Unser Baby schläft in seinem eigenen Bett, in seinem eigenen Zimmer und nicht im Familienbett. Das war schon sehr früh so. Es schläft dort gut. Und nur, weil wir in der Nacht nicht nebeneinander schlafen, bedeutet das nicht, dass unsere Beziehung zueinander darunter leidet. Es bedeutet auch nicht, dass sein Vater und ich Egoisten sind oder das Bedürfnis unseres Kindes nach Nähe ignorieren.

Wann immer es sich meldet sind wir da und bleiben bis es wieder eingeschlafen ist. Es musste noch nie alleine einschlafen.

Verurteile uns nicht, nur weil wir kein Familienbett haben

Weißt du, warum wir kein Familienbett haben? Nein? Dann erlaube dir auch kein Urteil über uns oder über unsere Beziehung zu unserem Kind. Frage doch lieber nach, welchen Weg wir mit unserem Baby gehen und warum. Du bist neugierig auf unsere Geschichte und hast schon die wildesten Theorien aufgestellt warum wir kein Familienbett haben? Dann behalte sie bitte für dich und stille deine Neugierde indem du offen und ehrlich Interesse an unserer Welt zeigst. Würdest du das tun, wüsstest du nämlich, dass wir bereits in der Schwangerschaft ein größeres Bett gekauft haben. Du wüsstest, dass mein Partner und ich auch noch Jahre nach der der Geburt den Wunsch hegen, dass unser Kind doch noch bei uns „einzieht“. 
Würdest du uns nach unserer gemeinsamen Reise fragen, würden wir dir sagen, dass unser Kind von Geburt an bei jedem knarren, bei jeder Bewegung im Raum und durch jede Klospülung durch die Wand hindurch, aufgewacht war. Du würdest erfahren, dass es die ersten Lebensmonate, bis über den ersten Geburtstag hinaus, mit Koliken und Zahnschmerzen zugebracht hat und wir alle dadurch kaum Schlaf bekommen haben. Du wüsstest dann, dass ich es nächtelang gestillt, getragen und geschunkelt habe, ohne auch nur ein Auge zuzumachen.

Verurteile uns nicht,

…sondern schenke uns lieber dein offenes Ohr und deine unvoreingenommene Haltung, wenn wir dir erzählen, dass wir nur durch einen Zufall dahinter gekommen sind, dass vollkommene Stille uns ein bis zwei Stunden mehr Schlaf beschert. Würdest du das tun, wüsstest du, dass wir über Monate hinweg im Kinderzimmer am Boden geschlafen haben, während unser Baby friedlich in dem Oversized-Familienbett schlummerte, in dem wir eigentlich alle gemeinsam schlafen wollten.

Und selbst wenn wir andere Bewegründe gehabt hätten. Selbst wenn sich dir unsere Beweggründe nicht erschließen, du es anders gemacht hättest oder hast, verurteile uns bitte nicht.

Du hast dein Baby nicht gestillt? Es hat mit drei Jahren noch immer einen Schnuller oder trägt mit vier noch eine Windel? Du hast niemals ein Tragetuch ausprobiert? 
Ich habe mein Baby zwei Jahre lang gestillt, trage es auch mit fast drei Jahren noch regelmäßig, wenn es das möchte, es hat nie einen Schnuller gehabt und war bereits vor seinem zweiten Geburtstag immer wieder selbstständig am Klo. Unsere gemeinsame Geschichte ist so viel mehr als nur die Abwesenheit eines Familienbettes. 

Ich verurteile dich nicht, denn ich kenne deine Geschichte, deine Beweggründe und deine Sehnsüchte nicht, also bitte verurteile auch du uns nicht, weil wir kein Familienbett haben.

Genauso unterschiedlich wie wir Mamas und Papas sind, so individuell sind auch unsere Kinder. Jedes kleine Menschlein, das das Licht der Welt erblickt, bringt seinen eigenen Charakter, individuelle Vorlieben und besondere Bedürfnisse mit. Mama und Papa bringen ihre ganz eigenen Erfahrungen, Wünsche und Vorstellung mit in die Elternschaft. Das ergibt letztendlich ein Bild, welches aus vielen kleinen Puzzleteilen zusammengesetzt ist.
Ich bin überzeugt davon, dass alle Eltern in der Regel nur das Beste für ihr Baby wollen. Also bitte, urteile nicht über die Entscheidungen und Lebensweise anderer, solange du nicht jeden der Puzzleteile kennst, die eine Familie ausmacht. Sei offen, interessiert und freundlich und behandle andere so wie du gerne behandelt werden würdest.