Die Weltgesundheitsorganisation kritisiert, dass medizinische Interventionen bei Geburten immer häufiger werden. Sie spricht sich etwa gegen den wachsenden Einsatz von Wehenmitteln aus.

In der Praxis kommt es immer häufiger vor, dass in natürlichen Geburten medizinisch interveniert wird. Dem erteilt die WHO nun eine klare Abfuhr. Denn in vielen Fällen sei eine solche Intervention überflüssig und könne Mutter und Kind gefährden.

Der Trend, den Geburtsvorgang einzuleiten, zu beschleunigen, zu beenden, regulieren oder beobachten, läuft, so die WHO, den Fähigkeiten vieler Frauen, ein Kind zu gebären, zuwider. Denn ein Großteil der 140 Millionen Geburten jährlich verlaufe ohne Komplikationen. Selbst wenn ein medizinisches Eingreifen notwendig wird, müssten die werdenden Mütter stärker in die Entscheidung eingebunden werden.

Langsame Öffnung des Muttermunds deutet nicht zwingend auf Komplikationen hin

Konkret wendet sich die WHO gegen den immer häufigeren Einsatz von Wehenmitteln wie Oxytocin zur Beschleunigung der Geburt. Auch wirft sie die Faustregel über Bord, dass sich der Muttermund bei einer komplikationslosen beginnenden Geburt etwa einen Zentimeter pro Stunde öffnen sollte. Für manche Frauen sei das unrealistisch. Eine langsamere Öffnung allein deutet nicht automatisch darauf hin, dass es bei der Geburt Komplikationen geben wird.

Zudem werden Interventionen kritisiert wie der automatische Anschluss an einen Wehenschreiber, der Dammschnitt als Routineeingriff oder das automatische Absaugen von Mund und Nase der Babys. Auch die steigende Zahl der Kaiserschnitte ist Ausdruck des Trends, Geburten stärker zu kontrollieren.