Dein Baby weint immer wenn du dich von ihm entfernst? Ich verstehe, dass es dir zeitweise das Herz bricht und du vielleicht, wenn du nur kurz ins Nebenzimmer verschwindest, nicht ganz verstehst, warum es das tut. Aber ich kann dir sagen, Tränen beim Abschied sind eine vollkommen normale Reaktion.

Tränen: Nichts da mit „ Aus den Augen, aus dem Sinn“

Umso jünger ein Kind ist, desto kürzer ist auch in der Regel die Distanz die es zu seinen nahen Bindungspersonen, akzeptiert. Kurz nach der Geburt sucht ein Neugeborenes unaufhörlich den Nahkontakt zu Mama oder Papa, da diese sein Überleben sichern und seine Bedürfnisse stillen. Erst mit der Zeit lernt ein Baby, dass Mama und Papa noch anwesend sind, auch wenn es sie gerade nicht sehen kann. In Folge reicht es ihm auch, eine geliebte Person lediglich zu hören um Sicherheit zu verspüren. Bis dahin reagieren viele Babys mit Tränen auf die scheinbare Abwesenheit von Mama und Papa.

Die erste richtige Trennung

Steht dann der erste Abschied an, kann die Reaktion deines Lieblings ganz unterschiedlich ausfallen. Je nachdem wie stark dein Baby normalerweise deine Nähe sucht und braucht, wie alt es ist und welche Vorerfahrungen es bereits machen durfte, wird seine Reaktion auf deine Abwesenheit ausfallen. Tränen beim Abschied sind dabei eine der häufigsten Reaktionen. Die Distanz, in erster Linie, zu Mama kann ein Baby verunsichern. Tränen sind, in der Regel, Ausdruck dieser Verunsicherung, aber auch Gefühle wie Angst, Überforderung oder allgemeines Unwohlsein können in einer Situation wie dieser aufkommen. 

Die Vorerfahrung

Reagiert dein Baby sehr stark auf die Trennung , kann es sein, dass es bislang noch nicht die Erfahrung gemacht hat, dass du wieder kommst, nachdem du gegangen bist. Je nach Alter und Entwicklungsstand reagieren Kinder ganz unterschiedlich auf die Abwesenheit ihrer Eltern. Unabhängig davon spielt aber auch ihre Vorerfahrung in Hinblick auf die Trennung von ihren Eltern eine entscheidende Rolle. Tränen müssen nicht immer Panik, Angst oder Überforderung vonseiten des Kindes bedeuten. Sie können auch Ausdruck ehrlicher Trauer oder lediglich ein Synonym für die fehlenden Worte „ich bin nicht einverstanden“ sein.
Kinder die von Geburt an immer wieder von nahen Familienmitgliedern, Freunden oder externen Betreuungspersonen begleitet wurden, integrieren bereits frühzeitig in ihr Denken, dass Mama und Papa immer wieder zu ihnen zurück kehren. Und trotzdem weinen sie beim Abschied, einfach weil sie sich in diesem Moment nicht von ihrer Bindungsperson lösen wollen. 

Der Erstkontakt zu anderen Betreuungspersonen

Auch die fehlende Nähe zu der Person die in Folge für dein Kind verfügbar ist, kann Tränen auslösen. 
Aus diesem Grund ist es für alle Beteiligten, insbesondere aber für das Kind, von großer Bedeutung, dass der Übergang von den eigenen Eltern zu der neuen Betreuungsperson sanft gestaltet wird. Auch wenn es sich dabei um die Oma oder den Onkel handelt. Es kann sein, dass, bevor der erste Abschied erfolgt, ein paar gemeinsame Treffen von Nöten sind. Dabei bekommt dein Baby die Möglichkeit, in deiner Anwesenheit Kontakt zu dieser vielleicht noch wenig vertrauten Person zu suchen. Dies gilt vor allem für die Betreuung durch einen Babysitter oder im Kindergarten.

Die Verabschiedung

Um mögliche Tränen deines Babys zu verhindern, bist du vielleicht immer wieder versucht dich heimlich davon zu stehlen. Ein Abschied ohne Verabschiedung kann jedoch zu großer Verunsicherung führen. Wenn dein Baby plötzlich bemerkt, dass du verschwunden bist, kann sich die Reaktion darauf viel stärker zeigen als, wenn du dich davor von ihm verabschiedest. Die Vermeidung der Abschiedssituation, verhindert keine Tränen, sondern verschiebt die Reaktion deines Kindes lediglich auf einem späteren Zeitpunkt. Der Schockmoment der dadurch folgt, kann dein Kind, je nach Charakter, nachhaltig beeinflussen. Viele Kinder lassen sich daraufhin nicht mehr auf ein vertieftes Spiel ein, weil sie stets Sorge haben, dass Mama oder Papa plötzlich verschwinden, während sie abgelenkt sind. Dies kann großen Stress verursachen. Kinder die wiederholt diese Erfahrung machen, klammern sich daraufhin oftmals ungewöhnlich stark an ihre Eltern.

Gib deinem Kind und dir die Zeit die ihr braucht um euch von einander zu lösen und versuche die Tränen deines Babys als natürliche Reaktion wahr- und ernst zu nehmen.
Wir wünschen dir Zuversicht und Gelassenheit bei diesem Meilenstein deines Babys!