Heute ist Tag 19 unserer Quarantäne. Bis auf 30 bis 60 Minuten Ausgang pro Tag um den Hund auszuleeren und einem Einkauf vor 5 Tagen, sitzen wir hier in unseren vier Wänden fest. Es ist 13.00 Uhr und wir haben die Tagesgrenze von 1000 Mal „Mama“ bereits weit überschritten. 

Vor drei Wochen kam der erste Schock. Was? Ab Montag kein Kindergarten mehr? Bedeutet für mich so viel wie, keine Arbeit, keine Minute für mich und die alleinige Obsorge für ein zweijähriges Kind und einen hyperaktiven Hund bis spät abends. 
„Naja, so viel ändert sich ja eigentlich durch Corona vorerst gar nicht, wo ich doch normalerweise eh nur von 08.30 bis 11.30 arbeite.“ beruhigte ich mich, am Tag vor meinem ersten Dienstantritt in Quarantäne, noch. Ich wusste schon damals, dass das gelogen war. Wir sind nicht nur gefühlt zu Hause eingesperrt, wir dürfen auch niemanden zu uns einladen. 
Ein Mann meinte unlängst bei einem Interview im Fernsehen, so müssen sich Menschen mit einer Fußfessel fühlen. Ich sehe die Sache ganz anders. So müssen sich Menschen mit einer Fußfessel fühlen, die niemand besuchen kommt und die sich, in unserem Fall, nicht hinsetzen, die Augen schließen oder aufs Klo gehen dürfen, ohne dass das Ding zu piepsen anfängt. 

Meine Tochter, die ich nebenbei bemerkt, wirklich abgöttisch liebe, spielt nicht. Sie „hilft“ Mama. Zugegeben, in einem von 20 Fällen ist sie mir mittlerweile wirklich eine große Hilfe. Das ist meist dann der Fall wenn sie, mit den Worten „Ich kann das schon“ einfordert, sich selbst zu versorgen. Ich genieße diese 5 Sekunden bis zum „helf mir“ unglaublich.

Ich spiel ja auch nicht…

Eigentlich kein Wunder, dass mein Minime nicht gerne spielt, ich spiele ja auch nicht gerne. Zumindest nicht Spiele wie Puzzles die aus zwei Teilen bestehen. Wir probieren es immer wieder. Doch nach spätestens zwei Minuten beschließen „wir“ dann, uns doch lieber um die Wäsche zu kümmern. Tja, und dreimal könnt ihr raten wie groß die Wäscheberge von drei Personen sind, die gerade drei bis fünf Tage in Folge dasselbe Outfit tragen. Die Jogginghose mag Outdoor mancherorts verwerflich sein, zu Hause ist sie der Star unter den Hosen. Normalerweise würde ich mich ja nicht über zu wenig Haushalt beschweren, aber so zu tun als müsste man etwas erledigen ist manchmal viel anstrengender als wirklich etwas zu erledigen. Und ohne beschäftigt zu wirken, gibt’s für mich keine Pause. Also wird bei uns derzeit doch reichlich gespielt und geübt alleine zu spielen…beides mit mäßigem Erfolg.

An den Tagen 4 bis 7 stellte sich plötzlich ein angenehmes Gefühl von Entschleunigung, Ruhe und Konstanz ein. Dieses Gefühl grenzte fast an Entspannung. Doch dann kam Tag 8 und mit ihm Corona-Woche 2. Die Tage fühlen sich seitdem wie Wochen an. Wir lesen Bücher… wieder und wieder, kneten ganze Städte und haben alles (!!) schon mindestens drei Mal bespielt. 

Und täglich grüßt das Coronavirus und mit ihm meine kleine Madame, die mich schon beim Aufstehen fragt „Mama, bist du lustig?“. Unser Leben in Quarantäne hat sie anscheinend bereits dahingehend geprägt, dass sie erst einmal Mamas Status abfragen sollte, bevor sie ihr Milchflascherl einfordert. So lustig und bitter zugleich wie diese Tatsache, fühlt sich auch unser aktueller Alltag an.

Und was ist morgen?

Nach den neuen Lebensumständen meiner Freundinnen gefragt, antworteten diese, „Wir haben so viel Zeit“, „Alles ist total entschleunigt“, „Wir verbringen den Tag mit lesen, malen und basteln“… hm, denke ich mir dann „und ist das jetzt etwas Gutes oder etwas Schlechtes?“
Sag du es mir, wende ich mich bei dieser Frage vertrauensvoll an mich selbst. Und ich antworte „Montags und samstags ist es gut, Dienstag und Mittwoch ist es wunderbar und an den restlichen Tagen ist es die Hölle.
Warten wir einmal ab was die nächsten Wochen, Monate oder sogar… nein, warten wir einmal ab was morgen so bringt…