Es kann schon etwas befremdlich wirken, wenn man ein Schnullerkind mit Ohrsteckern sieht.  Zu meiner Zeit war es Brauch, dass Ohrlöcher gestochen werden, wenn „Mäderl“ tapfer genug sind – also irgendwie freiwillig. So laufen auch meine Nichten heute noch ohne Ohrringe herum, obwohl sie schon die Zehner-Marke geknackt haben und sich mittlerweile mit Beauty und Bling-Bling besser auskennen, als ich. Sie haben zwar schon oft über Ohrlöcher spekuliert – aber der „Schiss“ ist in diesem Fall einfach noch zu groß. Meine Cousine lebte viele Jahre in Spanien, da war es quasi selbstverständlich, die Kleine schon sehr bald mit Ohrsteckern zu versehen, ein normaler Gang – so wie zu einer Muki-Pass-Untersuchung. Was für uns vielleicht befremdlich wirkt, ist in Indien, Südamerika oder im südeuropäischen Raum völlig normal und wird teilweise damit begründet, dass die Babys den Schmerz weniger spüren oder “weniger darunter leiden sollen”. Die Entscheidung bleibt natürlich jedem Elternteil überlassen, etwas Skepsis ist dennoch geboten, denn die Ohrlöcher werden bei Babys und Kindern fast ausschließlich mit Ohrlochpistolen geschossen. Diese sind kein Einmalwerkzeug, werden also öfter verwendet. Da sie nicht steril gemacht werden können, sondern höchstens desinfiziert, ist das die Hygiene betreffend mangelhaft. Außerdem kann beim Schießen nicht so genau wie bei einem mit der Nadel gestochenen Piercing gearbeitet werden – ein weiteres Problem: Mit der Pistole wird das Gewebe “zertrümmert”, ein präzises, punktgenaues Arbeiten ist nicht möglich. Das Gewebe entzündet sich leichter – was auch die Abheilung erschwert. Das “Problem”: Seriöse Piercer werden vom Piercing (mit einer sterilen Nadel gestochen) abraten, da man in Österreich per Gesetz mindestens 14 Jahre alt sein muss, um sich piercen lassen zu dürfen – auch mit Einwilligung der Eltern.

Wenn du dich dennoch dafür entscheidest, dein Baby/ Kind mit Ohrlöchern zu versehen, solltest du einige Dinge beachten. Zu allererst sollte das Kind natürlich gesund sein. Bei Babys wird übrigens gar nicht betäubt. Achte auf größtmögliche Hygiene und darauf, dass
• ein reiner Golddraht oder ein winziger goldener Ohrstecker für das Durchstechen verwendet werden (andere Metalle können Infektionen oder Irritation hervorrufen)
• die Kleidung des Kindes einfach zum An- und Ausziehen geht – wie etwa durch Knöpfe – damit die Ohrläppchen, die hinterher empfindlich sind, geschont werden
• du etwas zum Ablenken mit hast, ein Spielzeug oder etwas zum Knabbern