Eine ganze Zeit lang war ich als Mutter nicht ganz bei mir. Alles funktionierte, irgendwie. Heute weiß ich wieso – es klappte, weil du, als Vater, wusstest was zu tun ist. Wir wollten Kinder, wir bekamen Kinder. Unser großer Sohn ist heute sechs und der kleine drei Jahre alt. Wir dachten, wir sind reif. Wir glaubten, wir sind vorbereitet auf unser Projekt Familie. Wir waren es nicht. Ehe wir uns versahen, waren wir plötzlich rund um die Uhr Eltern, selten ein Paar und keiner mehr für sich selbst. Du hast gewartet. Eine ganze Weile war ich selbst mein größter Feind. Ich wollte zu viel, schaffte zu wenig. Du hast getröstet und Dinge übernommen. Das Eltern-Sein hat uns oft voneinander entfernt, das machte uns beide Angst. Du hast stärker gerudert. Du hast das verhindert. Wir hatten keine Zeit, einfach nie. Ständig war einer krank, irgendwas war zu reparieren. Aber du hast improvisiert und organisiert. Freie Tage schenkten wir Freunden und Verwandten, aber selten uns. Du hast eingekauft, gekocht aber nie geklagt. Ich bin jetzt eine Andere. Die Frau, die du von der zufälligen Begegnung auf der Party kanntest, ist bei der Tür raus getanzt. Die Neue kann jetzt Wasserfälle weinen, sie kann blind Windeln wechseln, sie kann aber nicht mehr auf High-Heels stehen. Mich hat das gestresst. Du bliebst dabei ruhig. Du hast Verständnis. Das bewundere ich.