Ich oute mich hier jetzt mal. Es gibt Zeiten da brauch ich auch mal das Fernsehen als Ersatz für den Babysitter. Denn ich arbeite von zuhause aus, meist wenn die Kinder schlafen oder mein Mann übernimmt, wenn ich nachmittags Termine habe. Vormittags sind die Kinder in der Regel im Kindergarten – prinzipiell gelingt das alles ganz gut. Aber in der Urlaubszeit sind uns alle Stricke gerissen – ich hatte plötzlich niemanden, der meine Kinder während meiner Vormittagstermine hüten konnte. Fernsehen war deshalb unsere Supernanny, ich brauchte sie zwei Wochen lang um meine Kinder für ein oder zwei Stunden bei Laune zu halten. Nach zwei Tagen hat sich zuhause alles verändert.

Der Fernseher machte meine Kinder launisch

Morgens fragten die Kinder schon, ob ich arbeiten müsse oder wollten gleich mal drauflos fernsehen. Ich hasste es, weil meine Kinder sich auf keine Sendung einigen konnten. Sie mittlerweile auf alles abfuhren, was nicht ihrem Alter entsprach und wir ständig diskutieren mussten. Ich hasste es, weil es manchmal sehr lange dauerte, bis die Kinder aus der TV-Welt wieder zurückkehrten in die Realität. Ich konnte es nicht leiden, weil eine halbe oder eine Stunde meinen Kindern immer zu wenig erschien und sie danach oft aufgewühlt waren oder gar keine Beschäftigung mehr fanden. Ich bemerkte, dass meine Kinder extrem launisch wurden vom Glotzen und ich konnte das alles neben meinem Job gar nicht brauchen.

Außerdem mochte ich es gar nicht, wenn meine Kinder den ganzen Tag danach fragten und abwarteten, ob der Fernseher heute noch eingeschaltet wurde und selbst die viele Zeit, die wir gemeinsam hatten, davon bestimmt wurde.  Es ist dieser “lebensnotwendige” Stellenwert, den das Gerät plötzlich für meine Kinder übernahm, der mir die Sache so unangenehm machte.

Der Dealer streikt

Auch am Wochenende jammerten unsere Kinder um ihre Lieblingsbeschäftigung. Und weil ich das alles so nicht mehr wollte, haben mein Mann und ich beschlossen, das Ding zu eliminieren. Wir starteten den absoluten Fernsehentzug. Zuvor habe ich noch darüber gelesen, warum Kinder so derart auf Tablet, Fernsehen oder Handy fixiert sind und dabei entdeckt, dass Medienkonsum auf gleiche Weise wirkt wie Heroin. Das Gehirn reagiert auf Medienkonsum demnach wie auf eine Droge – die Glotze macht high und glücklich, solange sie läuft. Dreht man ab, beginnt die Depression. Denn Fernsehen macht auch furchtbar faul, es führt dazu, dass Kinder sich nicht mehr selbst bemühen zu Spielen oder unterdrückt ihre Kreativität. Das war es auch, was wir an unseren Kindern beobachteten, HALT – wir wollen unsere Kinder zurück!

Offiziell wurde unser Fernseher leider kaputt – der Cold Turkey begann schon morgens. Noch hundertmal fragten die Kinder, ob sie endlich mal glotzen dürfen, motzten, warteten, bettelten – aber das Teil blieb aus. Die Stimmung der Kinder war nicht die Beste und sie ließen sich kaum auf andere Gedanken bringen. Einen Nachmittag lang hat diese Trauerphase gedauert, dann haben sich die Kinder damit abgefunden. Am nächsten Tag war das Ding schon so gut wie vergessen und meine Kinder bauten wiedermal einträchtig riesige Duplo-Burgen, malten, sie vergaßen aufs Streiten und tobten glücklich gemeinsam durchs Haus. Wir finden unsere Kinder einfach viel besser ohne Drogenrausch, also suchen wir für den nächsten Notfall einen neuen Babysitter.