In wenigen Tagen beginnen in Österreich die Sommerferien, während weltweit rund 32,5 Millionen Kinder mit Behinderungen im Primarschulalter laut einer Studie von IDDC und LICHT FÜR DIE WELT* bzw. einem Bericht der Education Commission erst gar nicht zur Schule gehen dürfen. Die große Mehrheit von ihnen lebt in Entwicklungsländern. LICHT FÜR DIE WELT setzt sich dafür ein, dass diese Kinder zur Schule gehen können. Über 9.000 Kinder mit Behinderungen aus Ländern in Afrika, Südamerika, Asien und Ozeanien gingen im letzten Jahr durch die Unterstützung der Fachorganisation zur Schule. Die Mehrheit besuchte inklusive Schulen, in denen Kinder mit und ohne Behinderungen gemeinsam und mithilfe von geschultem Lehrpersonal lernten.

„Jedes Kind hat ein Recht auf Bildung – auch Kinder mit Behinderungen in armen Regionen“, so Johanna Mang, Geschäftsführerin von LICHT FÜR DIE WELT. „In unseren inklusiven Bildungsprojekten sehen wir, dass Kinder mit und ohne Behinderungen unglaublich viel voneinander lernen und Freundschaften entstehen. Die Kinder sehen die Fähigkeiten ihrer MitschülerInnen. Damit werden langfristig Vorurteile gegenüber Menschen mit Behinderungen in der Gesellschaft abgebaut.“ Seit Jahren erweitert LICHT FÜR DIE WELT kontinuierlich die Arbeit im Bereich inklusive Bildung und hat damit Erfolg: Mittlerweile unterstützt die Fachorganisation neben ihren Rehabilitations- und Augenlichtprojekten über 40 Schulprojekte weltweit. In einem Pilotprojekt in der Region Garango im westafrikanischen Schwerpunktland Burkina Faso konnte beispielsweise binnen fünf Jahren die Zahl der Kinder mit Behinderungen, die zur Schule gehen, von vier Prozent auf über 60 Prozent erhöht werden. Das Projekt verdeutlicht, dass Inklusion in der Schulbildung funktionieren kann, auch wenn örtliche Ressourcen knapp und Umstände schwierig sind. „Diese Zahlen bestätigen uns in unserer Überzeugung: Inklusive Schulbildung ist ein Erfolgskonzept, von dem alle Kinder und die Gesellschaft gleichermaßen profitieren“, so Johanna Mang.

Inklusive Bildung: Auch Österreich in der Pflicht

„Auch Österreich muss sich in diesem Bereich verbessern. Nicht zuletzt hat sich die Bundesregierung dazu mit dem Beschluss der 2030 Agenda für Nachhaltige Entwicklung bekannt, die auch hochwertige inklusive Bildung für alle als Ziel hat“, betont Geschäftsführerin Johanna Mang. LICHT FÜR DIE WELT begrüßt zudem die Bemühungen von Bildungsministerin Hammerschmid, die Sonderschulen in Österreich bis 2020 abzuschaffen und inklusive Bildungsmodelle zu fördern. Gemäß der UN-Behindertenrechtskonvention, die Österreich ratifiziert hat, haben Kinder mit und ohne Behinderung ein Recht auf Gleichberechtigung im Schulwesen und ein barrierefreies inklusives Bildungssystem auf allen Ebenen. Inklusive Bildung heißt, dass alle Kinder gemäß ihrer Begabungen, Fähigkeiten und ihres individuellen Unterstützungsbedarfs gemeinsam mit Gleichaltrigen lernen können. Zentral dabei ist: Nicht die Kinder müssen sich in ein System einpassen, sondern der Unterricht muss so gestaltet werden, dass er alle Kinder fördert.

Weltweit noch großer Aufholbedarf bei Bildung für Kinder mit Behinderungen

Laut eines Berichts der Education Commission bzw. der #CostingEquity-Studie des International Disability and Development Consortiums und LICHT FÜR DIE WELT, die mit Unterstützung der Open Society Foundations umgesetzt wurde, sind weltweit mindestens 32,5 Millionen Kinder mit Behinderungen im Primarschulalter von Bildung ausgeschlossen. Hauptgründe dafür sieht der Bericht vor allem beim immensen Mangel an finanziellen Mitteln und der geringen Priorisierung von Kindern mit Behinderungen im Bildungssystem durch Regierungen sowie internationale Geberorganisationen. Der eklatante Mangel an Daten zu Kindern mit Behinderungen weltweit und die fehlende Expertise bei Regierungen und internationalen Akteuren erschweren die schulische Inklusion weiter. LICHT FÜR DIE WELT bildet daher gezielt Akteure im Bereich Entwicklungszusammenarbeit und Politik zu den Möglichkeiten inklusiver Bildung weiter. Die Regierungen von Burkina Faso und Äthiopien haben LICHT FÜR DIE WELT dazu eingeladen, Projekte im Bereich inklusiver Bildung nicht nur auf lokaler, sondern nun auch auf nationaler Ebene zu implementieren. Die äthiopische Regierung hat sich in ihrem neuen fünfjährigen Entwicklungsplan für den Bildungssektor das ambitionierte Ziel gesetzt, die Einschulungszahl der Kinder mit Behinderungen von zurzeit vier Prozent auf über 75 Prozent zu erhöhen.