Die Geburt eines Kindes verändert alles, so sagt man. Ich finde, wer es selbst nicht erlebt hat, macht sich keine Vorstellung davon wie sehr dieser Satz zutrifft.

Was Mamasein wirklich bedeutet…

Als wir uns dazu entschieden ein Kind in die Welt zu setzen, war uns bewusst, dass sich viel verändern wird. Beim Gedanken daran Mama zu sein, schwebte ich keineswegs gedanklich auf einer rosaroten Wolke dahin, nichtsahnend was wirklich geschehen würde. Nein, aufgrund meiner jahrelangen Erfahrung als Kindermädchen, Kindergärtnerin, Psychologin und Tante, hatte ich bereits Bekanntschaft mit so manch schlafloser Nacht und nervenaufreibendem Trotzanfall gemacht. Ich wusste also ziemlich genau, in der Theorie und auch in der Praxis, wie es sich wohl anfühlen würde „tatsächlich“ Mama zu sein. Das „tagtäglich“ jedoch ist es, das das echte und wahrhaftige Gefühl der Elternschaft nun noch stärker für mich spürbar macht. Denn eine schlaflose Nacht ab und zu und einen nervenaufreibender Trotzanfall hie und da steckte ich weg wie nichts. Nach 9 Monaten Schwangerschaft und 15 Monaten mit meiner Tochter weiß ich jetzt nicht nur was es bedeuten kann Mama zu sein, ich spüre es in jeder meiner Fasern. 24 Stunden am Tag für 7 Tage die Woche neben einem Haushalt, Partner, Familie, Freunden und einem Job die wichtigste Anlaufstelle für ein noch sehr unselbstständiges, anhängliches Menschlein zu sein, das ist es was Mutterschaft wirklich bedeutet. Es ist mit Abstand die härteste und schönste Erfahrung in meinem bisherigen Leben. Es ist ermüdend, nervenaufreibend, anstrengend und so einzigartig wudnerschön!

Warum ich mich seit der Geburt meiner Tochter verändert habe…

Neben den vielen klitzekleinen Bussis, Umarmungen und herzerwärmenden Kinderlachen, hat das Mamasein für mich auch ganz gute, teilweise hilfreiche oder gesunde Veränderungen mit sich gebracht. Seit meine Tochter mit uns mitisst, esse auch ich regelmäßiger. Früher habe ich mir unter tags oftmals nur einen schnellen Snack organisiert. Dieser bestand an stressigen Tagen nur aus ein paar Keksen. Jetzt koche und esse ich auch zu Mittag meist etwas Warmes und gesundes. Okay, ich gebe zu, dass sich mein Bedarf an ungesundem Essen nicht reduziert hat, sondern vielmehr auf die Abendstunden verlagert hat. Doch andererseits habe ich viele neue Gemüsesorten kennengelernt und esse nun weniger Fleisch und Wurst.
Ich trinke ja grundsätzlich viel zu wenig, schlichtweg weil ich darauf vergesse. Jetzt denke ich automatisch, immer wenn ich meiner Tochter etwas zu trinken gebe daran selbst einen Schluck zu nehmen.  Seit wir unserer Tochter das Zuprosten beigebracht haben, ist es zumeist sogar sie, die einfordert, dass auch ich etwas trinke. Normalerweise lasse ich mir nicht gerne etwas anschaffen, aber in diesem Fall bin ich ihr sehr dankbar dafür.
Seit 15 Monaten schlafe ich nur sehr wenig und unregelmäßig. Zugegeben, das ist wirklich scheiße. Doch auch dabei kann ich etwas Positives für mich finden. Denn an Tagen denen eine durchwachsene Nacht voraus ging, begegne ich mir selbst mit sehr viel Verständnis. Ich bemühe mich dann Prioritäten zu meinem eigenen Wohl zu finden, gehe besonders Achtsam mit mir um und gönne mir auch immer wieder etwas Besonderes. Dadurch, dass ich nun auch für jemand anderen Sorge trage, habe ich gelernt sehr stark auf mein Bauchgefühl zu hören. Ich gehe nicht mehr über meine eigenen Grenzen oder überrede mich selbst zu etwas wozu ich eigentlich keine Lust habe. Dies ist vermutlich die offensichtlichste und spürbarste negative Veränderung für meine kinderlosen Freunde. Doch für mich ist es eine durchwegs positive Erfahrung. Denn es macht wirklich wenig Spaß bis Mitternacht unterwegs zu sein, wenn man weiß, dass man den Rest der Nacht Kinderdienst hat und um spätestens 7.00 Tagewache ist.
Nebenbemerkt erkennt man in Folge dessen welche der zahlreichen Schul- und Unibekanntschaften wirklich das Potenzial für eine lebenslange Freundschaft haben.

Alles in Allem schlafe ich weniger und lache mehr. Ich weine auch mehr und bin verletzbarer, trotzdem lebe ich intensiver, achtsamer und bewusster. Ich bemühe mich mehr für meine Familie und mich einzustehen, behaupte mich vehementer gegenüber anderen und hinterfrage eingefahrene Überzeugungen. Ich denke mehr über die Zukunft unserer Gesellschaft nach, übe mich in Nachhaltigkeit und reflektiere alte Gewohnheiten. Ich möchte meiner Tochter ein Vorbild sein, viel Spaß mit ihr haben und gemeinsam mit ihr die Welt neu entdecken.
Dadurch weitet sich mein Blick auf diese mir bereits bekannte Welt und verändert sich dahingehend, dass ich sie durch die Augen meiner Tochter sehe. Ich genieße und schätze diese neue Erfahrung und wünsche sie allen Menschen. Sie bringt ganz viel Verwirrung und ganz viel Klarheit!