Heute hat meine Kleine wieder die Nacht zum Tag gemacht. Als ich halbblind im Dunkeln versuchte sie wieder in den Schlaf zu schuschuhen, sehnte ich mich still und heimlich zurück zu dem Moment als ich mit Grippe das Bett hüten musste. Ich war fast eine Woche außer Gefecht gesetzt…

Mein Freund nahm sich zwei Tage Pflegeurlaub und an den anderen Tagen sprangen meine Mama, Schwester und eine Haushaltshilfe ein. Einmal abgesehen von der Erkenntnis, wieviele Personen es braucht um die alltäglichen Aufgaben einer Mama auch nur annähernd zu ersetzen, erkannte mein Freund was ich alles täglich leiste. An dieser Stelle ist zu sagen, er ist mir grundsätzlich schon seit Jahren ein sehr verständnisvoller und dankbarer Lebenspartner. Den Alltag mit Hund und Kind neben dem Haushalt einmal zwei Tage (und fünf Nächte) so richtig und wahrhaftig am eigenen Leib zu erleben, brachte ihm jedoch ein noch tieferes Verständnis und ehrliche Dankbarkeit mir gegenüber. Das ist Balsam für jede erschöpfte Mamaseele, sag ich euch. Die Folge daraus…der Duft von Frühlingsblumen und Hühnersuppe für die Seele erfüllten mein Krankenzimmer.

In Quarantäne

Ich lag also mit literweise Tee bewaffnet in meiner Quarantänestation im Schlafzimmer, was in den ersten 36 Stunden wirklich eher unerfreulich war, hatte ich doch unter anderem mit starken Kopf-, Hals- und Gliederschmerzen zu kämpfen. Neben den körperlichen zugegebenermaßen sehr unangenehmen Erscheinungen, fiel es mir auch schwer mein Baby nur zu den Stillmalzeiten zu sehen und bei dessen sonstiger Pflege so gar keine Hilfe sein zu können. Ich fühlte mich so richtig nutzlos und unzulänglich. Nach besagten 36 Stunden fand ich mich dann aber langsam mit meiner neuen Situation ab. Die Kopf- und Halsschmerzen wurden weniger und machten Platz für einen großzügigen Schnupfen. Es begann die grandiose Zeit zwischen krank sein und sich wirklich miserabel fühlen und wieder so gesund sein, dass man seinen normalen Alltag wieder aufnehmen kann…auch bekannt als die Zeit des entspannten Schlaf Nachholens und netflixen. Meine neuen YummyMummy-Freundinnen versüßten mir den Tag und plötzlich fühlte es sich irgendwie wie Urlaub an. Ein Urlaubsgefühl, dass ich, obwohl dazwischen drei Wochen Urlaub lagen, seit der Geburt meiner Tochter nicht mehr kannte. Ich hatte rein gar nichts zu tun, musste nichts noch schnell erledigen. Ein wenig Scham und schlechtes Gewissen machten sich breit. Konnte ich wirklich hier liegen und nichts außer fernsehen, lesen und schlafen machen?
Wann immer ich mich aufraffte um zur Toilette zu gehen oder einen Tee zu machen, merkte ich, dass ich alles andere als gesund war. Also blieb mir nichts anderes übrig, als weiterhin Urlaub zu machen.

Der Erkenntnisse noch nicht genug, kamen nun auch mir plötzlich unzählige Gedanken…

Hat eine Mama nur Urlaub wenn sie dazu gezwungen wird nichts zu tun?
Oder bin nur ich so eine Mama?
Warum hole ich mir nicht auch im Alltag mehr Unterstützung?
Wäre ich dann vielleicht gar nicht krank geworden?
Würde es überhaupt funktionieren Unterstützung in dieser Form zu bekommen wenn ich gesund bin?

Der Alltag nach meinem „Grippe-Urlaub“ zeigt mir, dass es gut und wichtig ist sich immer wieder Pausen zu gönnen. Auch wenn das bedeutet sich vielleicht sogar manchmal bezahlte Unterstützung zu holen. Doch ganz ehrlich, das wusste ich auch schon davor. Einmal ein paar Stunden Hilfe in welcher Form auch immer zu bekommen, ist nett (auch bekannt als der kleine Bruder von scheiße), aber macht, wie man bei uns in Wien sagt, des Kraut a ned fett.
Fakt ist, einmal Tag und Nacht out of order zu sein, kann man sich, wenn man nicht gerade krank ans Bett gefesselt ist, als Mama eigentlich nicht wirklich leisten. Es mag sein, dass das nur in meiner Welt so ist und andere Mamas das besser hin bekommen. Es kann auch sein, dass ich dabei nicht ganz unschuldig bin, weil ich mir schwer tue abzugeben und meinen Perfektionismus abzulegen. Trotz alle dem glaube ich, dass das Verständnis und die Hilfsbereitschaft aller um einiges größer ist wenn man krank ist und nicht kann, als wenn man gesund ist und nicht will, bzw. sollte.
Wir leben einfach in einer Welt der Mutter-Kind-Kuren und Rehab-Aufenthalte. Sich den Alltag leichter zu gestalten um gar nicht erst dort zu landen, ist in unserer Gesellschaft so nicht vorgesehen. Dementsprechend wächst das Verständnis aller mit der Erschöpfung der Mütter. Traurig aber wahr.

In diesem Sinne, wünsche ich jeder Mama eine Grippe in Kombination mit einem liebevollen, verständnisvollen Mann und hilfsbereiten Freunden und Familienmitgliedern (und einer Haushaltshilfe die spontan Zeit hat) 😉