Tag für Tag dasselbe Spiel. Früher oder später stellt sich bei jeder Familie, die ungewöhnlich viel Zeit miteinander verbringt, ein gewisses Gefühl an Überlastung ein. Wir zeigen dir Wege aus dem Lagerkoller, um die Familienharmonie trotz Corona zu erhalten…

Eine der herausforderndsten Auswirkung von Corona ist, dass so viele Menschen an ihre vier Wände gebunden sind. Familien die in einem großen Haus mit Garten leben, sind aktuell klar im Vorteil. Sie haben die Möglichkeit einander auszuweichen, sich Raum zu schaffen und dadurch viele Reibungspunkte zu umgehen, die früher oder später die Familienharmonie bedrohen. Für Menschen, die in einer kleinen Wohnung ohne jegliche Außenfläche, zentrumsnah zusammen leben, ist dieser Aspekt besonders spürbar. Auch wenn wir grundsätzlich soziale Wesen sind und die Nähe anderer genießen, sind wir es in unseren Breitengraden jedoch auch gewohnt unsere Freiräume zu haben. Der sonst vielleicht weniger beliebte Weg in die Arbeit, die Zeit in der Schule und im Kindergarten oder die alltäglichen Besorgungen außerhalb der vier Wände, fehlen manchen Menschen aktuell immens. Wie du es schaffst einen Lagerkoller zu vermeiden und die Familienharmonie zurück zu gewinnen? Vielleicht helfen dir folgende Gedanken dabei…

  • Entsprechend eurer Möglichkeiten und der allgemein gültigen Regelungen, solltet ihr versuchen, euch gegenseitig Freiräume und Ausweichmöglichkeiten zu schaffen. Dies kann ein Überdenken der bisherigen, gewohnten Abläufe, Werte und Regeln notwendig machen. Die Umstrukturierung eures zeitlichen, aber auch räumlichen Rahmens in den eigenen vier Wänden, sowie ein regelmäßiger Tapetenwechsel bei einer kleinen Runde um den Block, kann die notwenige Entlastung des Familiengefüges in dieser herausfordernden Zeit bringen.

  • Das Konfliktpotential steigt unweigerlich, infolge von zu viel Nähe zwischen Menschen, die dies nicht gewohnt sind. Indem ihr offen und ehrlich darüber sprecht wie es euch geht und was ihr gerade braucht, könnt ihr euch Luft verschaffen. Dabei entscheidend ist, einander Gehör und Verständnis zu schenken. Es ist nicht immer leicht die nackte Wahrheit zu hören, doch Offenheit kann auf lange Sicht sehr viel Erleichterung bei allen Beteiligten mit sich bringen.

  • Durch die unvermeidliche Nähe zueinander, werden die unterschiedlichen Bedürfnisse aller Familienmitglieder deutlicher. Bisher unbekannte Grenzen werden sichtbar und Hürden im Miteinander spürbar. Indem du dir regelmäßig zugestehst, dich selbst mit all deinen Wünschen und Bedürfnissen wahr- und ernst zu nehmen, werden diese auch für deine Mitmenschen sichtbar. Dies führt zwar nicht immer zur Erfüllung der eigenen Wünsche und Bedürfnisse, doch es fördert ein authentisches Miteinander, ebenso wie gegenseitige Wertschätzung.

  • Insbesondere noch sehr junge Kinder, können ihre Eltern durch ihren verstärkten Wunsch nach Selbstwirksamkeit und Egozentrismus, an ihre Grenzen bringen. Seit Anbeginn des Ausbruchs von Corona, wird diese markante Eigenschaft der jüngsten Familienmitglieder für manche Eltern wieder intensiver spürbar. Mache dir bewusst, dass Langeweile zur Entwicklung bisher ungeahnter Potentiale führen kann. Vielleicht ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, deinem Kind aufzuzeigen, dass es auch zeitweise alleine spielen kann, es sich in der Zeit, in der Mama und Papa nicht verfügbar sind, langweilen darf und dadurch neue, spannende und kreative Ideen kreieren kann.

  • Mit der häuslichen Quarantäne im Zuge der Corona-Krise, werden Kinder, neben sozialen Auswirkungen, teilweise auch stark in ihrem natürlichen Bewegungsdrang eingeschränkt. Dies ist für kein Familienmitglied lange Zeit tragbar. Die Familienharmonie leidet immens darunter, wenn Kinder körperlich unausgelastet sind. Mache dir bewusst, dass es für ein Kind besonders wichtig ist zu tanzen, zu toben und sich zu bewegen. Versuche für den Bewegungsdrang deines Kindes auch Indoor Raum und Zeit einzuplanen. Wirf dabei einen Blick über den Tellerrand und überlege dir kreative Wege der körperlichen Betätigung. Vielleicht ist dies ja sogar ein Programmpunkt, der euch allen gut tut.

  • Einer der wichtigsten Punkte ist es, sich bewusst zu machen, dass Familienharmonie nur äußerst selten im Moment erlebbar und spürbar ist. Wenn du an Erlebnisse mit deiner Familie zurück denkst, wirst du erkennen, dass viele Momente, die dir damals herausfordernd, ja vielleicht sogar überfordernd, erschienen sind, rückblickend ganz wunderbar harmonisch wirken. Familie ist oftmals wirklich Chaos pur. Positive und negative Emotionen wechseln sich ab und was bleibt ist in der Regel trotzdem ein gutes Gefühl. Strebe nicht nach Familienharmonie, sondern versuche das hier und jetzt so gut wie möglich mit deinen Lieben zu tragen und zu gestalten.

Ich wünsche deiner Familie und dir, dass ihr diese Zeit nicht nur irgendwie übersteht, sondern vielleicht sogar zeitweise genießen könnt.