Ein Kind zur Welt zu bringen, verändert für viele Frauen alles, auch das eigene Körpergefühl. Denn nicht nur, dass sie fortan für ein anderes Lebewesen, anfangs rund um die Uhr, zuständig und verantwortlich sind, spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Viele frischgebackene Mütter berichten auch von tiefschürfenden psychischen und physischen Veränderungen in Folge der Geburt ihres Kindes. 

Je nach den Erfahrungen in der Zeit der Schwangerschaft und bei der Geburt, sind die Empfindungen in den Jahren danach positiv oder eher negativ gefärbt. Unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen und Erfahrungen aus der Zeit vor der Schwangerschaft führen, unter anderem, zu individuellen Veränderungen des eigenen Körpergefühls. Vor allem die Erlebnisse während der Geburt spielen dabei bei vielen Müttern eine prägende Rolle.
Auch wenn es Frauen gibt, deren Körpergefühl sich in den Jahren nach der Geburt positiv verändert im Vergleich zu der Zeit vor der Schwangerschaft oder deren physischer Zustand zumindest eine Phase der Regeneration, Erholung und positiven Bewertung erfährt, kämpfen viele Frauen auch noch Jahre nach der Geburt ihres Kindes mit den negativen Auswirkungen auf ihr Selbstbild.

Physische Aspekte und deren Auswirkungen auf das Körperbild

Das Becken weitet sich, die Haut dehnt sich und der Beckenboden wird stark belastet. Eine Schwangerschaft verändert den weiblichen Körper…teilweise vorrübergehend, manchmal jedoch auch nachhaltig. Dieser ist dafür gemacht ein Kind auszutragen und zu gebären. Nichts desto trotz erfährt der weibliche Körper eine Zeit der Belastung und Veränderung. In vergleichsweise kurzer Zeit, entsteht genug Raum und ein ausgeklügeltes Versorgungssystem um ein Lebewesen heranzuziehen. Für dessen optimale Entwicklung greift der Körper auf die mütterlichen Ressourcen zurück. Vor allem die Form und Beschaffenheit der mütterlichen Brust und des Bauches verändert sich und führt bei vielen Frauen zu anhaltender Unzufriedenheit. In den Monaten und Jahren nach der Geburt folgt ein Prozess in dem die Frau ihren Körper und damit sich selbst neu kennen- und bestenfalls lieben lernt.

Schmerzen können belastend wirken

In den ersten Wochen nach der Geburt ist es ganz normal, dass Schmerzen auftreten. Gab es Komplikationen bei der Geburt, können diese längerfristig anhalten oder sogar bleiben. Selbstverständlich spielt ein immer wieder kehrendes Schmerzempfinden eine entscheidende Rolle bei der Akzeptanz des After-Baby-Bodys. Unwohlzustände und Schmerzen verzerren das ursprüngliche Körpergefühl und können zu Vermeidungsverhalten führen.

 Psychische Auswirkungen auf das Körpergefühl

Abgesehen von rein physischen Veränderungen infolge einer Geburt, können auch psychische Aspekte dazu führen, dass sich ein neues, spezifisches Körpergefühl herausbildet. Kinder, insbesondere Babys zeigen ein starkes und oftmals unaufhörliches Bedürfnis nach Körperkontakt. Das Gefühl ständige körperliche Nähe geben zu müssen, sowie ein hohes Maß an emotionaler und physischer Verfügbarkeit, können langfristig zu Überforderung bei der Mutter führen. 
Gedanken wie diese laut auszusprechen, fällt manchen Müttern sehr schwer. Die Angst davor eine schlechte Mutter zu sein, ist bei vielen Frauen tief verankert. 
Durch das hohe Maß an körperlicher Nähe zum Kind reduziert sich teilweise automatisch die Nähe zum Partner, was wiederum zu Konflikten in der Partnerschaft führen kann.
Unter diesen Bedingungen die eigenen Grenzen und Bedürfnisse wahr- und ernst zu nehmen stellt, vor allem für Frauen die zum ersten Mal Mama werden, eine große Herausforderung dar. 

Manche Mütter fühlen sich in der Zeit der Schwangerschaft und in den ersten Lebensjahren ihres Kindes, als hätten sie ihren Körper verliehen. Kommt dazu noch ein wiederkehrendes Gefühl von Erschöpfung, welches meist vor allem durch Schlafentzug bedingt ist, kann sich dies langfristig negativ auf das eigene Körpergefühl auswirken.

Um den eigenen Körper neu kennen zu lernen, wieder zu Kräften zu kommen und darüber ein neues Körperbild zu entwickeln, dauert. Wie lange dieser Prozess dauert, hängt unter anderem vom sozialen Umfeld, dem eigenen Ressourcenmanagement und dem Selbstbild ab.
Auszeiten vom Mama-Sein und der Austausch mit Gleichgesinnten, sowie der achtsame Umgang mit sich selbst, können erheblich zur Entwicklung eines gesunden Körpergefühls in Folge einer Geburt beitragen.