„Das macht man nicht!“, „Hör auf damit!“, „Was ist denn jetzt schon wieder?“, „Lass das, das kannst du nicht!“…
Wir neigen dazu instinktiv auf die Worte und Handlungen unserer Kinder zu reagieren. Wenn wir unsere Gedanken unreflektiert aussprechen, kommt es vor, dass wir einzelne Phrasen gefühlt ständig wiederholen und sie scheinbar trotzdem keine Wirkung zeigen. Nur weil dein Kind nicht wie gewünscht auf deine Worte reagiert, heißt das nicht, dass es sie nicht wahrgenommen hat.

Kennst du Situationen wie diese?
Dein Baby robbt zur Steckdose und du rufst ihm hinterher „Neeeeeiiiin, das darfst du nicht“.
Dein Eineinhalbjähriger wirft das Essen auf den Boden und lacht dabei. Du hörst dich sagen „Hör auf damit, das macht man nicht“.
Dein Vierjähriger will über einen Baumstamm balancieren und schafft es nicht hinaufzukommen und du sagst „Lass das, das kannst du nicht“.

Warum unsere Worte manchmal nicht ausreichen…
Diese spontanen Zurufe kommen oftmals aus dem Bauch heraus. Sie liegen uns anscheinend auf der Zunge und warten nur auf die richtige Situation um unseren Mund zu verlassen. Das ist absolut verständlich und total menschlich. Doch lass uns kurz inne halten und gemeinsam überlegen was dabei bei unserem Kindern ankommt. Die Aussage „Das kannst du nicht“, zeigt deinem Kind seine Unzulänglichkeiten auf. Dadurch, dass du ihm sagst was es nicht kann, erfährt es nicht was es kann. Es bekommt dadurch auch keine Vorstellung warum oder wann es dies oder jenes schaffen wird. Vielleicht fragt es sich sogar in Folge ob es dies jemals schaffen wird oder ob es dies überhaupt noch einmal probieren sollte?
Zurufe wie „Hör auf damit“ oder „Das macht man nicht“, lassen tausend Fragen offen. Dahinter verstecken sich meist Wünsche, Ideen und Vorstellungen der Eltern oder der Gesellschaft im Allgemeinen. Warum soll dein Kind „damit“ aufhören, was es gerade tut? Weil es eine Gefahr birgt, du es aus irgendeinem Grund nicht möchtest oder warum denn eigentlich? Warum macht man „das“ nicht? Wer sagt das? Und was wäre eine mögliche Alternative dazu? Nehmen wir uns einmal die Zeit über Fragen wie diese nachzudenken, wird uns vielleicht klar, dass wir die Antwort darauf gar nicht wirklich kennen.

Was du anstelle dessen sagen könntest…
Sagst du deinem Kind es kann NOCH nicht alleine über den Baumstamm balancieren, wird es erkennen, dass es die Aussicht darauf hat es eines Tages zu schaffen. Du könntest hinzufügen, dass du es gerne dabei unterstützt solange es dies noch nicht alleine schafft und dass es es eines Tages können wird. Dadurch kann dein Kind eigene Ideen entwickeln warum es ihm noch nicht gelingt und was es braucht, damit es ihm doch früher oder später möglich wird. „Das stimmt, dafür bin ich noch zu klein“ oder „Meine Arme sind noch zu kurz um diesen Ast zu erreichen und mich hochzuziehen“ können mögliche Antworten sein die dein Kind sich selbst findet.

Was die richtigen Worte in deinem Kind auslösen können
Kommunizierst du mit deinem Kind auf eine verständnisvolle, wertschätzende Art und Weise, hat dies Auswirkungen darauf, wie es sich selbst wahrnimmt. Gibst du deinem Kind das Gefühl gleichwertig zu sein, obwohl ihr nicht gleich groß, gleich stark oder gleich erfahren seid, lehrst du ihm, dass es etwas Besonderes ist. In Folge wird es seine eigenen Fähigkeiten erkennen und lernen diese richtig einzuschätzen. Deine Worte können ihn ihm den Wunsch wecken, über sich selbst hinauswachsen zu wollen, zu lernen und sich selbst zu motivieren. Kommt die eigene Motivation von innen, stärkt sie einen auf natürliche Weise. Sie trägt einen durch die unterschiedlichsten Situationen, erweitert den individuellen Horizont und motiviert einen dazu eigene Erfahrungen machen zu wollen.
Ein Kind sieht die Welt durch die Augen seiner Eltern. In deinen Worten transportierst du deine Sicht auf dein Kind. Durch die Art und Weise wie du mit ihm sprichst, beeinflusst du wie es sich selbst wahrnimmt. Sind deine Worte liebevoll, verständnisvoll und wertschätzend, wird dein Kind lernen sich selbst zu lieben und zu verstehen. Es wird erkennen, dass es seinen eigenen Wert hat, den es gilt zu beschützen.

Drei einfache Ideen die du sofort umsetzen solltest
Sei ehrlich
Was du sagst, meine auch so. Was du versprichst, das halte auch. Aussagen wie „Ich gehe nur kurz aufs Klo“, wenn du dich von deinem Kind verabschiedest um längere Zeit weg zu bleiben und vermeiden möchtest, dass es weint, können das Grundvertrauen tief erschüttern. Mit einer Lüge wie dieser, schützt du nicht dein Kind, sondern nur dich selbst.
Halte einen Moment inne bevor du etwas zu deinem Kind sagst
Wie weiter oben bereits beschrieben, können einzelne Worte in der Kommunikation tatsächlich ins Gewicht fallen. Dies ist vor allem der Fall wenn es um die (indirekte) Bewertung einer anderen Person geht. Wähle deine Worte mit Bedacht. Oftmals reicht schon eine Millisekunde in der du kurz reflektierst welche Worte gerade sinnvoll wären. Hast du dir deine Botschaften an dein Kind erst einmal eine Zeit lang bewusst gemacht, wird sich deine Sprache ganz von selbst in die richtige Richtung verändern.
Ich-Botschaften anstelle von Du-Botschaften
Versuche von Du-Aufträgen zu Ich-Mitteilungen zu wechseln. Es macht einen großen Unterschied ob du deinem Kind sagst „Du darfst nicht in die Steckdose greifen“, oder ihm anstelle dessen zu sagen „Ich möchte nicht, dass du in die Steckdose greifst“. Bei einer Ich-Botschaft kannst du Kontakt zu deinem Kind herstellen um ihm mitzuteilen wie es dir geht und was du dir wünschst. Bei einer Du-Botschaft wird dieser Kontakt verhindert, indem eine oftmals haltlose, weil nicht erklärte, Belehrung stattfindet.

Begegnest du deinem Kind stets auf Augenhöhe und bemühst du dich um eine wertschätzende Kommunikation, wird es seine Mitmenschen und dich ebenso behandeln.