“Goodbye Hormone, Ciao Pille, Nein danke,” dachte sich Autorin Sila. In diesem Artikel schildert sie und ihren Weg zu einer hormonfreien Verhütung.

Mitte 20 und hormonfrei verhüten – Challenge accepted! Insgesamt habe ich über knapp 3 Jahre die Antibabypille einer renommierten und überteuerten Marke genommen. Ich habe ziemlich an Gewicht zugelegt, war grundlos traurig und Lust auf Nähe und Zärtlichkeit war mir fremd. Nie war es „wow“ oder „ohooo“, sondern nur einfach nett. Die Medien haben mich vor einem Jahr schon zum Umdenken gebracht – erhöhtes Thromboserisiko durch die Pille? Vor allem wenn man familiär vorbelastet ist? Wurde ich darüber durch meinen Gynäkologen aufgeklärt? NEIN! Natürlich hat man mir das nicht gesagt. Man(n) hat mir nur gesagt, dass mein Zyklus geregelter sein wird, dass die Hormondosis schwach ist, ich keine Menstruationsschmerzen mehr haben werde und es eine sehr sichere Verhütungsmethode ist. Klang alles wunderbar! Aber irgendwann habe ich einfach nicht mehr mit meinen depressiven Verstimmungen leben können – und meiner Unlust auf Nähe. Der Mythos, dass man nach einer langen Pilleneinnahme schwer oder gar nicht schwanger werden kann, schwirrte mir auch immer wieder im Kopf herum. Und ganz klar, ich wünsche mir ein Kind – in ein paar Jahren. Also danke Pille, es war mir (k)ein Vergnügen!

Aktuell habe ich keinen Kinderwunsch. Aber ich möchte meinen Körper kennenlernen. Seit einem Jahr lebe ich hormonfrei. Nach wenigen Wochen merkte ich, dass ich viel glücklicher, zufriedener, ausgeglichener bin, mich attraktiver finde und auch mehr Lust auf Nähe habe. Viel mehr sogar. Der einzige Nachteil ist bis dato, dass mein Zyklus noch immer etwas aus der Bahn geraten ist und sich erst langsam wieder einspielt. Von einem regelmäßigen 28-Tage-Zyklus, wie vor der Pilleneinnahme, träume ich noch. Aber wir – mein Körper und ich – sind auf einem guten Weg! Ich vertraue darauf.

Die letzten Monate habe mich an die Temperaturmethode herangetastet. Es bedarf wirklich viel Disziplin und Ausdauer. Nicht einmal habe ich gedacht: ich lasse es, ist doch sinnlos. Habe mich aber dann immer wieder am Riemen gerissen und bin standhaft geblieben. Man braucht nämlich einige Zeit, bis man den einen oder anderen Rückschluss auf den Zyklus ziehen kann. Wenn meine Periode einsetzt, blättere ich in meinem Kalender, ziehe 14 Tage ab und schaue meine Einträge an: Lust, spinnbarer oder viel Zervixschleim und „Oh Mann, fühle ich mich wohl in meiner Haut“ lassen sich da unter den Einträgen finden. Vereinzelt habe ich sogar den Mittelschmerz in den letzten Zyklen wahrgenommen – Jackpot! Ein Erfolgserlebnis! Mit etwas Übung ist das nicht mal so schwer. Bei richtiger Anwendung soll diese Methode so sicher wie die Pille sein. Schichtdienst, Partynächte oder Erkältungen führen zu falschen Werten – das macht mir manchmal schon etwas zu schaffen. Auf eine zusätzliche Verhütung – auf ein Kondom – kann ich noch immer nicht verzichten. Bisschen mulmig ist mir dabei schon noch.

Hallo neues Jahr, hallo 1 Jahr hormonfrei!

Ich bereue keine einzige Sekunde diese Entscheidung, die Pille vorletztes Jahr mit Ende Dezember abgesetzt zu haben. So wirklich glücklich war ich mit der täglichen Einnahme nicht. Nicht weil ich inkonsequent oder vergesslich sei – im Gegenteil, ich habe sie immer pünktlich, jeden Abend eingenommen, nie vergessen. Nicht selten war ich aber sauer auf mich und ein bisschen auch auf meinen Freund, mit dem ich aber erst in der Anfangsphase unserer Beziehung war. Ich war sauer, wieso ich das jeden Tag über mich ergehen lassen „muss“, jeden Tag eine Dosis von Hormonen, die in Milligramm doch so harmlos klingen, sie aber ganz und gar nicht harmlos sind. Ich war an einem Punkt angelangt, wo ich nicht mehr wollte. Die Sehnsucht nach Nähe und die gleichzeitige Unlust nach Zärtlichkeit machten mich ziemlich fertig. Ich machte mich schlau, welche Alternativen es gibt. Mit keiner konnte ich mich so wirklich anfreunden. Hormonfrei muss es sein, nicht zu umständlich und kein Eingriff soll notwendig sein – so schieden Spirale & Co aus.

Mein Partner und ich redeten viel. Er nahm mich nicht nur einmal in den Arm und hatte wirklich Mitleid mit mir und meinem Gefühlskarussell. Bei der letzten zuhause lagernden Pillenpackung wusste ich, dass es die letzte sein wird, die ich nehmen würde. Er war sehr verständnisvoll und verstand meine Entscheidung. Ich sollte einfach endlich zufrieden und im Einklang mit mir und meinem Körper sein – das war sein Wunsch. Mein ganzes Umfeld merkte, dass ich alles andere als glücklich war – die letzten Jahre. Doch zwischen den Zeilen merkte ich bei ihm die Unsicherheit. Nach wenigen Monaten Beziehung konnten wir uns noch einfach kein Kind vorstellen. Es passte einfach noch nicht in unser Leben. Hormonfreie Verhütung mittels Temperaturmethode bedarf viel Vertrauen! Vertrauen zwischen Mann und Frau, vertrauen auf den eigenen Körper, auf die Signale, auf die Messungen und ein bisschen auch auf das Bauchgefühl. Ebenso braucht es Zeit. Zeit, um sich zu informieren, zu recherchieren und Zeit für die morgendliche Messung der Aufwachtemperatur. Einfach Zeit, um den Körper wieder kennenzulernen,

Wir wagten das Experiment. Auf in ein neues Lebensgefühl! Alles klingt nach einer heilen Welt. Aber ich hatte Zweifel. Zweifel, ob ich so diszipliniert sein kann und ob wir es zusammen schaffen – denn allein auf meine Beobachtungen wollte und konnte ich mich nicht verlassen. Der zusätzliche Schutz durch ein Kondom war für mich Voraussetzung, um in Ruhe mich und diese neue Methode auf meinem Weg zur hormonfreien Verhütung kennenzulernen.

Geduld und Ausdauer.

Mein Zyklus war die reinste Baustelle. Kaum war ich glücklich, dass sich eine gewisse Regelmäßigkeit eingespielt hat – 3 Zyklen waren wirklich ansatzweise im Normbereich –  zog mir mein Körper einen Strich durch die Rechnung. Es war ein auf und ab, über die ersten neun Monate. Jeden Tag miss ich zur selben Zeit vaginal meine Temperatur und trug sie in einer Handyapp ein. Nach langen Lern- oder Partynächten stellte ich mir 6 Stunden später den Wecker, da mindestens fünf Stunden Schlaf Voraussetzung sind, um die Basaltemperatur zu messen.  Geduld und Ausdauer war mehr als wichtig!

Es war ein neu gewonnenes Körpergefühl! Ich fühlte mich sichtlich wohl in meiner Haut. Auf der Waage tat sich jetzt nicht sonderlich viel, aber ich fühlte mich viel attraktiver – vor allem um den Eisprung herum! Ich stylte mich für ein Abendessen mit meinem Freund auf. Oh Mann, sah ich an diesem Abend gut aus! Das Kleid saß perfekt, meine Haare waren seidig weich und fielen unglaublich toll! Beim Zusammentreffen blickte mich meine Begleitung an und sagte nur „Wow! Du siehst heute umwerfend aus!“. Und genauso umwerfend fühlte ich mich aus. Sexy und heiß! Ich wusste ganz genau, dass ich mich in der fruchtbaren Phase befand. Mein Zervixschleim war fadenartig, spinnbar, fast klar und durchsichtig. Von meiner Lust gar nicht zu sprechen. Das Abendessen war mehr Folter als Genuss. Er wusste bescheid, da er sich regelmäßig nach meinen Messergebnissen erkundigte – klingt nicht romantisch aber es war süß und aufmerksam von ihm.

Geduld und Ausdauer – nicht nur beim Stellen des Weckers. Scheiterten wir in unserer Beziehung aufgrund meiner Verhütungswahl? Nein, gewiss nicht. Also hatte ich plötzlich noch mehr Zeit für mich und meinen Körper. Ich nahm mir vor, mich mit der Temperaturmethode weiter anzufreunden bis wir „best friends“ werden. Kein Stressfaktor mehr – nur mehr ich, mein Körper und das morgendliche Messen meiner Temperatur. Ich hatte wirklich die Ruhe dafür, die ich brauchte. Monat zu Monat gewann ich mehr an Sicherheit und Vertrauen in meinen Körper. Ziemlich genau nach 10 Monaten hätte ich die Uhr danach stellen können, wann sich was in meinem Körper abspielt – ob Eisprung oder Periode. Ich wusste bescheid.

Es ist jedes Monat aufs neue ein Erfolgserlebnis, dieses Wunder zu beobachten und zu verstehen. Ich sehe es als wichtig und wertvoll an, sich mit seinem Körper und den Abläufen auseinanderzusetzen – sei es „einfach so“ als Verhütung oder später zur Babyplanung. Ich wünsche mir in einigen Jahren ein Kind und möchte meinen Körper durch die hormonelle Verhütung nie wieder aus der Bahn bringen.

Es bedarf wirklich viel Geduld und Ausdauer. Das Feingefühl entwickelt man mit der Zeit, die Messungen werden zur Routine wie das Zähneputzen oder die Gesichtspflege. Und das Beste habe ich noch gar nicht erzählt: Beim ersten Wecker stehe ich generell nicht auf, brauche immer mindestens einmal die Schlummer-Funktion. In dieser Zeit greife ich nun zum Nachtkästchen, nehme mir das Thermometer und düse bis zum nächsten Weckton vor mich hin. Bis dahin wird meine Temperatur erfasst, ich trage sie im Nu ein und stehe wie gewohnt auf. Viel mehr Aufwand ist es also im Endeffekt nicht.

In Zukunft möchte ich auf einen Zykluscomputer umsteigen und werde den Cyclotest MyWay testen. Der Cylotest MyWay verspricht bei richtiger Anwendung eine Sicherheit von 99,7%. Neben der Temperatur kann man die Muttermundbeschaffenheit oder den Zervixschleim zusätzlich eintragen. Der Computer übernimmt die Auswertung, die ich bis jetzt selber eingetragen und analysiert habe. Meine Erfahrungen werde ich euch laufend berichten.

© by Sila.