Und plötzlich, als wir das Krankenhaus erreichten, waren die Wehen wie weggeblasen – mein Baby war noch immer in meinem Bauch.

 

Oh ah !!! Ein Ziehen im Unterleib. Ob die Geburt nun losgeht? Oh ah !!! Das Ziehen nimmt zu. Alle 5 Minuten kommt es schon! Und langsam muss ich stehen bleiben und sie wirklich veratmen. Schatz, nimm meine Tasche – wir fahren ins Krankenhaus!

 

Im Krankenhaus angekommen geben wir stolz an, dass die Wehen nun seit 2 Stunden regelmäßig alle 5 Minuten, eine Minute dauern und ziemlich stark sind. Das CTG wird angehängt und wir sehen: es passiert … nichts! Schlagartig haben die Wehen wieder aufgehört. Aber warum, weshalb, wieso?

 

Der Körper zeigt uns manches sehr deutlich. Zuhause, in der vertrauten, sicheren und geschützten Umgebung fühlen wir uns wohl und geborgen. Das weiß auch unser Körper. In den eigenen vier Wänden, in gewohnter Umgebung, mit den liebsten Menschen um uns, können wir uns leichter entspannen und fallen lassen.

 

Im Krankenhaus angekommen, ist alles fremd, die Räume für uns neu, die Menschen um uns herum meist unbekannt, fremde Gerüche, Geräusche, eine Blutabnahme hier, ein Venenzugang da, Identifikationsband aufs Handgelenk, Krankenhausnachthemd an, Aufnahmegespräch mit dem Arzt oder der Ärztin und so weiter …

 

Der Körper schaltet auf stur. In dieser fremden Umgebung soll er nun wie davor, einfach so weitermachen und hier soll nun die Geburt stattfinden? So schnell geht das nicht!

 

Die Geburt ist ein intimes Ereignis und ein unbeschreibliches Spektakel. Der Körper fühlt sich zuhause am wohlsten und sichersten. Nicht ohne Grund zogen sich früher Gebärende in die eigenen Vier-Wände oder sichere Höhlen zurück, um ihr Kind in einer geschützten Umgebung auf die Welt zu bringen. Im Krankenhaus ist alles anders. Der Körper stoppt den Prozess, vielleicht sogar flüchten, möchte sich zurück ziehen und sagt „Hier ist alles fremd, ich fühle mich nicht sicher. Gib mir noch ein bisschen Zeit, um alles kennenzulernen und der fremden Umgebung zu vertrauen“.

 

Für die Psyche bedeutet der Wechsel ins Krankenhaus: Alarmstufe rot! Gefahr! Es bedarf also einer (Ein-) Gewöhnungsphase. Erst wird die Umgebung abgecheckt und wenn man richtig angekommen ist und sich an das Umfeld gewöhnt hat, dem medizinischen Personal vertraut, dann kommen die Wehen wieder! Und: man braucht überhaupt kein schlechtes Gewissen zu haben oder das Bedürfnis verspüren, sich rechtfertigen zu wollen, dass das zuhause wirklich richtige Wehen waren. Hebammen wissen über die Hintergründe und den physiologischen Ablauf im Körper bescheid. Es ist völlig normal, dass man sich erst an eine neuen Umgebung und an die Personen drum herum gewöhnen muss, bevor man sich entspannen, loslassen, öffnen und auf das bevorstehende Ereignis einlassen kann.