Selbstbewusst ins Leben – ist das nicht eine wunderschöne Vorstellung? So macht das unsere Autorin Manuela mit ihrer kleinen Tochter.

Wie war das nochmal mit den Wurzeln und Flügeln? 

Ich habe schon immer daran geglaubt, dass es essentiell ist einem Kind Wurzeln, im Sinne von einer sicheren Basis, zu geben, sodass es später selbstbewusst durchs Leben gehen kann. Aus diesem Grund trifft unsere Tochter von Geburt an selbst die Entscheidung wem sie nahe sein möchte und von wem sie sich lieber fern halten will. Was uns anfangs total normal und zwanglos erschien, entpuppte sich nach und nach als ziemliche Herausforderung. Denn unsere kleine Madame wollte eigentlich am liebsten immer nur bei Mama, vielleicht ab und zu auch einmal bei Papa, sein. Klar, sie weitete ihre Nahkontakte in der zweiten Hälfte ihres ersten Lebensjahres ein wenig aus…aber halt nur ein wenig. Fortan war auch die Gesellschaft von Oma und Tante ganz okay. Doch weit darüber hinaus sollte ihr sozialer Spielraum vorerst nicht gehen.

Soziale Entfaltung im kleinen Stil

Die Sache mit den Wurzeln war ganz deutlich spürbar für uns, doch wann sollte denn das Projekt Flügel endlich starten…so fragten wir uns weit nach ihrem ersten Geburtstag noch immer. Sozialkontakte zu Personen außerhalb ihres selbstgewählten engen Kreis erfolgten zwar, doch ihr Blick sagte uns stets „Mama und Papa, ich möchte lieber bei euch sein.“ Auch der Start im Kindergarten änderte daran wenig. Mama und Papa wurden, in der Zeit in der sie nicht anwesend waren, einfach durch die Herzenspädagogin ersetzt. Wunderbar, dachte ich mir. Wer wünscht sich nicht, dass das Kind sich bei der Kindergärtnerin ebenso geborgen fühlt wie bei den eigenen Eltern. 
Wir schlossen Frieden damit, dass unser Kind anscheinend ausschließlich 4 bis 5 Personen in ihrem Leben braucht um sich zu entfalten. Auch wenn wir uns, zugegebenermaßen, ein wenig mehr Leichtigkeit und Unabhängigkeit für sie und in Folge auch für uns wünschten, nahmen wir unsere Tochter so an, wie sie nun einmal war. Selbstbewusst durchs Leben zu spazieren hat nun einmal ganz unterschiedliche Facetten, dachten wir uns. 

Wie ist das dann aber eigentlich wirklich mit dem Selbstbewusstsein?

Selbstbewusst war unser Töchterlein von Anfang an, denn sie zeigte und sagte ja immer ganz genau was ihr entsprach und was nicht. Zumeist waren dies die Nähe von Mama und Papa und der Abstand zu allen anderen.
Die Sache mit den Wurzeln war also nach wie vor ganz klar, doch brauchen Kinder nicht auch von Anfang an ein paar klitzekleine Flügel um offen für die Welt zu werden? Wir wollten sie zu nichts drängen wozu sie sich noch nicht bereit fühlte. Doch die Frage wie sie Gefallen am Spiel mit anderen finden solle, wenn sie dieses niemals erlebt, beschäftigte uns trotzdem immer wieder. 
Auch mit zweieinhalb waren ihr drei Meter Abstand von Mama und Papa in der Regel zwei bis drei Meter zu viel. Und so verbrachten wir die ersten Jahre eng bei einander. 

Auch die schüchternste Raupe wird eines Tages zum Schmetterling

Und dann, plötzlich und, bis auf ein paar wenige Ausnahmen, vollkommen überraschend, kroch unser Würmchen weg von uns, hinaus in die Welt. Nein, sie kroch nicht, sondern sie beschloss loszulaufen. 
Wir saßen gerade beim Essen in einem Restaurant, als sie verkündete, sie sei jetzt fertig und gehe jetzt schaukeln. Und weg war sie. Papa konnte nur noch ungläubig und blitzschnell hinterher hechten um Beobachter dieses befremdlichen Schauspiels zu sein. In den Tagen darauf folgten Wutausbrüche inklusive Marathon quer durchs Einkaufzentrum und selbstgewählte Spieldates mit Freunden.

Selbstbewusst ins Leben zu gehen, bedeutet Zeit zu haben

…Zeit zu beobachten, in sich hinein zu spüren was sich richtig anfühlt und die eigenen Schritte vollkommen selbstständig zu gehen.

Hast du dich auch schon gefragt, ob das Kind deinen Rockzipfel je loslassen wird? Dann kann ich dir jetzt aus eigener Erfahrung sagen, es wird. Noch ist unklar wann, aber es wird. Und wenn es diesen Schritt  aus eigener Überzeugung macht, wird es seinen Weg selbstbewusst und voll Überzeugung weiter gehen. Wohlweislich, dass du stets hinter ihm stehst, ihm nach siehst und es zu dir zurück kehren kann, wann immer ihm danach ist.