Die Bayschale weicht dem Babysitz, eine dritte Zahnbürste ist ins Badezimmer eingezogen und ein paar winzige Schuhe stehen im Vorzimmer.
Wenn ich deinen Namen sage, antwortest du mit „Ja“. Wenn ich den Raum verlasse kriechst du hinter her. Und ohne mit der Wimper zu zucken, futterst du mir das halbe Frühstück weg.

Und plötzlich bist du kein Baby mehr…

Immer wenn ich dein schon zu klein gewordenes Gewand aussortiere, denke ich an die Momente in denen du es getragen hast. Diese winzig kleinen Söckchen, von denen immer eines verloren ging. Diese winzig kleine Mütze, die dir anfangs viel zu groß war und die wir nach ein paar Wochen nur noch mit Müh und Not über deine Ohren ziehen konnten. Nie wieder im Leben wachsen wir so schnell wie im ersten Lebensjahr…vor allem nicht über uns selbst hinaus. Nie wieder lernen wir so viel wie in den ersten Lebensmonaten. Mit unstillbarer Neugierde, faszinierendem Tatendrang und ansteckender Freude erforschst du deine Welt.
Aus einem kleinen, hilflosen Menschlein wird langsam, und rückblickend doch viel zu schnell, ein gar nicht mehr so kleines, charakterstarkes Persönchen.

Vor einem Jahr warst du noch gar nicht geboren, vor zwei Jahren noch nicht einmal in meinem Bauch Und plötzlich bist du kein Baby mehr… sondern ein nicht mehr wegzudenkendes Familienmitglied, das sich beim Abendessen Gehör verschafft um lauthals von seinem Tag zu erzählen.

Ich möchte mich daran erinnern wonach dein aus zwei bis drei Haaren bestehender Schopf riecht, wie weich sich deine kleine Halsritze anfühlt wenn man sie bebusselt und wie dein Lachen klingt während ich das tue. Ich möchte sie festhalten, all diese einzigartigen Momente.
Und jedes Mal wenn ich mich von zu klein oder überflüssig gewordenen Babykram verabschiede, verabschiede ich mich ein klein wenig von dir. Du bleibst bei mir, das muss ich mir immer wieder in Erinnerung rufen. Es kommen ganz großartige und aufregende Zeiten auf uns zu. Aber deine Pausbacken und dein Babyspeck verschwinden langsam und mit ihm verabschiedet sich klammheimlich auch dein Baby-Ich.

Auch wenn du mich in der Nacht noch mehrmals zu dir rufst und du unter tags oft stundenlang an meinem Rockzipfel hängst, kommt es mir manchmal vor als würdest du zu schnell groß. Manchmal scheint es gerade so als wäre es schon Jahre her, als du bei uns eingezogen bist. Du bist nun schon so viel selbstständiger geworden. Das ist wirklich großartig. Bei dem Gedanken daran bald mit dir Spazieren und Radfahren zu gehen macht mein Herz kleine Freudensprünge. Und gleichzeitig weint es bittere Tränen, denn mir wird immer mehr bewusst…plötzlich bist du kein Baby mehr.

Das was wir haben, ist einzigartig. Du hast mich zur Mama gemacht. Ich wollte immer schon eine Mama sein.
Das war ein verrücktes erstes gemeinsames Jahr. Wahrscheinlich war es das schönste und schlimmste Jahr überhaupt für deinen Papa und mich. Wir haben es nicht ganz unbeschadet überstanden. Und trotzdem würde ich es sofort wieder machen, nur um dich noch einmal zum ersten Mal in den Arm nehmen zu dürfen, um dich noch einmal zum ersten Mal lächeln zu sehen und um all die anderen einzigartigen Momente noch einmal mit dir erleben zu können. Vielleicht ist das der Grund warum ich deine kleinen Söckchen und deine Babywiege im Keller bunkere wie meinen geheimen Schatz. Ich bin eindeutig noch nicht dazu bereit Abschied von deinem Pausbacken-Baby-Ich zu nehmen. Geh du nur weiter, mache deine Erfahrungen und werde größer, ich bin immer bei dir. Gedanklich werde ich aber wohl noch weiterhin Babysöckchen-Ausflüge in die Zeit unserer ersten gemeinsamen Tage machen. Mal sehen wann dein Papa drauf kommt warum sich in unserem Keller Kisten bis zur Decke türmen.