„Fahr doch, du Hirni!“, hallt es von der Rückbank nach vorne. Ich hätt’ es selbst nicht besser sagen können, das eben war aber mein Fünfjähriger. „Hearst, foar weidaaaa!“, kommt dann gleich vom Dreijährigen. Soviel zum Thema Imitation.

Dürfen kleine Kinder so was, einfach herumstänkern? Mein Mann kassiert gleich eine Rüge, für das grausliche „Foar weida!“ beim nächsten Ausflug, Vorbildwirkung und so. Wer sein Kind etwas genauer beobachtet, bekommt den Spiegel völlig ungefragt mal eben vorgehalten. Nicht nur unsere besten Seiten kommen da zum Vorschein, sondern auch die richtig miesen. Ich bin chaotisch und impulsiv, habe aber einen starken Hang zur Sauberkeit. Ehrlich, das geht zusammen. Ich putze sehr viel, trotzdem liegt alles herum und ich finde nie irgendwas – niemand sollte bei uns ungefragt Kommoden oder Schränke öffnen.

Mit den eigenen Klonen im Auto unterwegs

Und ich finde es furchtbar nervig, dass meine Kinder ihre Sachen mitten im Raum fallen lassen und so unordentlich sind – gleichzeitig aber sofort ein frisches T-Shirt wollen, weil irgendwo ein Winzfleck oben ist. Ist ja wie in der Schule, wenn der Nachbar ständig abschaut. Wegen dieser Nachmacherei hab’ ich mir das Fluchen beim Autofahren schon so gut wie abgewöhnt, aber hin und wieder geht’s noch mit mir durch – und da ist „Hirni“ halt die Jugendfreie Version in puncto Verkehrsbeschimpfungen. Mein Mann dagegen verwendet die foar-weida-Floskel ziemlich gerne.

Verstellen führt zu nichts

Es gelingt mir wirklich sehr oft, meine Gefühle im Zaum zu halten und vor meinen Kindern die Vernünftige raushängen zu lassen, aber anscheinend bin ich dann gar nicht so überzeugend. Laut Univ.-Prof. Wolfgang Mazal vom Österreichischen Institut für Familienforschung und seinem Team orientieren sich Kinder – bis zum zehnten Lebensjahr – in den Bereichen Konsum, Lese-, Gesundheits- und Umweltverhalten sehr stark an ihren Eltern.

Und jetzt kommt’s, sie unterscheiden dabei, ob wir glaubwürdig sind oder nicht. Deshalb funktioniert die Sache mit dem Zusammenräumen einfach nicht, ich will es den Kindern ständig einreden, die kennen aber meine Schubladen. Dafür hat mir der Große aber schon mit dem Klobesen die ganze Toilette samt Wand geputzt, ernsthaft. Nachdem ich mich emotional- und würgetechnisch wieder unter Kontrolle hatte, meinte er: „Ich wollte nur das Klo schön putzen“. Gut, wir sind also absolut ehrlich zueinander, er konnte meinen Brechreiz sofort gut deuten und hat derartiges nicht wiederholt. Und ich versuche erst gar nicht mehr so zu tun, als ob mich andere Verkehrsteilnehmer nicht aufregen würden. Ein Hirni ist jemand der im Kreisverkehr links blinkt und “foar weida” geht bei allen, die ihr Auto zur roten Ampel ausrollen lassen, wenn ich grade bei grün rechts abbiegen will – so hab ich das erklärt. Und ich erwarte mir künftig noch tatkräftigere Unterstützung von meinen Kindern, also nehmt euch in Acht, wir pöbeln zu dritt!