Kinder? Ach, dafür ist noch Zeit! Oder etwa doch nicht? Viele Menschen schätzen die Fruchtbarkeit einer Frau ganz falsch ein. Und: Ab diesem Zeitpunkt in der “Bastel”-Phase, solltest du zum Arzt gehen.

Es ist eine Entwicklung, die vor allem die Millennials, also Menschen zwischen 20 und 35 Jahren, beschäftigt: Das Kinderkriegen wird immer weiter nach hinten verschoben, denn es scheint, als hätte man ohnehin alle Möglichkeiten. Studien zeigen auch, dass Menschen das Fenster der Fruchtbarkeit im Leben einer Frau sehr unrealistisch einschätzen: Bei einer repräsentativen Umfrage lagen 54 Prozent der Befragten bei der Frage, wann es für Frauen schwieriger wird, schwanger zu werden, falsch.

“Oft wird erst dann Hilfe angefordert, wenn es schon zu spät ist”

Gynäkologin und Fruchtbarkeitsspezialistin Monika Wölfler (LKH-Uniklinik Graz) fasst es so zusammen: „Jungen Menschen geht es zunächst darum, nicht ungewollt schwanger zu werden. Leider erleben wir es oft, dass der Zeitpunkt, wo es notwendig wäre, umzudenken, übersehen wird. Betroffene kommen oft erst zu uns, wenn es schon schwierig ist.“

Somit ist das Problem, ungewollt kinderlos zu bleiben, ein viel Größeres, als ungewollt schwanger zu werden. Das sind die harten Zahlen: Am fruchtbarsten ist eine Frau zwischen 20 und 30 Jahren. Ab 30 nimmt die Fruchtbarkeit ab, weniger Eizellen reifen heran, auch deren „Qualität“ wird schlechter. „Gleichzeitig steigt ab 30 auch das Risiko für Fehlgeburten an“, sagt Wölfler – ab 37 nehme es dann drastisch zu. Auch hier ist die Qualität der Eizellen die Ursache.

Wie lange probieren?

Bei Frauen unter 30 gilt laut Monika Wölfler die Regel: Stellt sich nach einem Jahr regelmäßigem, ungeschütztem Geschlechtsverkehr keine Schwangerschaft ein, dann sollte man einen Arzt aufsuchen. Bei Frauen über 35 Jahren sollte der Weg schon nach einem halben Jahr zum Arzt führen. Die Fruchtbarkeitsspezialistin erlebt es oft, dass Paare erst nach Jahren des erfolglosen Probierens den Weg zum Arzt finden – dadurch kann wertvolle Zeit verloren gehen.

Dennoch ist späte Mutterschaft nicht unmöglich

Fast jeder kennt in seinem Freundes- und Bekanntenkreis eine Frau, die jenseits der 40 noch ein Kind bekommen hat. “Ja das gibt es natürlich”, so Wölfler. “Aber die Chancen werden einfach geringer.” Die biologische Uhr tickt aber nicht nur bei Frauen: Männer sind zwar bis ins hohe Alter zeugungsfähig, aber auch bei ihnen nimmt die Qualität der genetischen Informationen ab.