Babys wollen ihre Umwelt erkunden. Hinsetzen, bevor sie es aus eigener Kraft können, ist allerdings keine gute Idee.

Kinder sind Neugierig. Dabei gibt es Entwicklungsphasen in denen sie sich recht ärgern müssen. Dies passiert vor allem dann, wenn sie etwas, was sie schon gerne machen würden, körperlich einfach noch nicht eigenständig hin bekommen. 
Ein klassisches Beispiel hierfür ist das hinsetzen. 

Das Sichtfeld deines Babys ist in der Bauch und Rückenlage, im Vergleich zur aufrechten Haltung, noch stark eingeschränkt. Dadurch, dass dein Baby bestrebt ist mehr als nur den Fußboden oder die Zimmerdecke zu sehen zu bekommen, liebt es es auf den Arm genommen zu werden und würde sich auch sehr darüber freuen wenn du es aufrecht hinsetzt. Alleine kann es sich noch nicht aufrichten. Mit Hilfe von Papa, Mama, Oma und Co kann es jedoch immer wieder Einblick in eine ganz neue spannende Welt bekommen. Die veränderte Perspektive motiviert dein Baby dazu diese vehement einzufordern. Das eingeschränkte Sichtfeld in der Bauch- und Rückenlage frustriert es zunehmend. Warum du dein Baby trotzdem nicht vorzeitig hinsetzen solltest, verraten wir dir heute…

Hinsetzen braucht Zeit

Ganz nach dem Motto „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht“, ist es grundsätzlich nicht empfehlenswert der natürlichen Entwicklung deines Kindes vorzugreifen. Dies gilt für das Krabbeln und Rollen, genauso wie für das Sitzen und Gehen. 
Jeder Mensch trägt seinen Entwicklungsplan in sich. Das Tempo wann und in welcher Form sich dieser entfaltet bestimmt die Natur. Durch frühzeitiges hinsetzen deines Babys, wird es womöglich erst einmal zufriedener wirken, in Folge wird es diesen Zustand jedoch noch öfter und vehementer einfordern, da es ja nun erleben durfte wie sich dabei sein Horizont erweitert. Seine Motivation es dann noch alleine schaffen zu wollen ist dahin. Weiter zu beachten ist, dass das Sitzen andere Muskelpartien beansprucht als das Aufsetzen. Daher sollte auch zweiteres geübt und schließlich selbstständig erlernt werden, damit es gelingt.
Der Frust, der bei deinem Kind aufkommt, wenn es immer wieder versucht sich selbstständig aufzurichten und dabei scheitert, ist ein durchaus entscheidender Motor dafür, dass es dies eines Tages tatsächlich aus eigener Kraft schafft.

Das raten PhysiotherapeutInnen

Physiotherapeuten/innen raten jedoch nicht nur aus diesem Grund vom frühzeitigen hinsetzen eines Babys ab. Denn bislang ist auch nicht eindeutig auszuschließen ob nicht Rückenprobleme und Fehlhaltungen damit in Zusammenhang gebracht werden können. Ein Baby, dass sich selbstständig hinsetzen kann, wird nicht in der sitzenden Position verharren, sondern sich stets weiterbewegen. Es weiß ja, dass es die Wahl und Kraft hat, seine Position jederzeit wieder zu ändern. Ein Baby hingegen, dass von Mama oder Papa hingesetzt wird, wird versuchen seine Position so gut wie möglich auszubalancieren um sie beizubehalten, damit es nicht schließlich umkippt und auf der Nase landet. Es bleibt also oftmals länger in sitzender Position obwohl seine Wirbelsäule den Körper, insbesondere den schweren Kopf, noch nicht so lange tragen kann.

Wenn du dein Baby frühzeitig hinsetzt, greifst du in seiner Entwicklung vor. Dadurch begünstigst du womöglich Fehlhaltungen und es entgeht dir so auch vielleicht der erhebende Augenblick in dem sich dein Baby voller Stolz zum ersten Mal selbstständig aufrichtet und die neue, bislang unbekannte,  Aussicht genießt.