Bonding zwischen Mutter und Kind entsteht bereits in der Zeit der Schwangerschaft. Mit der Geburt und den ersten gemeinsamen Stunden des gegenseitigen Kennenlernens wird die Basis der sicheren Bindung gelegt.

Im Laufe des ersten Lebensjahres festigt sich diese besondere Form der Beziehung und weitet sich auf andere Bezugspersonen, wie dem Vater, der Oma oder dem Onkel, aus.

Bonding beschreibt den Prozess des „sich-ineinander-verliebens“ direkt nach der Geburt. Wenn ein Kind zur Welt kommt und in den ersten Stunden nach der Geburt im nahen Körperkontakt bei einer Bezugsperson, in den meisten Fällen ist dies die Mutter, liegt, werden Hormone ausgeschüttet, die diesen Prozess unterstützen. Dieses Wunder der Natur trägt dazu bei, dass diese Person das Kind von Anfang an liebt und versorgt. Für ein Baby stellt dies eine Art Überlebensgarantie dar. Ohne die Liebe einer versorgenden, erwachsenen Person, wäre ein Menschenkind zum Tode verurteilt, da es sich noch nicht selbstständig fortbewegen und ernähren kann.

Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, dass Mutter, Vater und Kind in den ersten Stunden nach der Geburt, bestenfalls ungestört, kuscheln können. Früher wurde ein Baby nach der Geburt erst einmal gewaschen und angezogen. Heutzutage kommt es sofort zur Mutter. Hierbei spürt und riecht es diese und ein vertrautes Gefühl beim Klang ihrer Stimme kann sich einstellen. Auch auf das erste Stillen hat Bonding einen großen Einfluss. Das Baby tastet sich, wenn es genug Zeit und Nähe bekommt, selbstständig an die Brust der Mutter heran und dockt an. Die Basis für eine erfolgreiche Stillgeschichte ist damit gelegt.

Bonding funktioniert natürlich auch bei Papa. Vor allem in Situationen in denen die Mutter vom Kind getrennt werden muss, wie beispielsweise nach einem Kaiserschnitt, können Väter eine große Ressource darstellen. Auch hierbei ist es von Vorteil, wenn das Baby auf der nackten Brust des Vaters liegt. Die Körperwärme, der Herzschlag und die vertraute Stimme wirkt beruhigend auf das Baby. Und auch Papa kann sich so langsam auf das neue Familienmitglied einstimmen.

Der Zauber der ersten Kennenlernzeit wird dir auf ewig in Erinnerung bleiben. Die Erfahrung des Bondings macht diese Zeit zu etwas ganz Besonderen.
Wir wünschen dir, dass du sie in vollen Zügen genießen wirst können.

Wie Bonding gelingen kann…

Damit sich eine Liebesgeschichte zwischen Mutter, Vater und Kind durch Bonding entwickeln kann, braucht es ein paar Zutaten. Nicht jede Schwangerschaft und Geburt verläuft gleich. Die ersten gemeinsamen Stunden sollten trotz der Umstände einzigartig für die frisch gebackene Familie sein. Dessen Gestaltung kann erheblich zum Erfolg des Bondings beitragen. Aus diesem Grund sollten alle an der Geburt beteiligten Personen sich bemühen optimale Bedingungen dafür zu schaffen. Vor allem eine Trennung zwischen Mutter und Kind, sollte bestenfalls vermieden werden. Geburtenstationen und Geburtshäuser sind mittlerweile danach ausgestattet Mutter und Kind diese besondere Zeit der Zwei, bzw. Dreisamkeit zu ermöglichen. Die frisch gebackene Familie kann, vorausgesetzt die Geburt verlief problemlos, in den meisten Fällen ein paar Stunden in einem Raum für sich sein. Neben dieser exklusiven, ungestörten Zeit für die Familie, können weitere Faktoren, wie die Raumtemperatur oder Farben, eine gemütliche, entspannte Atmosphäre für das Bonding schaffen.
Auch in den Tagen nach der Geburt, sollte das Baby nach Möglichkeit in Mamas Nähe bleiben, um, wann immer den beiden danach ist, einander Nähe zu geben.

Wie Bonding nachgeholt werden kann…

Unter besonderen Umständen, kann es sein, dass Mutter und Kind nach der Geburt getrennt werden müssen. Bevor es jedoch zu einer Trennung kommt, sollten alle beteiligten Personen versuchen Wege zu finden um dies zu verhindern. Ist beispielsweise ein Kaiserschnitt geplant, kann der Mutter vor der Operation ein sogenanntes Bondingtop zur Verfügung gestellt werden. Das Top wird über den Oberkörper gezogen um den Säugling nach der Geburt direkt darin auf Mamas Brust zu legen. So können Mutter und Kind auch noch während der Opertaion beisammen bleiben.
Ist eine Trennung von Mutter und Kind unvermeidbar, kann der Vater oder eine nahe Bezugsperson der Mutter das Bonding übernehmen.

Leider gibt es auch Fälle bei denen Bonding nach der Geburt nicht möglich ist, beispielsweise wenn ein Baby zu früh zur Welt kommt und Erstversorgt werden muss, bzw. die ersten Tage oder Wochen in einem Brutkasten verbringen muss.
Nur weil das Bonding in den ersten Lebenstagen nicht möglich ist, bedeutet dies nicht, dass die sichere Bindung dadurch keine Chance hat sich zu entwickeln. Die sichere Bindung ist ein relativ robustes System, welches durch vielerlei Bedingungen beeinflusst wird. Man kann sie sich als eine Art Bild vorstellen, dass aus einzelnen Puzzleteilen besteht. Einer dieser Teile, zugegebenermaßen einer der größeren Teile, ist der Prozess des Bondings. Fehlt dieser Teil, kann er durch die anderen Teile weitgehend ergänzt werden.

Durch beispielsweise körpernahes Tragen, gemeinsame Bäder und viel kuscheln, können Mutter, Vater und Kind das Bonding auch zu einem späteren Zeitpunkt noch nachholen. Eine besondere Form des Bondings in Form von Geburtsaufarbeitung, stellt das Bondingbad dar, welches von der Schweizer Hebamme Brigitte Meissner entwickelt wurde. Hierbei wird der Haut zu Haut Nahkontakt in Folge eines traumatischen Geburtserlebnisses nachgestellt um das einzigartige Erlebnis des Bondings nachzuholen.