Der erste Kampf um die Schaufel in der Sandkiste, es folgt ein blaues Auge im Kindergarten und spätestens in der Schule werden Schimpfwörter inflationär verwendet.

Die Welt da draußen ist hart und herzlos. Kinder können verletzend und grob sein. An manchen Tagen überlegst du dir, ob es nicht am besten wäre wenn dein Baby das behütende Elternnest niemals verlässt. Natürlich ist das nicht nur nicht möglich, sondern schlicht und einfach kein geeigneter Weg um es, vor den negativen Emotionen die die Welt für es bereit hält, zu schützen.

Wie aber sollen wir dann mit Situationen wie diesen umgehen? Wie können wir unsere Kinder vor den Launen und unsensiblen Anwandlungen anderer schützen? Die Antwort heißt…

„gar nicht“, denn sobald Menschen miteinander in Kontakt treten, werden Unterschiede deutlich. Verschiedene Einstellungen, eigene Meinungen und eine Vielzahl an Erfahrungen treffen in diesen Momenten aufeinander. Hinzu kommen die allgemeine Tagesverfassung, das eigene Wohlbefinden und die Tatsache, dass manche Menschen einem schlicht und einfach nicht liegen. Das zeigt sich schon bei Kindern. Sie suchen sich in der Regel ihre Spielkameraden selbst aus und öffnen sich nur für die Freunde und Verwandte ihrer Eltern, welche ihnen auch sympathisch sind. Was wahrscheinlich bitter für die Urstrumpftante aus Buxdehude ist, ist extrem wichtig für dein Kind. Denn dadurch, dass es auf seine innere Stimme hört und ihr folgt, entwickelt es ein Gefühl für sich selbst, seine eigenen Bedürfnisse, Wünsche und sein Wohlgefühl.

Warum es wichtig ist, dass dein Kind auch eigene Entscheidungen treffen darf
Es ist entscheidend, dass du dein Kind zu keinem Kontakt zwingst, denn es nicht möchte. „Ach gib der Oma doch ein Bussi“, „Jetzt borge doch deinen Puppenwagen diesem Bub“, all diese Bitten können dein Kind in einen echten Zwiespalt bringen. Indem du es dazu bringen möchtest, den Erwartungen anderer sowie deinen eigenen zu entsprechen, sagst du ihm indirekt, auch wenn es das nicht will soll es entgegen seinem Gefühl und seiner Überzeugung handeln. Erlebt sich ein Kind sehr oft in Situationen wie diesen, kann es sein, dass es über seine eigenen Grenzen geht um den Anforderungen seiner Eltern zu entsprechen. Es lernt dabei, dass von ihm erwartet wird Dinge zu tun, die es eigentlich nicht für richtig und angenehm empfindet. Das Selbstbewusstsein wird in seine Schranken verwiesen, das Bauchgefühl löst sich früher oder später in Luft auf.

Wie du dein Kind in herausfordernden Situationen begleiten kannst
Solange dein Kind noch zu jung ist um selbst zu sagen was es (nicht) möchte, bist du sein Sprachrohr. In Situationen in denen eine Forderung an dein Kind gestellt wird, ist es wichtig, dass du gemeinsam mit ihm herausfindest was es möchte.
Es kann sehr unangenehm für Eltern werden, wenn ihr Kind sich weigert die engsten Verwandten zu begrüßen. Dabei solltest du deinem Kind klar machen, dass es (wenn dies der Fall ist) dir wichtig ist, dass es Opa und Oma begrüßt und verabschiedet. In welcher Form es dies tut, sollte jedoch im Ermessen deines Kindes sein. Findet gemeinsam eine passende Alternative zu einem Kuss.
Indem du dein Kind liebevoll und achtsam in herausfordernden Situationen begleitest, zeigst du ihm wie es diese meisten kann und sich trotzdem selbst treu bleibt. Sobald es alt genug ist, kann es dann ganz alleine entsprechend darauf reagieren. Mache dir bewusst, dass die Art wie du mit deinem Kind sprichst, zu seiner inneren Stimme wird.

Wodurch Kinder wirklich stark werden
Nicht indem wir unseren Kindern alles ab- oder vorwegnehmen werden sie selbstbewusst. Nicht indem wir ihnen sagen was sie tun oder lassen sollen, bilden sie sich ihre eigene Meinung. Nicht indem wir ihre Bedürfnisse und Wünsche ignorieren, lernen sie auf ihr Bauchgefühl zu hören.
Nicht idem wir unsere Kinder in die Richtung schieben in der wir sie gerne hätten, werden sie stark für die Welt.
Nicht indem wir versuchen unsere Kinder vor der Welt zu schützen, bewahren wir sie wirklich vor Unheil.
Kinder werden richtig stark und selbstbewusst, wenn sie ihren eigenen Weg gehen und ihre individuellen Antworten finden dürfen. Unsere Aufgabe als Eltern ist es, sie dabei bestmöglich zu begleiten. Die Entwicklung eines gesunden Körpergefühls, das Setzen eigener Grenzen und das Entwickeln und Verfolgen kreativer Ideen können einen großen Beitrag auf dem Weg zu echter Stärke leisten.
Wenn dein Baby einmal fast erwachsen ist, es zumindest glaubt zu sein, wird es hinaus in die Welt gehen. An manchen Tagen wird es dir vorkommen als würde es auf einem Trapez ohne Netz wandeln. Damit der Drahtseilakt namens Leben gelingen kann, baue gemeinsam mit deinem Kind ein Netz aus Selbstwert, Selbstsicherheit und Selbstbewusstsein auf. Bestärke es darin, eigene Entscheidungen zu treffen und dazu zu stehen. Lehre es, seine Entscheidungen und sein Verhalten zu reflektieren und mit den Folgen dessen zu leben. Und lasse es seine eigenen Fehler machen.

Wir wünschen dir Zuversicht und ganz viel Liebe bei der Begleitung deines Kindes!