnell beantwortet, sondern zieht vielmehr weitere Fragen nach sich. Eine davon lautet „Wer sind wir?“ Vermutlich sind wir vor allem eins, ein Haufen Menschen, mit ganz unterschiedlichen Vorstellungen, Wünschen und Erfahrungen. Und auch wenn die Horrornachrichten im Zusammenhang mit unserer Umwelt in den letzten Jahren immer mehr werden und ein Umdenken langsam Einzug hält, werden wir es nicht schaffen die Kurve rechtzeitig zu kratzen. Wir werden es nicht schaffen unsere Kinder und Enkeln vor den Folgen der heutigen Klimakrise zu bewahren. Vielmehr werden wir, wenn wir weitermachen wie bisher, ungebremst in eine Klimakatastrophe schlittern. Unsere Kinder können dann versuchen unsere Fehler wieder ausbügeln. Ob es ihnen gelingen wird, weiß keiner so genau, nicht wahr? „Was sind denn das für Aussichten?“ könnten wir jetzt sagen. Oder „Dann ist ja eh schon alles egal!“ wäre ein logischer Schluss. Ganz so sehe ich die Sache nicht. Resignation war noch nie meine Stärke. Ich bin eher der Typ „Na gut, packen wir es an und machen wir das Beste daraus.“

Wenn ich an unsere Umwelt denke, sehe ich vor allem eins, unsere Kinder. Ich bin überzeugt davon, dass Kinder die naturnah aufwachsen ihr instinktives Gefühl für ihre Umwelt beibehalten. Ein Kind, das im Wald Steine, Äste und Blätter sammelt, seine Füsse ins eiskalte Bächlein hält und Ameisen, Schmetterlinge und Bienen auf der Wiese beobachtet, wird auch als Erwachsener keine Wälder niederbrennen, ganze Seen austrocknen lassen oder Wiesen zubetonieren.

Wir haben Bäume durch Klettergerüste ersetzt, haben die Wiese darunter zubetoniert und mit Steinen aufgeschüttet und Hügel abgetragen um auf einer flachen Ebene eine Plastikrutsche aufzubauen. Bitte versteht mich nicht falsch, auch meine Tochter liebt es am Spielplatz zu rutschen, zu schaukeln und zu klettern. Sie genießt es aber mindestens genauso über Wurzeln zu staksen und einen Erdhaufen hinunter zu rollen. Solange ein Kind beide dieser Welten kennenlernen darf, wird es die Vorzüge jeder dieser Orte schätzen lernen. Was mir Angst macht, sind Familien deren Welt ausschließlich aus der von Menschenhand geschaffenen Welt besteht. Diese Kinder sind es, die mir Sorgen machen. Zum einen weil sie niemals lernen werden was Natur bedeutet und warum es wichtig ist diese zu schützen und zum anderen um ihrer selbst willen. Ich wünsche jedem Kind, dass es erfährt wie es sich anfühlt die Hände in Erde zu stecken, was für ein Gefühl es ist, die Füße nach einem langen Fußmarsch im Bach abzukühlen und wie gut es tut, wenn man zwischen Hummeln und bunten Blumen ein Picknick macht.

Wenn mich jemand fragt was ich zum Klimaschutz beitrage, erzähle ich nicht von unserem Biomüll, den Stoffwindeln unserer Tochter oder unserem Selbsterntefeld, sondern ich erzähle von meiner Tochter, die täglich Waldboden unter ihren Füßen spürt.
Ich glaube fest daran, dass unsere Kinder unsere Zukunft sind. Ich bin überzeugt davon, dass es in den Kindergärten, Schulen und vor allem in den Familien an Naturerfahrungen fehlt. Ich denke, dass das Erklären weit hinter dem Erleben kommen sollte. Ich glaube, dass wir endlich wieder mehr mit unseren Kindern hinaus in die Natur gehen sollten um ihr instinktives Gefühl für unsere Umwelt zu stärken. Ich lehne mich sogar so weit aus dem Fenster zu behaupten, wenn unsere Kinder alles was sie zum Leben brauchen erleben statt erfahren dürften, gäbe es gar keine Klimakrise.
Also pflanzt gemeinsam mit euren Kindern Kräuter, Obst und Gemüse und geht mit ihnen hinaus in den Wald. Lasst sie durch Regenpfützen springen und kommt erst wieder nach Hause wenn braungrüne Flecken ihre Knie zieren. Lasst sie auf Bäume klettern und auf Lianen schaukeln. Denn dann und nur dann werden wir in dreißig Jahren Erwachsene haben die all das was wir schon immer hatten, zu schätzen wissen. Vielleicht finden diese Erwachsenen dann keine Ausreden mehr und bauen auf, was wir zu Fall gebracht haben.