Habt ihr euch schon mal die Frage gestellt, wieso Männer Brustwarzen haben? Denn während die weibliche Brust zum Stillen unserer Kinder benötigt wird, scheint die männliche nicht wirklich eine Funktion zu erfüllen.

Liegt es daran, dass Männer sonst einfach nur komisch aussehen würden? Oder vielleicht, damit auf Social Media zumindest irgendeine Form von Nippel gezeigt werden darf (weibliche sind ja nach wie vor ein Tabu)? Nein und Nein. Die richtige Antwort finden wir in der menschlichen Entwicklung.

Deswegen haben Männer Brustwarzen

Um genau zu sein, liegt der Schlüssel zur Beantwortung der Frage, wieso auch Männer Nippel haben, in der Frühphase der menschlichen Entwicklung. Bis zur siebten Schwangerschaftswoche werden nämlich zunächst unabhängig vom tatsächlichen Geschlecht die gleichen körperlichen Anlagen herausgebildet. Theoretisch ist zwar von Anbeginn einer Schwangerschaft klar, ob das Kind ein Mädchen oder ein Bub wird, denn gleich bei der Befruchtung der Eizelle steht fest, welches phänotypische Geschlecht sich später entwickelt. Das ist abhängig davon, ob ein männlicher (XY) oder ein weiblicher (XX) Chromosomensatz im männlichen Spermium vorhanden ist. Der Phänotyp ist übrigens das Erscheinungsbild und beschreibt die Menge aller Merkmale eines Organismus. Praktisch gesehen sieht das Ganze aber etwas komplizierter aus. Bis zur zehnten Schwangerschaftswoche nämlich ist der menschliche Embryo “phänotypisch weiblich”. Denn erst danach sorgt das Y-Chromosom dafür, dass sich ein männlicher Hoden entwickelt.

In der Frühphase der Schwangerschaft besteht also kein Unterschied im Hinblick auf das Geschlecht, selbst die Anlage der sogenannten Keimdrüsen, also Eierstöcke beziehungsweise Hoden, zeigt zunächst keinen Unterschied. In den ersten Wochen ist der Embryo im Mutterleib demnach quasi geschlechtlich indifferent. Alle lebenswichtigen Organe bilden sich in dieser Phase aus, auch die Brustwarzen sind bald sichtbar. Ab dem dritten Monat kommen dann die Geschlechtshormone ins Spiel, die das biologische Geschlecht des Kindes meist eindeutig festlegen. Das Y-Chromosom ist für die Ausschüttung des männlichen Geschlechtshormons Testosteron und des Anti-Müller-Hormons verantwortlich, wodurch sich die männlichen Geschlechtsmerkmale entwickeln und die Anfänge der weiblichen Merkmale wieder verkümmern. Werden diese Hormone aber nicht ausgeschüttet, entwickelt sich der Fötus zu einem Mädchen.

Waren wir früher alle Zwitter?

So weit, so gut. Jetzt wissen wir also, wieso es die funktionslosen Warzen am Körper unserer männlichen Erdenmitbewohner gibt. Die Natur hält sich einfach noch mehrere Wochen offen, ob ein Embryo Mann oder Frau wird. Das lässt sich auch in unserer Evolution ablesen. Erst vor etwa 250 Millionen Jahren wurde festgelegt, dass jedes Säugetier ein endgültiges Geschlecht hat. Doch nicht immer werden Kinder geboren, die eindeutig einem biologischen Geschlecht zuordenbar sind. Zudem kann es passieren, dass das zugewiesene Geschlecht nicht mit der eigenen, tatsächlichen Gefühlswelt übereinstimmt.

In der frühesten Phase unserer Entwicklung sind wir vereinfacht gesagt, also alle zwittrig. Die Brustwarzen am Mann beweisen das. Während weibliche Mamillen aber die wichtige Funktion des Stillens haben, sind männliche Nippel komplett funktionslos. Dabei hätten die Brustwarzen von Männern sogar die Voraussetzungen fürs Stillen, denn der männliche Organismus besitzt eigentlich alle Anlagen zur Milchbildung. Wirklich große Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Nippeln gibt es also keine. Außer einen: Weibliche dürfen in sozialen Netzwerken nicht gezeigt werden, männliche schon.